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Saturn - Herr der Ringe und König der Monde

Der sechste Planet unseres Sonnensystems ist durch seine berühmten Ringe seit seiner Entdeckung ein lohnenswertes und beeindruckendes Beobachtungsobjekt.

Saturn mit seinem Ringsystem (Foto von Carlos Malagón, Spanien im September 2019 an einem Omegon Pro RC 304, ADC und der veLOX 224C) Saturn mit seinem Ringsystem (Foto von Carlos Malagón, Spanien im September 2019 an einem Omegon Pro RC 304, ADC und der veLOX 224C)

Obwohl das Ringsystem bereits im 17. Jahrhundert durch Astronomen beobachtet wurde, konnten vor allem die Voyager I und II Missionen detaillierte Eindrücke des Gasriesen liefern. Der Durchbruch in der Erforschung des Ringplaneten kam ab 2004 durch die Cassini-Huygens-Sonden der NASA, die den Planeten, dessen Ringe und eine Vielzahl seiner Monde bis ins Jahr 2017 systematisch untersuchten und dabei spektakuläre Fotos sendeten, die wertvolle Details preisgaben.

Dabei ist das Ringsystem nur ein Aspekt, auf den ich später noch genauer eingehen werde. Erstaunlich war auch immer schon die schiere Anzahl der Monde von Saturn, der - ebenso wie Jupiter, Uranus und Neptun - durch seine Größe und Masse eine Vielzahl unterschiedlicher Satelliten über seine Gravitation um sich scharen konnte. Ein Teil dieser Monde liegt sogar innerhalb der Ringebene und waren so lange Zeit verborgen.

Erst durch die Voyager II und Cassini-Missionen konnten diese Himmelskörper nach und nach entdeckt werden. Oft sind sie nicht größer als ein durchschnittlicher Asteroid. Andere Monde wiederum kreisen weit außerhalb um den Ringplaneten – darunter auch Titan, der zweitgrößte Trabant des Sonnensystems nach Jupiters Ganymed. Beide dieser Monde haben einen jeweils größeren Durchmesser als der Planet Merkur!

Der Saturnmond Titan (Foto: NASA / JPL University of Arizona) Der Saturnmond Titan (Foto: NASA / JPL University of Arizona)

Jupiter galt längere Zeit auch als der Planet mit den meisten Monden in unserem Sonnensystem, nämlich 79. Besonders berühmt und nach ihrem Entdecker benannt, sind davon die vier Galileischen Monde Ganymed, Kallisto, Europa und Io, die bereits im Jahr 1610 gefunden wurden.

Aber Jupiter wurde 2019 vom ersten auf den zweiten Platz verdrängt...

Saturn nun auch König der Monde

Im Jahr 2019 erschien die Meldung, dass sage und schreibe 20 neue Trabanten um den Saturn entdeckt wurden – damit stieg die Gesamtzahl seiner Monde auf 82 und der Herr der Ringe entthronte damit Jupiter von Platz 1. Die neu entdeckten Satelliten sind alle nicht größer als etwa 5 km im Durchmesser und damit quasi Gesteinsbrocken. Trotz ihrer Ähnlichkeit zu Asteroiden gelten sie aber als Monde, da sie sich auf stationären Umlaufbahnen um den Gasplaneten bewegen. 17 davon tun dies allerdings retrograd, also entgegengesetzt der Eigenrotation von Saturn. Dass sie erst kürzlich neu entdeckt wurden, ist ihrer geringen Größe sowie der sehr viel weiteren Entfernung des Saturn geschuldet.

Anders als der Gasplanet Saturn selbst, der abgesehen von einem festen Eis-Silikat-Kern sonst im Wesentlichen aus Wasserstoff, Helium, Methan und Ammoniak besteht, sind seine Monde gesteinsförmig wie unser Erdmond. Die größten davon sind Titan, Rhea, Dione, Tethys und Iapetus mit Durchmessern zwischen gut 1100 und bis über 5000 Kilometern. Die 82 Monde rotieren zum Teil recht „chaotisch“ um den Planeten. Die beiden Monde Janus und Epimetheus beispielsweise besitzen fast gleich angeordnete Umlaufbahnen, die sie alle vier Jahre wie ein Zug auf einer Weiche tauschen, also quasi Umlaufbahnen in Form einer 8. Andere Monde laufen retrograd um den Saturn oder auf stark elliptischen Bahnen. Aber es gibt auch Monde, die sich innerhalb des Ringsystems „verstecken“, wie etwa Daphnis, der 2005 innerhalb der sogenannten ‚Keeler-Lücke‘ aufgespürt wurde. Daphnis und weitere sieben ähnliche Satelliten innerhalb der Ringe werden als „Schäfermonde“ bezeichnet, da sie die Bestandteile (Eis- und Gesteinspartikel) der Ringe ordnen und in Einzelringe aufteilen (Keeler-Lücke, Cassinische Teilung, A-Ring, F-Ring usw.).

Neueste Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass das Ringsystem durch die Gravitation der Schäfermonde sogar zusammengehalten wird. Denn das Ringsystem ist im Verhältnis sehr dünn: Mit nur etwa 10 bis 90 Metern Dicke bei einer Ausdehnung von knapp 1 Million Kilometer umgibt dieses System den Planeten auf seiner Äquatorebene. Inzwischen weiß man vor allem durch die Cassini-Sonde, dass es mehr als 100.000 einzelne Ringe gibt! Etliche davon bestehen lediglich aus Staub und kleinsten Gesteins- oder Eispartikeln.

Saturn umringt von den Monden Enceladus, Tethys, Dione, Rhea und Titan (Foto von James Bates, Berlin im August 2019 an einem Celestron Nexstar 8SE, 2x Barlow, ZWO ADC, IR/UV Sperrfilter, ZWO ASI 224MC) Saturn umringt von den Monden Enceladus, Tethys, Dione, Rhea und Titan (Foto von James Bates, Berlin im August 2019 an einem Celestron Nexstar 8SE, 2x Barlow, ZWO ADC, IR/UV Sperrfilter, ZWO ASI 224MC)

Autor: Jan Ströher

Jan ist Sprachwissenschaftler und Produktmanager für unsere astronomischen Produkte.

Jan hat Anglistik, Romanistik und Betriebswirtschaft studiert und war als Account Manager in der Luftfahrtbranche beschäftigt. Er interessiert sich seit seiner Jugend für Naturwissenschaften, vor allem für Astronomie: Im Alter von 15 Jahren machte er vom Balkon seines Elternhauses die ersten Beobachtungen mit einem Newton-Teleskop.

Jan ist sehr naturverbunden, neben der Astronomie faszinieren ihn auch Tiere und die Meteorologie. Seine Lieblingsobjekte am Himmel sind die großen Planeten, Wolf-Rayet Nebel und Kugelsternhaufen.

Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch