Webcam-Fotografie
Der Mini-Guide zu schönen Planetenfotos: Was Sie unbedingt beachten müssen.
Planetenaufnahmen mit einer Webcam
Mit den vorher beschriebenen Kameras ist es möglich, einzelne Planetenfotos herzustellen. Dabei ist man immer auf den Moment angewiesen. Haben Sie gerade eine größere Luftunruhe, so wird auch die Planetenaufnahme recht unscharf und detailarm. Sie müssen u. U. sehr viel Geduld mitbringen, um zu einigermaßen scharfen Bildern zu gelangen.
Die Vorteile einer Astro-Planetenkamera
Einer ganz anderen Technik bedient sich die Fotografie durch eine Webcam. Diese Methode hat die Planetenfotografie in den letzten Jahren revolutioniert. Denn von Amateuren konnten so scharfe Planetenaufnahmen gewonnen werden, wo man früher nur von träumte. Dies klingt vielleicht ein wenig übertrieben, ist es aber ganz und gar nicht.
Eine Webcam hat ganz im Gegenteil zu den „normalen“ Kameras die Möglichkeit, ganze Aufnahmeserien von Planeten zu erstellen. Durch hohe Empfindlichkeit und kurze Belichtungszeiten kann man in sehr kurzer Zeit hunderte von Bildern eines Planeten bekommen. Der Clou ist, dass man nicht auf einen besonders guten Moment der Luftruhe angewiesen ist.
Nur die Guten ins Töpfchen
Wenn Sie eine Aufnahmeserie starten, wird es immer wieder Momente guter und auch schlechter Luftruhe geben, die sich gnadenlos auf dem Bild niederschlagen, auch auf dem Webcam-Bild. Was ist dann daran besser, werden Sie sagen? Das ist ganz einfach. Durch spezielle PC-Programme kann man eine automatische Auswahl der guten Bilder treffen, die dann zu einem Summenbild aufsummiert werden. Die schlechten Bilder werden erst gar nicht hergenommen. So kann man scharfe Bilder erstellen. Durch eine weitere Bildbearbeitung über entsprechende Filter ist es möglich, aus einem Bild ein wirklich scharfes zu erzeugen.
Allerdings hat eine Webcam keinen integrierten Bildschirm, daher ist immer ein PC oder ein Laptop notwendig, den man sich neben das Teleskop stellen kann. Über einen USB-Anschluss kann man dann die Kamera anschließen. Über den Laptop stellt man dann die Belichtungszeiten und andere Werte ein. Auf dem Bildschirm haben Sie ein Livebild, das meist ziemlich unscharf ist. Nachdem man sehr feinfühlig scharf gestellt hat, kann man aber mit der Aufnahme starten.
Planetenfotografie nur mit Motor
Doch wie geht das genau? Zuerst ist es empfehlenswert, sich einen Motor für Ihre parallaktische Montierung zuzulegen. Ohne einen Nachführmotor geht nichts, weil Sie den Planeten sonst nicht im Gesichtsfeld halten können. Wenn Sie den Planeten mit dem Okular gefunden und exakt in die Mitte zentriert haben, können Sie die Kamera an das Teleskop ansetzen.
Das geschieht, indem man das kleine Objektiv abschraubt und durch einen speziellen 1,25" Adapter ersetzt, der dann in den Okularauszug Ihres Teleskops passt. Bevor Sie den Adapter einsetzen, werden Sie den kleinen Aufnahmechip bemerken.
Barlowlinse für die Planetenfotografie
Je nachdem wie lang die Brennweite Ihres Teleskops ist, wird man einen mehr oder minder großen Planeten auf dem Bildschirm erkennen können. In der Regel reicht die primäre Aufnahmebrennweite des Teleskops noch nicht aus, um den Planeten in einem großen Maßstab zu fotografieren. Deswegen wird meist mit Barlowlinsen von 2-fach, 3-fach oder sogar 5-fach die Brennweite auf einige Meter verlängert.
