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Praxis

Messier 1 – der berühmte Krebsnebel

Der berühmte Überrest der von chinesischen Astronomen im Juli 1054 beobachteten Supernova im Stier ist ein Hammer unter den Deep-Sky-Objekten.

Der Krebsnebel im Sternbild Stier.
Michael Breite, Stefan Heutz, Wolfgang Ries / CCD Guide Der Krebsnebel im Sternbild Stier. Michael Breite, Stefan Heutz, Wolfgang Ries / CCD Guide

Messier 1 ist das erste Objekt in Charles Messiers Nebelkatalog und rund 6300 Lichtjahre von uns entfernt. Es handelt sich dabei um den berühmtesten und hellsten Überrest einer Supernova-Explosion, der auch unter allen 110 Messier-Objekten nur einmal vorkommt.

Beobachtungen in China

Zeichnung von Messier 1 mit einem 27" Newton-Teleskop
bei 366-facher Vergrößerung und mit einem [OIII]-Filter. Uwe Glahn Zeichnung von Messier 1 mit einem 27" Newton-Teleskop bei 366-facher Vergrößerung und mit einem [OIII]-Filter. Uwe Glahn

Chinesische Himmelsbeobachter haben überliefert, dass am 4. Juli 1054 ein neuer Stern im Sternbild Stier erschien und angeblich für zwei Jahre mit dem bloßen Auge am Nachthimmel sichtbar war. Ohne es zu wissen, wurden die damaligen Astronomen Zeugen des explosiven Endes eines massereichen Sterns. Diese sogenannte Supernova war in ihrem hellsten Maximum sogar am Taghimmel für einen Monat lang erkennbar. Heute wird angenommen, dass der Nebel aus dieser Supernova-Explosion entstanden ist. Der Nebel wurde von John Bevis im Jahre 1731 entdeckt und unabhängig davon von Charles Messier als erstes Objekt in seinem Nebelkatalog eingetragen.

Messier 1 steht in den Wintermonaten hoch im Süden im Sternbild Stier. Zum Aufsuchen schwenkt man vom Stern ζ Tauri aus 1,2° in Richtung Nordwesten. Unter dunklem Landhimmel ist der Nebel bereits mit einem 10×50 Fernglas als kleines, mattes Fleckchen zu sehen. In einem Teleskop von 80 bis 150mm Durchmesser bei 60 bis 90-facher Vergrößerung kann er als ovaler, kleiner Nebelfleck gesehen werden. Ab einem Teleskop mit 200mm Durchmesser erscheint eine Einbuchtung an der östlichen Seite.

Nebelfilamente

Die filamentartigen Strukturen des Nebels können erst mit Teleskopen ab 300mm erahnt werden. Schmalbandfilter oder [OIII]-Linienfilter sorgen für mehr Kontrast und lassen den Nebel heller und größer erscheinen. Auch die Nebelfilamente erscheinen detaillierter, da deren Licht ein Emissionsspektrum besitzt, welches die Nebelfilter passieren lassen.

Im Nebelzentrum befindet sich ein Pulsar, der starke Magnetfelder in der Umgebung erzeugt. Der Durchmesser dieses Neutronensterns beträgt nur ca. 10 Kilometer und rotiert pro Sekunde 30 Mal um sich selbst. Seine Sichtung erfordert jedoch sehr große Teleskope ab 600mm und einen sehr dunklen Landhimmel.

Wer die heutigen Fotos vom Messier 1 betrachtet, wird sich eventuell fragen, wo denn die Krebsform ist, welche dem Nebel den berühmten Namen gegeben hat. Die Bezeichnung geht auf die erste Zeichnung des Nebels zurück, welche vom irischen Astronomen Lord Rosse im Jahr 1844 angefertigt wurde. Darauf kann man mit etwas Fantasie tatsächlich einen Krebs erkennen.

Aufsuchkarte von Messier 1 im Sternbild Stier. J. Scholten Aufsuchkarte von Messier 1 im Sternbild Stier. J. Scholten

Autor: Michael Feiler / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH