Imposante Objekte im Herkules
Nicht nur der bekannteste Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, sondern auch weitere, schöne Beobachtungsziele. Was man im Herkules beobachten kann.
Vom Kugelsternhaufen zur Galaxie
Sicher haben Sie den Kugelsternhaufen M13 schon oft gesehen. Zumindest dann, wenn Sie ein Teleskop besitzen. Doch auch mit dem bloßen Auge ist das Objekt schon zu sehen. Voraussetzung: ein dunkler Himmel.
M13 finden und die Himmelshelligkeit einstufen
Dann sehen wir zwischen zwei Sternen etwas glimmen. Ein Stern? Ein Objekt? Man kann es mit dem bloßen Auge noch nicht sicher erkennen. Es ist ein Kugelsternhaufen in 22.000 Lichtjahren Entfernung. Sie nähern sich M13 am besten, indem Sie vom Stern ζ zum Stern η eine gedachte Linie bilden. Etwa nach ⅔ der Stecke treffen Sie auf den bekannten Kugelsternhaufen.
Gefunden und mit dem bloßen Auge erkannt? Dann ist das auch ein Hinweis auf die Himmelsqualität Ihres Beobachtungsortes. Denn mit 5,8 mag ist M13 schwach. Und Sie können sich auf einen Deep-Sky tauglichen Himmel mit guter Durchsicht freuen.
Ein Urgroßvater in der Milchstraße
Man kennt ihn seit dem Jahr 1714. M13 gehört zu den etwa 150 bekannten Kugelsternhaufen der Milchstraße. Im Messier-Katalog finden wir allerdings nur 29 Vertreter. Einer davon ist der Herkuleshaufen, der neben M22 zu den beiden Paradeobjekten der Kugelhaufen des nördlichen Himmels gilt. Kugelsternhaufen sind die ältesten Objekte unserer Galaxie. Man sagt, sie seien zusammen mit der Milchstraße entstanden. Also vor ca. 13 Milliarden Jahren. Wie ein riesiges Halo umringen sie unsere Galaxie. M13 besitzt einen Durchmesser von 150 Lichtjahren und etwa 100.000 Sterne (aber 1 Million Sonnenmassen), die im Gegensatz zu offenen Sternhaufen sehr dicht beieinanderstehen. Die Einzelsterne haben nur einen Abstand von 2 bis 3 Lichtjahren.
Wie im 6" Teleskop M13 beeindruckt
Ein schneller Blick mit dem 10x50 Fernglas: Sie sehen einen runden, nebelhaften Ball, der aber keine Sterne zeigt. Erst mit einem kleinen Teleskop können Sie den Haufen am Rand in Einzelsterne auflösen. Mit 60mm und 70mm Öffnung und kleiner Vergrößerung sieht er fast wie eine Kugel mit "pixeligen" Sternen aus. Vergrößern Sie ruhig 120-fach, um die Einzelsterne sicher zu erkennen.
Mit einem Amateurteleskop von 150mm oder 200mm Öffnung sieht der Herkuleshaufen dann fantastisch aus. Bei höherer Vergrößerung sprengen die Einzelsterne fast das Gesichtsfeld.
Die geheimnisvolle Sternfigur von M13
Was soll das für ein Stern in M13 sein? Es handelt sich hierbei gar nicht um einen richtigen Stern. Doch Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckten Beobachter eine dunkle Formation, die sich aus dem Sternenhaufen von M13 herausschälte. Es handelt sich um unregelmäßige Verteilungen, von denen eine fast wie ein Mercedesstern aussieht. Andere Beobachter sehen darin ein Y oder einen Propeller. Für die Beobachtung sollte man als erfahrener Beobachter ein 12" Teleskop oder größer benutzen. Ob man dann einen solchen Propeller erkennt, bleibt die Frage. Tatsächlich kann man aber zumindest Teile von dunklen Strukturen erkennen.
Die kleine Galaxie NGC 6207 sollten Sie mal besuchen
Ganz in der Nähe von M13 finden Sie zwei Galaxien. Die 46 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie NGC 6207 ist recht leicht zu finden. Dazu müssen Sie nur M13 in das Zentrum des Gesichtsfeldes einstellen. Nun bewegen Sie das Teleskop etwa ein halbes Grad nordöstlich (grob in Richtung des Sterns η Her) und dann sehen Sie eine kleine, oval geformte Galaxie. Unter einem dunklen Himmel ist sie schon mit einem 150mm Teleskop zu finden. Enthusiasten haben sie aber auch schon mit wesentlich kleineren Teleskopen gefunden.
Im Schatten von M13
Die Kleinen gehen oft im Schein der Prominenz unter. Auch M92 ist ein schöner Kugelsternhaufen, wird aber sicher nicht so oft beobachtet wie sein berühmter Nachbar. Ebenso ist er etwas schwieriger zu finden: Sie können sich dem Haufen zum Beispiel über den 3,1 mag hellen Stern π nähern. Bewegen Sie sich etwa 0,5° nach Osten und 6,1° nach Norden. Mit 27.000 Lichtjahren Entfernung liegt M92 etwa in der gleichen Distanz wie M13. Was im Teleskop auffällt: die physische Größe beider Kugelhaufen. M92 wirkt deutlich kompakter. Übrigens: M92 soll unter perfekten Bedingungen schon mit bloßem Auge zu sehen sein. Vielleicht probieren Sie es ja mal unter einem dunklen Alpen- oder Meereshimmel aus.
Noch ein Tipp zum Schluss:
Lust auf einen planetarischen Nebel? Dann bietet sich der Schildkrötennebel NGC 6210 im Herkules an. Der 6500 Lichtjahre entfernte Nebel ist sehr hell und schon in kleinen Teleskopen zu sehen. Nutzen Sie nach dem Auffinden am besten eine über 100-fache Vergrößerung. Dann sehen Sie ein diffuses Scheibchen. Ab einem Teleskop mit 200mm Öffnung sogar eine blaugrüne Färbung.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Beobachtung!
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Autor: Marcus Schenk
Marcus ist Sterngucker, Content Creator und Buchautor. Seit 2006 hilft er Menschen, das richtige Teleskop zu finden - heute über Texte und Videos. In seinem Buch "Mein Weg zu den Sternen für dummies Junior" zeigt er jungen und junggebliebenen Leuten, was sie am Himmel entdecken können.
Als Kaffee-Junkie hätte er am liebsten seine Siebträger-Espressomaschine auch unter dem Sternenhimmel dabei.