Doch je größer die effektive Brennweite wird, desto kleiner wird das Bildfeld, was eine höhere Genauigkeit beim Einstellen des Planeten nach sich zieht. Für die Planetenfotografie sind Öffnungsverhältnisse zwischen f/20 und f/30 empfehlenswert. Für ein Schmidt-Cassegrain mit f/10 reicht eine 2-fach oder 3-fach Barlow. Bei schnellen Newton-Systemen kann es sinnvoll sein, eine 5x-Barlow anzuschaffen, oder die Barlow nach hinten mit einer Verlängerung zu erweitern, um so über den Projektionsabstand die Brennweite weiter zu erhöhen.
So fokussieren Sie den Planeten
Nachdem Sie den Planeten im Okular zentriert haben, sollten Sie das Okular in Verbindung mit der Barlowlinse benutzen. Dann zentrieren Sie das Scheibchen genau in die Mitte. Jetzt können Sie die Kamera mit der Barlowlinse koppeln. Wenn Sie nun den Bildschirm im Blick haben, sollte irgendwo das Planetenscheibchen zu sehen sein, das jetzt aber noch nicht fokussiert ist. Daher sehen Sie wahrscheinlich einen verwaschenen Fleck. Nun sollte sehr feinfühlig fokussiert werden. Das Scheibchen wird dabei kleiner werden. Fokussieren Sie so lange, bis Sie der Ansicht sind, dass der Planet scharf ist. Ein optimales Hilfsmittel zum Fokussieren ist ein Fokusmotor. Dabei müssen Sie das Teleskop nicht berühren und der Planet wird nicht so wild hin- und herschwanken, weil das Teleskop nicht durch Berührungen erschüttert wird.
Mit der Handbox Ihrer Nachführung wird der Planet in die Mitte des Live-Bildes gebracht. Gehen Sie dabei auf sehr niedrige Geschwindigkeit. Nachdem die notwendigen Einstellungen im Aufnahmeprogramm vorgenommen wurden, kann die Aufnahme gestartet werden. Oft kann man regelrecht Filme über mehrere Minuten aufnehmen, die man als Filmdatei speichern kann. Allerdings ist dabei auch die Rotation des Objektes zu berücksichtigen. Bei Jupiter ist die Aufnahmedauer auf wenige Minuten beschränkt, bevor sich die Rotation bemerkbar macht. Allerdings kann die Webcam auch schon in 2 Minuten mehr als 2000 Rohbilder aufnehmen, was meist völlig ausreichend ist.
IR-Sperrfilter für scharfe Planetenfotos
Immer wenn Linsen im Strahlengang positioniert werden, sollte ein IR-Sperrfilter eingesetzt werden. Dieser sorgt für ein scharfes, ungestörtes Bild des Planeten im sichtbaren Spektralbereich. Sobald aber ein CCD-Chip, wie bei der Webcam, zum Einsatz kommt, wird auch das unsichtbare und nicht fokussierte Licht abgebildet, da der Chip auch in diesem Bereich empfindlich ist.
Nach den Aufnahmen hat man am Tage genügend Zeit, die Bilder zu bearbeiten.
Eine Astro-Planetenwebcam ist der einfachste und günstigste Weg zum ersten gelungenen Astrofoto. Sicher gibt es auch dort eine Einarbeitungszeit, doch im Internet finden sich zahlreiche Freeware-Programme mit passenden Anleitungen.
Software
Mit den Webcams lassen sich von hellen Astroobjekten recht brauchbare Fotos anfertigen. Die beste Standard-Software für Webcam-Astroanwendungen ist wohl GIOTTO von Georg Ditie. Unter silvia-kowollik.de gibt es eine kurze Anleitung zu diesem Programm. Mit GIOTTO werden hunderte von Aufnahmen aus dem Videostrom digitalisiert und übereinandergelegt.
Dadurch wird das Rauschen weitgehend herausgefiltert. Die Korrelation erfolgt automatisch. Zudem können die Einstellungen so verändert werden, dass nur ein bestimmter Prozentsatz der besten Bilder verwendet wird. GIOTTO bietet außerdem umfangreiche Schärfungsalgorithmen, die speziell auf die astronomische Anwendung abgestimmt sind.