Strainwave oder klassische Montierung? Die richtige Lösung für Astrofotografie finden!
Die richtige Montierung zu wählen, ist der erste Schritt zu beeindruckenden Astrofotos. Wer Sterne und Galaxien scharf einfangen möchte, braucht eine solide Basis. Die Frage lautet: Setzen Sie auf bewährte Technik oder wagen Sie den Schritt zu einer neuen Generation von Montierungen?
Strainwave-Montierungen (von einigen Herstellern auch Harmonic-Style genannt) und klassische parallaktische Montierungen haben jeweils ihre eigenen Stärken. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Montierung am besten zu Ihren Ansprüchen passt, sodass Sie mit voller Präzision in die Astrofotografie starten können.
1. Was ist eine Strainwave-Montierung?
Wenn Sie schon lange Hobbyastronom sind, kennen Sie die Zeiten, in denen es nicht viel Auswahl gab. Da wählte man höchstens zwischen einer parallaktischen oder einer azimutalen Montierung. Fertig. Heute ist das nicht so einfach. Es ist, als ob wir vor einem Fenster voller Leckereien stehen, mit ganz neuen Spezialitäten.
Was steckt hinter neuen Strainwave-Montierung?
Kurz gesagt: Eine neue Art der astronomisch parallaktischen Montierung. Sie ist kleiner, leichter, transportabel, aber dennoch tragkräftig.
Also ein Traum für jeden Hobbyastronomen? Tatsächlich bietet diese Montierung viele Vorteile.
Der Grund für die Begeisterung der Astrocommunity ist die Technik im Inneren. Anstatt eines bekannten Schneckengetriebes arbeitet die neue Generation mit einem Wellgetriebe.
Es gibt drei zentrale Bauteile: den elliptischen Antrieb (Wave Generator), das flexible Zahnrad (Flexspline) und den festen Zahnkranz (Circular Spline). Was passiert hier genau? Der Antrieb verformt das flexible Zahnrad so, dass es an bestimmten Stellen in den festen Zahnkranz greift. Stellen Sie sich vor, wie ein weiches Zahnrad gegen ein festes gedrückt wird. Das flexible Zahnrad bewegt sich dadurch extrem präzise und mit einer beeindruckend hohen Untersetzung.
Warum ist das so praktisch?
Ganz einfach: hohe Präzision und null Spiel. Das heißt, es gibt keinen "Backlash", wie man ihn von anderen mechanischen Systemen kennt. Alles sitzt, nichts wackelt. Perfekt für Situationen, in denen es auf absolute Genauigkeit ankommt – zum Beispiel, es um Langzeitbelichtungen geht.
Beliebte Modelle, die wir gerne empfehlen: Wir raten gerne zu den Strainwave-Montierungen, wenn ein Astrofotograf auf eine sehr einfache Nutzung und wenig Ballast Wert legt. Oder anders gesagt: Klein, aber oho – die perfekte Balance zwischen Gewicht und Leistung!
- ZWO AM5 Montierung: Ein kleiner Glanzpunkt am Himmel der Montierungen. Unglaublich kompakt, mit einer Tragkraft von 13 kg ohne Gegengewichte. Das macht sie zu einem idealen Partner für Astroreisen in die dunklen Regionen unserer Erde. Einfach toll: Ein normales Teleskopstativ ist nicht nötig, denn über ein 3/8“ Zollgewinde lässt sie sich auf normale (stabile) Fotostative setzen.
- Pegasus Astro Nyx: Ein richtiger Brummi unter der Montierungsbauart. Trotz der 20 Kilogramm Tragkraft wiegt sie selbst nur 6,5 Kilogramm. Mit dem elektronischen Nivellierassistenten ist die Nyx in kurzer Zeit exakt aufgestellt.
- Skywatcher WAVE: Der Hersteller Skywatcher hat mit der WAVE-Serie ebenfalls Strainwave-Montierungen im Angebot. Die Modelle kommen mit einer Tragkraft von 10 bzw. 15 kg daher – beeindruckend, wenn man das geringe Eigengewicht bedenkt. Wer mehr braucht, kann eine Gegengewichtsstange samt Gegengewicht montieren und so die Tragkraft auf bis zu 25 kg steigern.
2. Klassische parallaktische Montierungen – haben sie noch einen Wert?
Eine parallaktische Montierung der klassischen Bauart finden Sie meist in Kombination als fertiges Teleskopset. Viele Einsteigerteleskope sind damit bereits ausgestattet. Hochwertige Montierungen für Astrofotografie sind auch separat erhältlich.
Was ist der Vorteil einer parallaktischen Montierung?
Der ist recht einfach erklärt.
Sie hilft Ihnen, ein Teleskop so zu bewegen, dass Sie Himmelsobjekte wie Sterne oder Planeten lange im Blick behalten können. Dafür gibt es eine spezielle Achse – die Rektaszensionsachse, auch Polachse genannt. Diese richtet man einfach parallel zur Erdachse aus. Bei der Nachführung müssen Sie nur eine Achse bewegen, um die Drift der Sterne und somit die Erddrehung auszugleichen. Die andere Achse heißt Deklination und ist für die Einstellung der Objekthöhe gedacht. Die Grafik unten veranschaulicht die abstrakte Erklärung ein wenig.
Das trifft auch auf eine Strainwave-Montierung zu, allerdings ist die klassische parallaktische Montierung größer und arbeitet mit einem Schneckenrad und einer Schnecke als Getriebe, wodurch die Achsen angetrieben werden.
Wo werden parallaktische Montierungen eingesetzt?
Diese Art von Montierungen wird bei kleinen Teleskopen, aber auch bei riesigen Instrumenten in Sternwarten eingesetzt. Ein Gegengewicht gleicht das Tubusgewicht aus und entlastet auf diese Weise die Achsen. Damit eht verständlicherweise ein recht hohes Gewicht einher. Mit einer exakt gefertigten Mechanik kann diese Montierung aber eine sehr hohe Präzision erreichen, die für die Astrofotografie nötig ist.
Beliebte Modelle, die wir gerne empfehlen
- EQ-6 Montierung: Seit Jahren ein bewährter Dauerbrenner unter den Teleskopmontierungen. Besonders Astrofotografen schätzen ihre hohe Traglast und die beeindruckende Laufgenauigkeit. Mit einer Zuladung von bis zu 20 kg bietet die EQ-6 genug Stabilität für große Optiken, während der Riemenantrieb für einen leisen und präzisen Betrieb sorgt.
- iOptron CEM70: Zeichnet sich durch ihr besonders gutes Verhältnis von Tragkraft zu Eigengewicht aus und kann mehr als das Doppelte ihres eigenen Gewichts tragen. Die Schrittmotoren mit Zahnriemengetriebe ermöglichen eine hohe Anfahrgenauigkeit und eine beeindruckende Nachführgenauigkeit mit einem periodischen Fehler von unter +/- 3,5 Winkelsekunden. Die CEM70 gibt es in zwei Varianten: Die Standardversion mit integrierter iPolar-Kamera und die CEM70G mit zusätzlichem iGuider-Autoguider und integriertem WLAN.
3. Unterschiede im Detail: Strainwave vs. klassische parallaktische Montierung
Wenn Sie eine klassische und eine harmonische Strain-Montierung nebeneinanderstellen, fällt Ihnen sofort der Größenunterschied auf. Die Mechanik der klassischen Variante benötigt einfach mehr Platz.
Leicht für jeden Ort, zu dem Sie wollen
Das Stichwort für Astrofotografen lautet: Transport! Stellen Sie sich vor, Sie müssen Ihr gesamtes Setup auf einen Berg mitnehmen – jedes Kilo zählt. Die kompakte Bauweise kann hier den entscheidenden Unterschied machen.
Der große Vorteil der Strainwave-Montierungen ist also die kompakte Größe in Verbindung mit einem leichten Transport. Das oft diffizile Austarieren der Achsen fällt ebenso weg. Das macht sie zu einem idealen Werkzeug, wenn Sie dem Lichtsmog der Städte entkommen wollen. Eine klassische parallaktische Montierung ist deutlich sperriger und besitzt oft viel mehr Einzelteile, die separat verstaut werden müssen.
Gegengewicht? Ja oder nein?
Eine klassische Montierung muss ein Gegengewicht haben, das hatten wir schon. Eine Strainwave kommt ohne eines aus. Sie können aber ein Gewicht einsetzen, falls nötig. Kein Gegengewicht ist nur bei kleineren und leichten Setups sinnvoll. Sobald Sie eine schwerere Optik aufsetzen, kann es ungleiche Gewichtsverteilungen geben. Daher sollten Sie die Frage der Gewichte nicht ganz außer Acht lassen.
Ist eine Strainwave präziser?
Man könnte davon ausgehen, dass diese Montierungen auch eine höhere Präzision zeigen, weil es kein klassisches Spiel wie bei den bewährten Montierungen gibt.
Doch das ist nicht so.
Die meisten Modelle weisen trotzdem periodische Fehler von 20 bis 40 Bogensekunden auf. Was bedeutet das in der Praxis? Auch bei einer Strainwave können Sie nicht auf einen Autoguider, also eine Nachführkontrolle während des Astrofotos, verzichten.
4. Der goldene Weg zu der besten Montierung
Sind Sie schon am Überlegen, welche Montierung für Sie die richtige ist? Oder haben Sie die Entscheidung schon getroffen?
Wenn Sie sehr gerne und häufig mobil unterwegs sind, kann eine Strainwave für Sie die richtige Wahl sein.
Wenn Sie gerne ein schweres Setup mit einem großen Tubus verwenden, wird Ihre Wahl auf die bewährte parallaktische Montierung fallen.
Montierungen Übersicht
Gibt es auch eine Zwischenlösung?
Ja, diese existiert.
Die iOptron-Montierungen der Serien GEM und CEM sind so kompakt und leicht ausgeführt, dass sie eine ideale Lösung zwischen bewährter Technik und einer sehr guten Transportstabilität bilden.
Unser Tipp: Ein tolles Beispiel ist die mechanisch hochwertige iOptron GEM 28 GoTo LiteRoc. Ja, sie besitzt ein Gegengewicht. Ja, sie benötigt ein Teleskop-Stativ. Doch sehr kompakt mit 12,5 kg Tragkraft und nur 22 kg Eigengewicht zu einem vergleichsweise unschlagbar günstigen Preis, schlägt sie eine Brücke zwischen diesen beiden Montierungswelten. Bei den anderen Modellen der Serien ist das ähnlich.
Sehen Sie sich doch mal im Sortiment der iOptron-Montierungen um.
Haben Sie noch Fragen? Unser Expertenteam berät Sie gerne in allen Fragen um Teleskope und Montierungen – ein Anruf genügt.
Autor: Marcus Schenk
Marcus ist Sterngucker, Content Creator und Buchautor. Seit 2006 hilft er Menschen, das richtige Teleskop zu finden - heute über Texte und Videos. In seinem Buch "Mein Weg zu den Sternen für dummies Junior" zeigt er jungen und junggebliebenen Leuten, was sie am Himmel entdecken können.
Als Kaffee-Junkie hätte er am liebsten seine Siebträger-Espressomaschine auch unter dem Sternenhimmel dabei.