Supernova-Überrest mit Rätseln
Ohne Nebelfilter bleibt IC 443 unsichtbar, aber mit OIII oder UHC finden Sie in ihm ein spannendes Ziel, das an den Cirrusnebel erinnert.
Am Ende seiner Lebenszeit kann ein Stern unter bestimmten Voraussetzungen in einer gewaltigen Explosion aufleuchten und dabei seine gesamte Galaxie als Supernova überstrahlen. In der Milchstraße sind diese Ereignisse selten und man rechnet mit nur etwa 20 Supernovae pro Jahrtausend. Doch auch wenn wir die meisten Supernovae nicht selbst beobachten können, so hinterlassen sie doch Spuren, wie der Gasnebel IC 443 zeigt.
Die Entdeckung des Nebels führt in das letzte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, als die Astrofotografie zunehmend an Bedeutung gewann. Einer der Pioniere der Astrofotografie war Max Wolf. Am 25. und 30. September 1892 machte Wolf an der Heidelberger Sternwarte Aufnahmen der im Vorjahr aufgetauchten Nova Aurigae 1891 (T Aurigae). Er verwendete hierfür Linsen zwischen 63mm und 150mm. Neben der Dokumentation der Nova gelangen ihm auf Basis dieser Aufnahmen sieben Neuentdeckungen von bis dahin unbekannten Nebeln. Das 63mm Objektiv bot das größte Gesichtsfeld und bildete auch Teile des Sternbilds Zwillinge ab. Hier zeigten sich die als "sehr groß und hell" beschriebenen Nebelmassen von IC 443 und IC 444.
Der Spezialfall eines Emissionsnebels
Bereits auf den ersten Blick unterscheidet sich IC 443 von den anderen Nebelfeldern der Region. In der Tat handelt es sich bei IC 443 um einen Supernova-Überrest. Die Schockwellen der Explosion interagieren mit dem interstellaren Medium und werden für uns durch die bei den Kollisionen entstehenden Emissionen sichtbar. Die Entfernung dieses Nebels beträgt etwa 4900 Lichtjahre. Im Vergleich zu anderen Supernova-Überresten wie im M 1 findet sich im Zentrum kein Pulsar. Dafür existiert in sehr exzentrischer Position an der Südkante des Nebels der Neutronenstern CXOU J061705.3+222127, der in der gleichen Explosion entstand wie der Nebel. Chandra-Aufnahmen zeigen eine Art Bugwelle, die der Stern bei seiner rasanten Bewegung durch die Molekülwolke zieht.
Seine genaue Entstehungsgeschichte und die Ursache seiner nahezu parallel zum Zentrum von IC 443 ausgerichteten Bewegung sind aktuell Gegenstand der Forschung. Auch das Alter des Supernova-Überrests ist nach wie vor unsicher, die Berechnungen schwanken zwischen 3000 und 30.000 Jahren.
Mit dem Nebelfilter zum Erfolg
Für die Beobachtung von IC 443 ist generell eine dunkle und transparente Nacht notwendig. Doch auch dann ist selbst mit 250mm Öffnung oft keine Spur vom Nebel erkennbar. Mit einem Nebelfilter ([OIII]- oder UHC-Filter) ist IC 443 bereits mit 100mm Öffnung erreichbar. Die hellsten Bereiche finden sich im nordöstlichen Bogen. Hier findet sich nördlich eines 10,m7 Sterns der hellste Nebelknoten. Mit indirektem Sehen zieht sich von diesem Knoten ein schwaches Nebelband nach Süden. Ab 400mm Öffnung sind bei mittlerer Vergrößerung zarte Nebelfasern auflösbar, die an Teile des Cirrusnebels erinnern. Für Astrofotografen bieten sich neben der klassischen Hα-Aufnahme auch Kombinationen aus [OIII]-, Hα- und SII-Aufnahmen an.
Autor: Matthias Juchert / Lizenz: Oculum-Verlag