Testbericht des Fotoadapters TLS-APO von Swarovski
Gastkommentar von Oliver Fell
Die Kombination Swarovski ATS/M bzw. ATX (und natürlich auch die Geradeinblicke) mit dem neuen TLS-APO Adapter und einer DSLR oder einer Spiegellosen finde ich nicht uninteressant. Leider finden sich zumindest auf Deutsch in den Weiten des Netzes nicht so sehr viele Erfahrungsberichte dieser noch recht neuen Kombination bzw. sind die zu findenden Informationen unvollständig und teilweise fehlerhaft.
Daher hier mal ein paar Zeilen, was mir so aufgefallen ist, was gut ist und was weniger gut ist:
Über das Spektiv -bei mir ATS 80 HD von Swarovski- schreib ich jetzt mal nix. Bis auf einen nicht ganz unerheblichen Punkt unterscheidet sich die Anwendung des TLS -APO am ATS/M zur Kombination mit dem neuen ATX nicht. Auf diesen Punkt komme ich noch mal zurück. Ob der Adapter auch an andere Spektive passt? Ich meine eher nicht und wenn, wäre es Zufall und gibt es sicher Einschränkungen, die wahrscheinlich den Nutzen in der Praxis so einschränken, dass man mit anderen Lösungen besser fährt. Eigentlich ist das TLS-APO ein Rückschritt bei den Digiscopie-Adaptern. Zeiss, Leica und vor allem Swarovski, aber auch andere haben seit einigen Jahren das „Klappsystem“ etabliert, bei dem die Kamera einfach nur vor das Okular geklappt wird, ohne das -hoffentlich ausreichend fixierte- Spektiv vom eingestellten Vogel weg zu verstellen. Beobachten und zack ist die Kamera vorgeklappt und der Vogel fotografiert (zumindest in der Theorie).
Diese Systeme funktionieren in der Praxis zumindest bei den von mir ausprobierten Produkten von Zeiss und Swarovski recht gut. Seit einiger Zeit benutze ich den (alten) DCB-Adapter von Swarovski mit der Canon S100 oder der Nikon V1 (Vorsicht, bei der Nikon V1 passt das Standard 10-30 Zoom ohne Bastelei nicht!!!).
Warum also der TLS-APO?
Für mich (also subjektiv!) gibt es ein paar Punkte, die mich an meiner bisherigen Kombination nerven. Für die Canon S100 gibt es keinen Fernauslöser. Man muss sich was zusammenfrickeln und hat dann immer so einen Drahtauslöser oder je nach Kamera eine riesige Funkbox an der Einheit rumbaumeln. Geht alles, aber nervt etwas. Die üblichen Lösungen zum Anbau eines Drahtauslösers lassen sich mit den meisten „Klapp-Adaptern“ nicht verwenden, da diese Drahtauslöserhalterungen meist auch am Stativgewinde befestigt werden, aber leider wird dieses Gewinde zum Befestigen der Kamera auf dem „Klapp-Adapter“ benötigt. Die Verwendung des Selbstauslösers ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss, weil eben die Aufnahmesituation nur grob eingeschätzt werden kann. Was weiß man, wo der Vogel in den zwei Sekunden bis zur Auslösung den Schädel hin dreht. Je nach Kamera kann es auch sein, dass man den Selbstauslöser nach jeder Aufnahme neu aktivieren muss oder zumindest nach jeden Ausschalten der Kamera. Wirklich schnell ist man dann mit der ohnehin nicht aktiongeneigten Digiscopiererei nicht. Auch alles nicht so schlimm, nur nervt irgendwann die Summe der Nachteile.
Bei der Canon S100 und einigen anderen Kompaktknipsen ist der Autofokus bei schlechterem Licht und größerer Vergrößerung –vorsichtig formuliert - Mist. Außerdem sind diese Displays an den Kompaktknipsen eher für nette oder weniger nette Hochzeitsbildchen im Standesamt gemacht; bei Sonnenlicht draußen ist man dem vorherigen Fokussieren mit dem Spektiv-Okular und dann dem Autofokus vollständig ausgeliefert. Sehen kann man auf dem Display je nach Sonnenstand nichts, höchstens ahnen. Auch hierfür gibt es wieder Abhilfen mit irgendwelchen mehr oder weniger guten Lupenaufsätzen, aber dann sind wir preislich und gewichtsmäßig irgendwann doch fast auf DSLR-Niveau. Und die Qualität der kleinen Chips der Kompakten ist halt limitiert, wenn man möglicherweise noch Ausschnittvergrößerungen machen will oder die Empfindlichkeit etwas höher als 400 ASA eingestellt werden muss. Die Nikon V1 hilft bei einigen dieser Punkte, selbst wenn der Fernauslöser nicht der beste ist (keine Serienbildfunktion) und der recht kleine Chip immer noch einschränkt, aber durch den Crop-Faktor auch Vorteile bringt. Im Vergleich zu einer der üblichen Kompaktknipsen ist das aber Gejammer über die Digiscopie-Qualität der Nikon V1 auf deutlich höherem Niveau ;-)
Wesentlicher Punkt, der für die V1 spricht
Das Ding hat ein elektronisches Okular und man muss nicht mehr auf dem Display rumraten. Dafür ist die Kamera schwerer und montiert auf dem (alten) DCB wird eine Wanderung mit Stativ, montiertem Spektiv und daran DCB mit Kamera dazu führen, dass plötzlich so einiges am Stativ ins Wandern gerät. Trotzdem ist die Kombination DCB (alt) mit Nikon V1 ziemlich gut. Insbesondere der Autofokus ist überzeugend, wenn man ihn (bei der Digiscopie) mit dem von Canon S100 & Co. vergleicht.
Kleine Anmerkung am Rande: Beim neuen DCB 2 sehe ich bei der Anwendung am ATS/M-Spektiv im Gegensatz zur Montage am neuen ATX einen riesigen Nachteil, weil meines Erachtens der gesamte Adapter abgenommen werden muss, um den Zoom am Spektiv-Okular zu verstellen. Und die (De-)Montage des DCB 2 ist halt nicht so fix ausgeführt, wie die des TLS-APO. Das ist aber eine theoretische Überlegung, die auf den Erfahrungen mit der Montage des alten DCB beruht; ausprobiert habe ich es nicht.
Was bietet der TLS-APO-Adapter für Möglichkeiten
Es können DSLR und Spiegellose montiert werden. Das bringt vor allem eine wesentlich bessere Qualität des Chips und damit der Auflösung und der Dynamik. Und diese Kameras haben optische oder elektronische Okulare und das ist auch gut so: DAS TLS-APO IST MIT EINER REINEN DISPLAYKNIPSE NICHT NUTZBAR!!!, denn es gibt keine Autofokusfunktion. Es muss ausschließlich über das Spektiv scharf gestellt werden, da das TLS-APO, das wie ein Objektiversatz montiert wird, keine Fokussierung der Linse hat. Damit ist eine Schärfeeinstellung nicht möglich. Nur am Rande und für die Digiskopie auch völlig unwichtig; eine Blendeneinstellung gibt es auch nicht. Es mag sicher Leute auf dieser Welt geben, die in der Lage sind, auch bei hellem Sonnenlicht über das Bild auf dem Kameradisplay einer okularlosen Spiegellosen (Bsp. Nikon J1) allein mit dem Spektiv zu fokussieren. Aber für so was braucht man eigentlich das TLS-APO nicht. Da ist der DCB-Adapter sicher besser geeignet.
Das TLS ist ähnlich einem –umgerechnet auf Kleinbild- 30mm-Objektiv, leichten Weitwinkel. Eine Zoom-Funktion wie bei den üblicherweise zur Digiscopie benutzen Kompaktknipsen gibt es daher nicht. An einer „Crop-DSLR“ funktioniert das TLS bei allen Vergrößerungen meines Weitwinkelzoomokulars am Spektiv ohne Vignettierung, bei einer Vollformat DSLR ist die Weitwinkelwirkung größer und das Ding vignettiert, wenn man nicht (Bsp. für Nikon) auf DX umstellt. Also extra wegen der Digiscopie mit dem TLS-APO eine Vollformat-DSLR zu kaufen, macht keinen Sinn, aber es funktioniert, wenn man auf „verkleinerten Chip“ umstellen kann oder wenn man am PC zu Hause dann die vignettierten Ränder wegschnippelt. Richtig Sinn macht es aber nicht.
Bei der Nikon V1 wird es noch interessanter. Zwar ist der Chip kleiner und damit im Vergleich schlechter als bei einer DSLR, aber dafür ist der Crop-Faktor mit 2,7fach fürs Digiscopieren nicht uninteressant. Dafür muss man bei dem kleinen Chip der Nikon V1 wieder mit der Einschränkung leben, dass man die Empfindlichkeit nicht so hoch drehen kann, wie bei einer guten, neuen DSLR, aber doch deutlich höher, als bei einer Canon S100. Leider hat die Nikon V1 noch ein Problem mit dem TLS-APO und dazu komme ich jetzt.
Wie kommt das TLS-Ding an die Kamera?
Man braucht einen T2-Adapter, der zur jeweiligen Kamera passt. Diesen Adapter gibt es für so um die 20 € für jede gängige Kamera mit Wechselobjektiv (!). Ohne T2-Adapter bringt man das TLS nicht an die Kamera. Logisch, dass bei der Vielzahl der verschiedenen Kamerabajonette Swarovski nicht auch noch einen jeweils passenden T2-Adapter beilegt, auch wenn man das bei dem Preis des TLS-APO eigentlich erwarten könnte. Nur bei der Nikon V1 (und wahrscheinlich auch V2; das sollte man vorher klären) wird es komplizierter bzw. teurer. Es gibt zwar einen T2-Adapter für die Nikon V1, aber das Ding funktioniert nur auf vollständig manueller Einstellung, weil die Kamera das TLS-APO über den normalen T2-Adapter nicht als Objektiv erkennt und außer im Manuell-Modus dann nicht funktioniert. Die vollständig manuelle Einstellung verlangt dann auch, dass man die Verschlusszeit schätzen (!) darf und dann gibt es noch eine Bildverarbeitungsverzögerung (nur bei dem „normalen“ T2-Adapter), die in der Praxis die Kombination Nikon V1 mit „normalem“ T2-Adapter nicht sinnvoll nutzen kann. Da muss man dann den Geldbeutel recht weit aufreißen und zwei Adapter kaufen, von denen einer richtig teuer ist. Man braucht den Nikon FT1-Adapter, der eigentlich dazu dient, „normale“ Nikon-Objektive an die V1 zu bringen und dann braucht man noch einen T2 Adapter „Nikon-normal“. Wer also nicht gerade einen FT1 aus anderen Gründen hat (hatte ich), befindet sich bei der Kombi TLS-APO an Nikon V1 auf einem finanziellen Holzweg. Dann lieber die V1 verkaufen und die Kohle gleich in eine DSLR versenken.
Jetzt hat so eine DSLR einen geringeren Crop-Faktor als die V1, was bei der Digiscopie ja eher negativ ist. Die Nicht-Vollformat-Nikon-DSLRs haben einen Crop-Faktor von 1,5, bei Canon-DSLR sind es wohl 1,6 oder 1,7. Wie erwähnt hat die Nikon V1 einen Crop-Faktor von so um die 2,7. ABER: Ich hab mal rumgespielt. Größere Ausschnittvergrößerungen bei Aufnahmen mit der Nikon V1 verbieten sich wegen der Chip-Qualität. Bei einer besseren DSLR (bei mir Nikon D300) geht da schon mehr mit einer Ausschnittvergrößerung. Ich komme mit der D300 und Ausschnitt bei immer noch besserer Qualität auf die gleiche „Bildgröße“ wie bei der V1 ohne Ausschnitt. Dafür ist die V1 wesentlich leichter, die DSLR verträgt mehr Hochdrehen der Empfindlichkeit. Hier muss jeder selbst wissen, was ihm wichtiger ist oder situationsabhängig –wenn vorhanden- die verschiedenen Kameras einsetzen.
Ich benutze überwiegend die Nikon V1, weil bei mir oft der Fokus auf der „Belegaufnahme“ liegt. Sind die Lichtverhältnisse schlecht (Bewölkung) und/oder ich habe die Hoffnung den Vögeln so nahe zu kommen, dass ich den Vergrößerungsfaktor des Spektiv-Okulares nicht voll ausnützen muss, kommt die D300 mit. Vielleicht hier noch als Anmerkung, dass es nur auf die Digiscopie bezogen, sicher geeignetere DSLR als die Nikon D300 gibt. Die D300 ist halt nicht die leichteste Kamera…
Was spricht noch für den TLS-APO?
Die Flaschenböden, vulgo „Objektiv“ an den Kompaktknipsen sind neben dem nicht sehr „lichtstarken“ Chip noch so ein Nachteil der Knipsen. Bei größeren Entfernungen und damit Vergrößerungen am Spektiv-Okular und vielleicht noch vollem Zoom an der Kompaktknipse sieht man diese „Qualität“. Das TLS-APO ist da optisch auf einem ganz anderen Niveau.
Wenn man sucht, findet man bestimmt irgendwo im Netz noch eine Info, welche fixe Blende das TLS-APO hat. Ich habe zumindest den Eindruck, dass es nicht „lichtschwächer“ ist, als ein Flaschenbodenzoom an einer Kompaktknipse mit Offenblende 5,6 oder schlechter. Hier bin ich zu faul, zu suchen bzw. kann ich die Blende des TLS-APO eh nicht ändern.
Praxistest
Beim ATS/M muss erst mal eine „Umfangvergrößerung“ um das Okular geschnallt werden. Das Ding hat bei Swarovski sicher auch einen Namen, aber auch da bin ich zu faul zum Suchen. Wie die Montage geht, sieht man in der Betriebsanleitung bzw. auf einigen Youtube-Videos. Simpel ist vielleicht der richtige Ausdruck, aber man sollte wenigstens mal einen Blick in die Montageanleitung werfen. Dieses auf das Zoomokular des Spektives gesetzte Ding bleibt dann einfach dran. Leider geht dann der alte DCB-Adapter nicht mehr dran, wenn man den doch noch mal nutzen will. Da muss dann das Ding wieder runter. Aber wer schleppt schon 2 Systeme unterwegs mit? Der neue DCB 2 passt dagegen weiterhin, aber wie weiter oben schon erwähnt, vermute ich in der Praxis beim ATS/M Probleme mit dem neuen DCB 2. Beim ATX dagegen nicht, weil die Zoomverstellung woanders liegt.
Die Zoom-Verstellung funktioniert mit montierter TLS-APO-Umfangvergrößerung am ATS/M weiterhin, allerdings mit einer Einschränkung, die beim neuen ATX entfällt: Man muss zum Zoomen einen kleinen Hebel drücken und das Zoom hat jetzt 7 Rasterungen. Außerdem sieht man die Aufdrucke, welche Vergrößerung man gerade nutzt, nicht mehr. Letzteres ist egal. Braucht man das? Wenn ja, einfach mit Lackstift auf das Ding schreiben oder die Raststufen mitzählen. Leider kann man so nicht wie beim alten DCB mit geringer Vergrößerung des Spektiv-Okulars den Vogel im Blick-/Fotofeld zentrieren, dann reinzoomen und dann scharf stellen. Erst muss der Vogel richtig im Blickfeld des Spektivs eingestellt werden (da der Vogel ähnlich gut hört wie mein Hund, stell ich immer das Spektiv auf den Vogel ein ;-). Dann muss die passende Vergrößerung am Zoomokular des Spektivs eingestellt werden, und dann wird erst die Kamera mit dem TLS-APO aufgesetzt und manuell am Spektiv scharf gestellt. Das liest sich viel schlimmer als es ist. Es geht verdammt schnell und dauert nicht länger als das Runterklappen der Kamera am alten DCB. Das Aufsetzten des TLS-APO mit Kamera geht so leicht, dass die Gefahr, das Spektiv zu verstellen, geringer ist, als beim Runterklappen des DCB. Das geht so schnell, weil das System so gut aufeinander abgestimmt ist.
Das ist neben der optischen Qualität ein wesentlicher Vorteil des TLS-APO im Vergleich zu den unzähligen „Aufsetzlösungen“, die es aus den Anfängen der Digiscopie gab und heute auch noch gibt. Das TLS-APO ist –abgesehen von den Objektivlinsen- nichts anderes als eine Weiterentwicklung des alten UCA-Adapters, der halt doch deutlich wuchtiger war und dessen Aufstecken alles andere als ruckfrei und schnell ging. Angenehm ist auch, dass sich dieser Okularring, den man als Nichtbrillenträger am Okluar des Spektives rausdrehen lässt und man das TLS-APO trotzdem aufsetzen kann. Beim alten UCB ist das nicht möglich. Da muss der Ring immer reingedreht werden, bevor man die Kamera runterklappt. Das vergisst man nur gerne, und dann ist der Vogel weg oder das Spektiv verstellt.
Kommen wir jetzt zum Fokussieren
Ich hatte erhebliche Bedenken, dass es beim Scharfstellen des Spektivs über das Okular der Kamera, insbesondere bei dem elektronischen Okular der Nikon V1, Probleme geben wird, da das ATS/M keine Feineinstellung wie z. B. bei Leica oder Zeiss hat. Aber es funktioniert erstaunlich gut. Ob die Möglichkeit der Vergrößerung bei den elektronischen Okularen wirklich etwas bringt, muss jeder selbst entscheiden. Bei der Nikon V1 gibt es die Möglichkeit, eine Vergrößerung von 100% (und mehr) einzustellen. Mir hilft das kaum, aber es geht auch sehr gut ohne diese Vergrößerung/Lupenfunktion.
Ein ganz wesentlicher Punkt dabei ist aber, dass man das Okular der Kamera auf das eigene Sehvermögen wirklich auch abgestimmt hat. Wenn das Kamera-Okular nicht auf die eigene Weit- oder Kurzsichtigkeit abgestimmt ist, wird man es nicht schaffen, das Spektiv über das Kameraokular wirklich scharf zu stellen bzw. wird das belichtete Foto dann nicht scharf. Beim Autofokus ist das –dessen genaue Justage ab Werk unterstellt- vollkommen egal.
Mit der Möglichkeit des manuellen Fokussieres ist es endlich möglich, Vögel im Geäst eines Waldes scharf abzubilden, wenn bei einem Autofokus immer dieser blöde Ast vor dem Vogel scharf wurde oder das Geäst hinter dem eigentlich frei sitzenden Vogel, der nur leider zu weit weg war, um für den Autofokus als Schärfeziel erkennbar zu sein. Kein bescheuertes Rumdrücken auf irgendwelchen Miniknöpfen der Kamera, um den Autofokus dahin zu bekommen, wo er hin soll, aber oft nicht hin kommt.
Das mit dem manuellen Fokussieren ist wirklich fein und reduziert den Ausschuss bzw. die Größe des Ordners „Belegaufnahmen“ auf dem PC erheblich. Ich halte den fehlenden Autofokus und das Fokussieren ausschließlich über das Spektiv für DEN Vorteil des TLS-APO.
Noch ein paar Praxisdinge
Eine Schiene zum Verstellen des Auflagepunktes des Spektivs auf dem Stativ ist (fast) unumgänglich. Ob das jetzt die Teleskopschiene TR 2 von Swarovski ist oder eine andere, ist egal. Nur braucht es schon einen reichlichen Verstellbereich, um das Spektiv mit aufgestecktem TLS-APO austarieren zu können. Ohne diese Schiene kippt das Spektiv bei aufgesetzter TLS-Kamerakombi gnadenlos nach hinten, wenn man den Neiger/Stativkopf nicht mit aller Gewalt festzurrt.
Jetzt darf man sich das in der Praxis nicht so vorstellen, dass man nach Aufstecken der Kamera auch noch die Teleskopschiene verstellen muss. Das würde dann doch zu lange dauern und im Zweifel auch wieder das Spektiv so verstellen, dass der Vogel nicht mehr im Fokus sitzt.
Man tariert das vorher so aus, dass bei leicht angezogener Bremse des Stativneigers die Kombi eben weder mit noch ohne Kamera aus dem Lot kippt. Ich gehe mal davon aus, dass jemand, der sich ernsthaft mit der Digiscopie beschäftigen will, auch über ein vernünftige (vulgo für reine Beobachtung überdimensionierte) Stativ – Neigerkombination verfügt, bei der am besten die Verstellung des (Video-)Neigers auch noch gedämpft ist.
Der TLS-APO-Adapter verfügt über eine Schraube, mit der man den Adapter auf dem Okular des Spektivs fixieren kann. Diese Schraube benutze ich kaum. Das Aufstecken reicht vollkommen, um die Einheit ausreichend zu fixieren. Lediglich wenn man das Stativ umstellen will oder man den Beobachtungsplatz wechselt, muss man diese Schraube anziehen, dann aber auch wirklich;-) Ich habe allerdings die Kamera inkl. TLS-APO lieber am Kameragurt über die Schulter hängen oder in einer kleinen Kameratasche, als sie am Spektiv montiert durch die Gegend zu schleppen.
Die Stativhöhe ist zumindest bei einem Schrägeinblick auch so eine Sache. Bei aufgesteckter TLS-Kamerakombi ist das Kameraokular wesentlich höher als das Spektiv-Okular. Da muss man sich schon gewaltig auf die Zehenspitzen stellen, um dann noch durch das Kamera-Okular schauen zu können. Das bedeutet, man muss bei Benutzung des TLS- APO an einem Spektiv mit Schrägeinblick das Stativ etwas tiefer stellen. Es bietet sich ein Stativ mit Mittelsäule an, aber diese Mittelsäule macht die Sache auch wackeliger, was gerade beim Digiscopieren nerven kann. Wenn man nicht "Rücken" hat, einfach das Stativ ein paar Zentimeter tiefer stellen, und dann geht das mit Beobachten und Digiskopieren gut.
Es gibt noch die Lösung, das Spektiv auf den Vogel einzustellen und dann um die Längsachse zu drehen. Das geht, wenn man dabei das Spektiv ausreichend auf dem Neiger fixiert hat. Der Schrägeinblick kippt bei unveränderter „Zielrichtung“ des Spektivs zur Seite und das Spektiv-Okular sitzt dann niedriger. Ich komme damit nicht klar; es dauert mir auch zu lange. Aber mit etwas Übung soll es funktionieren.
Fazit
Der TLS-APO-Adapter ist kein Allheilmittel. Insbesondere hilft der Adapter trotz seiner optischen Qualität nicht, die Physik zu überlisten. Theoretische Brennweiten von weit über 2 Metern sind schön und gut, aber die zwischen Spektiv und Vogel liegenden Luftschichten mit Feuchtigkeit und Staub fordern ihren Tribut. Während unsere Auge-Gehirn-Kombination uns betrügt und vieles, das man nicht sehen will, einfach ausblendet, ist das Foto ehrlich. Wenn die Bilder flau werden, ist der Fehler halt doch oft nicht im System, sondern im Hirn des Anwenders. Daher bei großen Entfernungen den frühen Morgen ohne Nebel wählen, auf sehr kurze Verschlusszeiten achten und sich auch mal an einem optisch nicht so tollen Bild freuen. Das gilt aber für alle Arten der Digiscopie-Techniken.
Der TLS-APO zeichnet sich durch eine schnelle Anwendung und die Möglichkeit aus, mit deiner DSLR bei Nutzung der Vergrößerung des Spektiv-Okulars zu arbeiten. Der vermeintliche Nachteil des fehlenden Autofokus ist in meinen Augen ein riesiger Vorteil.
Der TLS-APO ist nicht das Mittel gegen und für alles. Er wirkt nicht gegen abstehende Ohren und Käsfüße. Er ist speziell und man sollte seine eigenen, spezifischen Anforderungen beim Digiscopieren mit den Vor- und Nachteilen dieses Adapters abgleichen. Dazu sollte dieser Beitrag dienen.