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Praxis

Die Kamera ans Teleskop anschließen – so geht's

Wollen Sie Ihre Beobachtungen auf eigenen Fotos festhalten? Schritt für Schritt: So verbinden Sie Kamera und Teleskop. 

Fotostory Kamera Anschliessen Teaserfinal

Sie wollen in die Astrofotografie starten und endlich eigene Bilder aufnehmen? 

Ein guter Einfall. Denn mit dem Wunsch sind Sie nicht allein. Im letzten Jahr wollten 72% unserer Kunden auch fotografieren. 

Mit den heutigen Möglichkeiten liegt das nahe. Seit den Zeiten moderner Smartphones ist fast jeder zum Fotografen geworden. Aber nicht zum Astrofotografen. Das erscheint schwieriger. Aber keine Sorge, dagegen tun wir etwas! Mit dieser einfachen Bilderanleitung kommen Sie schneller zum allerersten Astrofoto als Donkey Kong zu seinen Bananen.

Warum eine DSLR-Kamera?

Wir verwenden eine DSLR, also eine digitale Spiegelreflex- oder Systemkamera.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Sie müssen nicht gleich in eine spezielle Astrokamera investieren und können die Kamera auch am Tag benutzen
  • DSLRs arbeiten autark und kommen ohne viele Kabel und Laptop aus
  • Über zwei einfache Adapter sind sie an ein Teleskop anschließbar

Ihr erstes Astrofoto gelingt damit besonders leicht. 

Eine kleine Einschränkung: Wir machen keine Fotos von Planeten!

DSLR- und Systemkameras sind gut für den Mond und Deep-Sky-Objekte geeignet. Aber nicht so gut für Planeten. Das liegt an der Technik wie modere und scharfe Planetenfotos aufgenommen werden. Mehr darüber erfahren Sie in unserem Artikel Astrofotografie für Einsteiger.

Was muss bei Ihrer Kamera einstellbar sein?

Das nächste Selfie beim Familientreffen mit der Verwandtschaft? Das macht Ihre Kamera meist von ganz allein. Alles was Sie machen müssen ist zu lächeln – je nach Situation auch etwas gequält. Fertig ist das Foto. 

Bei Ihrem Astrofoto geht das nicht. Sie müssen alle Einstellungen manuell wählen. Keine Angst, das geht sogar sehr einfach. Welche Einstellungen sind ratsam? Hier kommt die Liste mit unseren Empfehlungen:

  • Funktion von automatisch auf manuell (M) stellen
  • ISO: 400-1000
  • Belichtungszeit manuell wählen und je nach Objekt testen (1/250 bis 30 Sekunden)
  • Weißabgleich Tageslicht
  • Beste Bildqualität, evtl. unkomprimiertes RAW-Format

Step-by-Step: So schließen Sie Ihre Kamera an das Teleskop an

Entfernen Sie das Objektiv von der Kamera.

Step-by-Step: So schließen Sie Ihre Kamera an das Teleskop an

Schließen Sie einen T-Ring ...

Fotostory Kamera Anschliessen Step2

... und einen 1,25“ oder 2“ Adapter auf das T2 Gewinde an.

Fotostory Kamera Anschliessen Step3

Bewegen Sie das Teleskop auf einen hellen Stern ...

Fotostory Kamera Anschliessen Step4

... und zentrieren Sie ihn im Okular.

Fotostory Kamera Anschliessen Step5

Befestigen Sie die Kamera am Okularauszug ...

Fotostory Kamera Anschliessen Step6

und ziehen Sie die Klemmschrauben an.

Fotostory Kamera Anschliessen Step7

Schalten Sie den Live-View Ihrer Kamera ein und drehen Sie am Okularauszug bis der Stern nadelfein erscheint. Machen Sie dann eine Testaufnahme bei kurzer Belichtungszeit. Benutzen Sie am besten einen Kabelauslöser oder den Timer, damit das Bild nicht verwackelt.

Schauen Sie sich das Bild bei hoher Vergrößerung an. Ist der Stern scharf? Wenn nicht, wiederholen Sie die Testaufnahme, bis der Stern scharf erscheint.

Stellen Sie Ihr Fotoobjekt ein und machen Sie eine Testaufnahme. Stimmen Ausschnitt und Ausrichtung?

Fotografieren Sie Ihr Objekt und probieren Sie verschiedene Belichtungszeiten aus.

Fotostory Kamera Anschliessen Step8

Die 4 Säulen Ihres Teleskops

Um es gleich direkt zu sagen: 

  • A: Nicht jedes Teleskop eignet sich für Astrofotografie. 
  • B: Nicht jedes Teleskop, das nach Astrofotografie aussieht, eignet sich dafür. 

Ihr Teleskop braucht 4 Eigenschaften, oder nennen wir es lieber Säulen, denn sie sind wirklich wichtig. 

1. OAZ:

Darunter versteht man den Okularauszug. Dieser muss stabil sein und darf nicht wackeln. Er dient dazu, die Schärfe des Bildes genau einzustellen.

2. EQ-Montierung:

Wenn Sie mehr als den Mond fotografieren wollen, braucht Ihr Teleskop eine parallaktische Montierung. Auch die sollte stabil sein. Sehr günstige und leichte Einsteigergeräte besitzen zwar oft so eine Montierung, doch die Stabilität reicht oft nur für die visuelle Beobachtung. Faustformel: Die Montierung sollte etwa 50-60% der Gesamtkosten eines Teleskops ausmachen, um geeignet für die Astrofotografie zu sein. Fragen Sie gerne bei unseren Beratern nach, wenn Sie unsicher sind. 

3. Fähigkeit zur Einnordung:

Ihr Teleskop sollte sich auf den Himmelsnordpol einnorden lassen. Achten Sie darauf, dass ein Polsucher-Fernrohr dabei ist oder nachträglich eingebaut werden kann. 

4. Nachführung:

Das Teleskop muss eine motorische Nachführung oder ein GoTo-System besitzen, denn Ihr Objekt muss auch bei längerer Belichtungszeit zentriert bleiben. 

Welches Fotoobjekt eignet sich für erste Aufnahmen?

Wählen Sie für Ihre erste Aufnahme am besten den Mond aus. Er ist hell und mit einer kurzen Belichtungszeit erhalten Sie wundervolle Ergebnisse, die Sie stolz herzeigen können.

Orionnebel M 42, aufgenommen mit 85mm f/6,6 Omegon APO und Sony Alpha. Foto: Marcus Schenk Orionnebel M 42, aufgenommen mit 85mm f/6,6 Omegon APO und Sony Alpha. Foto: Marcus Schenk

Wenn Sie einen Sternhaufen oder ein Nebelobjekt fotografieren wollen, muss die Belichtungszeit länger sein. Wenn Sie Ihre Montierung exakt ausgerichtet haben und eine motorische Nachführung benutzen, können Sie zwischen 30 und 45 Sekunden belichten. 

Fotoideen für die ersten Aufnahmen:

  • zunehmender Mond
  • totale Mondfinsternis
  • Sonne mit Sonnenflecken (Achtung: nur mit Sonnenfilter)
  • partielle Sonnenfinsternis (Achtung: nur mit Sonnenfilter)
  • Sternhaufen Plejaden mit 30 Sekunden Belichtungszeit
  • Sternhaufen h & chi mit 30 Sekunden Belichtungszeit
  • Doppelstern Beta Lyare mit wenigen Sekunden Belichtungszeit
  • Orionnebel mit etwa 30 Sekunden Belichtungszeit

Feuer gefangen? Im Universum der Astrofotografie gibt es noch viel auszuprobieren und zu lernen. Viel Spaß bei der Beobachtung!

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Autor: Marcus Schenk

Marcus ist Sterngucker, Content Creator und Buchautor. Seit 2006 hilft er Menschen, das richtige Teleskop zu finden - heute über Texte und Videos. In seinem Buch "Mein Weg zu den Sternen für dummies Junior" zeigt er jungen und junggebliebenen Leuten, was sie am Himmel entdecken können. 

Als Kaffee-Junkie hätte er am liebsten seine Siebträger-Espressomaschine auch unter dem Sternenhimmel dabei.