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Produkttests

Omegon Photo Scope

Spektiv, Teleskop und Teleobjektiv in einem, dabei kompakt und reisefähig. Wie macht sich dieses Wunderteleskop in der Praxis?

Test aus Abenteuer Astronomie EXTRA 1/2017,
Autor: Ullrich Dittler Test aus Abenteuer Astronomie EXTRA 1/2017, Autor: Ullrich Dittler

Omegons Photography Scope 72/432 ED im Test

Apochromatische Refraktoren gehören zur Königsklasse der Beobachtungsinstrumente. Omegon bietet mit dem Photography Scope ein Linsensystem, das gleichermaßen als Spektiv für die Tagbeobachtung geeignet sein soll als auch als Teleskop für die astronomische Nachtbeobachtung und als Teleobjektiv für die Fotografie. Kann die Omegon Optik dieses breite Anforderungsprofil erfüllen?

Schon auf den ersten Blick zeigt sich, dass das apochromatische Refraktor Photography Scope von Omegon kein klassischer Refraktor ist. Das optische System weist mit einer Objektivöffnung von 72mm und einer Brennweite von 432mm ein Öffnungsverhältnis von f/6,0 auf.

Im Inneren der Optik ist ein mehrfach vergütetes Doublet-ED-Linsenelement zu finden, das durch eine starre und nur rund 25mm vorstehende Taukappe geschützt ist. Die Taukappe ist – wie auch der gesamte Tubus und der Objektivdeckel – aus Metall gefertigt. Der Tubus verjüngt sich leicht zum hinteren Ende hin.

Plejaden Omegon Photoscope

Gut verpackt

Dort, wo man bei Refraktoren meist einen klassischen Auszug vermutet, verfügt das Photography Scope 72/432 ED über einen leicht zu bedienenden Helikal-Fokussierer: Mit einem rund 50mm breiten und gummierten Ring kann der Fokus zunächst grob eingestellt werden, ehe über einen rund 15mm schmalen und 1:10 untersetzten Fokusring exakt fokussiert werden kann. Okularseitig verfügt das optische System über einen 2 Zoll Anschluss, der auf einem SCT-Gewinde sitzt.

Bedingt durch die leichte Verjüngung des Tubus und die beiden insgesamt 75mm breiten Fokusräder kann der Tubus nicht sinnvoll in Rohrschellen montiert werden – die angebrachte kurze Montierungsschiene (7cm, Vixen-Style) mit zwei Stativgewinden bietet daher sowohl die Möglichkeit der Adaption der Optik auf einer klassischen astronomischen Montierung als auch auf einem üblichen Fotostativ.

Für diesen Praxis-Check erreicht uns das Photography Scope 72/432 ED in einem stabilen Metallkoffer zusammen mit einem Amici-Prisma mit 45° Einblick, das aus dem optischen System ein Spektiv für terrestrische Beobachtungen macht. Das Amici-Prisma verfügt über einen 1,25 Zoll Anschluss für Okulare, die allerdings nicht zum Lieferumfang gehören. Zudem liegen unserem Testgerät ein 2 Zoll Field Flattener sowie eine Verlängerungshülse bei (beides ebenfalls von Omegon), die über einen T2-Adapter den Anschluss einer digitalen Spiegelreflexkamera ermöglichen.

Tag und Nacht überzeugend

Der Aufbau des Photography Scope 72/432 ED zur terrestrischen Beobachtung gelingt einfach: Optik auf ein vorhandenes Stativ schrauben, Amici-Prisma einsetzen und ein vorhandenes Okular einsetzen. Wer als Amateurastronom nur Okulare mit Festbrennweite hat, stolpert nun über ein – lösbares – Problem: Die Beobachtung mit Spektiven ist auch daher so angenehm, da diese oft mit Zoom-Okularen ausgestattet sind und so die Vergrößerung exakt dem Beobachtungsobjekt angepasst werden kann. Dieser Vorteil fällt bei der Verwendung vorhandener Astro-Okulare mit Festbrennweite natürlich weg – optional bietet Omegon aber auch Zoom-Okulare an. Das Bild bei der terrestrischen Beobachtung kann überzeugen.

Das System liefert ein scharf gezeichnetes und kontrastreiches Bild über verschiedene Vergrößerungen hinweg und auch die Fokussierung über die zwei unterschiedlichen Fokusringe gelingt schnell, da diese haptisch problemlos auseinanderzuhalten sind. Die Verwendung des Photography Scope 72/432 ED für nächtliche und astronomische Beobachtungen ist ebenfalls mit nur wenigen Handgriffen möglich: Die (recht) kurze Vixen-Schiene ermöglicht die Adaption auf einer vorhandenen Montierung.

Zenitprisma und Okular sind ebenfalls schnell montiert. Das Aufsuchen der Beobachtungsobjekte erfolgt am einfachsten über eine GoTo-Montierung oder durch Star-Hopping mit wenig vergrößernden Okularen, denn der Anschluss eines Sucherfernrohrs ist am Photography Scope 72/432 ED nicht möglich.

Auch der bei einigen Spektiven übliche Peilsucher ist nicht integriert. Der positive Eindruck der Tagbeobachtung setzt sich auch beim "Spazierenschauen" in der Milchstraße mit einem langbrennweitigen Okular in der Nacht fort: Auch den großen Kontrastunterschied zwischen hellen Sternen und deren dunkler Umgebung bildet das optische System fein strukturiert und ohne Farbsäume ab. Als Teleobjektiv kann das Photography Scope 72/432 ED mittels Flattener, Distanzhülse und T2-Adapter an gängige DSLR angeschlossen werden. Bei der Brennweite von 432mm ist eine sinnvolle, freihändige Fotografie nicht mehr möglich, auch für die fotografische Nutzung sollte die Objektiv-Kamera-Kombination daher auf einem stabilen Stativ montiert werden.

Die grobe Fokussierung kann einfach und schnell über das Sucherbild erfolgen, für die Feinfokussierung bietet es sich an, die vergrößerte LiveView-Anzeige der Kamera zu verwenden. Es zeigt sich bei der fotografischen Verwendung des Photography Scope 72/432 ED, zusammen mit dem Omegon Flattener, dass das ausgeleuchtete Bildfeld erfreulicherweise ausreichend groß ist, um auch Vollformat-Kameras an dieser Optik zu verwenden.

Buchfink, aufgenommen mit dem Photography Scope, Bild: Marcus Schenk Buchfink, aufgenommen mit dem Photography Scope, Bild: Marcus Schenk

Fazit

Fazit

Das Photography Scope 72/432 ED ist eine gelungene Mischung aus Spektiv, Teleskop und Teleobjektiv. Durch seine kompakte Bauweise eignet es sich sehr gut als Reiseoptik. Überzeugen kann neben der optischen Leistung des Systems auch die hochwertige Ausführung; lediglich die zu kurz geratene Vixen-Schiene und deren starre Montage erschweren das Ausbalancieren bei Verwendung schwereren Zubehörs bzw. einer schwereren Kamera.

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