Messier 71, der lockere Kugelsternhaufen
Dieser Kugelsternhaufen im Füchschen könnte auch als offener Sternhaufen durchgehen – ein schönes Ziel, eingebettet in die Milchstraße.
Unterhalb des markanten Sommersternbildes Schwan befindet sich das hübsche kleine Sternbild Pfeil (lateinisch Sagitta) mit dem Kugelsternhaufen Messier 71. Zum Aufsuchen des Kugelsternhaufens platziert man entweder den Sucher in der Mitte zwischen den Sternen γ und δ Sge oder man geht vom zentralen Stern δ Sge 1,2° nach Osten zu einer Sternkette mit einem 6m Stern. Der Kugelsternhaufen M 71 liegt etwa 15' östlich der Sternkette.
Der Schweizer Mathematiker und Astronom Philippe Loys de Chéseaux hatte den Kugelsternhaufen im Jahre 1746 entdeckt. Pierre Méchain fand ihn unabhängig davon am 28. Juni 1780 und am 4. Oktober 1780 wurde er in Messiers Katalog aufgenommen.
Kugelsternhaufen oder offener Sternhaufen?
Messier 71 hat eine Ausdehnung von 37 Lichtjahren und ist etwa 13.000 Lichtjahre von uns entfernt. Er sieht für einen Kugelsternhaufen ungewöhnlich lose und aufgelockert aus, weshalb seine Klassifizierung lange unklar war. Die Zusammensetzung ähnelt eher einem offenen Sternhaufen und er ist auch kein typisches Kugelsternobjekt des galaktischen Halos. Aufgrund seines Alters von zwölf Milliarden Jahren und der geringen Häufigkeit von Elementen schwerer als Helium (Metallizität) entschied man sich jedoch für die Bezeichnung Kugelsternhaufen.
Eher dreieckig als rund
Bereits im 50mm Fernglas unter gutem Landhimmel sieht Messier 71 wie ein kleiner diffuser Nebelfleck aus, der innerhalb der Sommermilchstraße liegt. Mit einem Teleskop ab 10cm Öffnung können erste Haufensterne aufgelöst werden. Ab 20cm Öffnung sieht er ungleichmäßig aufgelockert aus und wird zur Mitte hin kaum dichter.
Ab 30cm Öffnung kommt eine Pfeilform des Haufenzentrums zum Vorschein. Der Kugelsternhaufen sieht also nicht rund, sondern eher dreieckig und fächerförmig aus. Seine Spitze zeigt dabei nach Südwesten. Je höher man vergrößert, desto weniger Sterne scheint der Kugelsternhaufen zu haben und zum Zentrum hin wird der Haufen kaum heller. Mindestens 150 einzelne Sterne sind sichtbar, welche mit der Sommermilchstraße verschmelzen.
Den schönsten Anblick hat man mit einer Vergrößerung zwischen 50- und 100-fach. Unter dunklem Landhimmel und gutem Seeing können aber ruhig noch höhere Vergrößerungen ausprobiert werden.
Astrofotografen können Messier 71 bereits mit einem 500mm Teleobjektiv fotografieren, da der Kugelsternhaufen recht aufgelockert und ohne zentrale Sternkonzentration ist. Richtig eindrucksvoll wird das Foto jedoch erst mit längeren Brennweiten ab 3000mm und einer langen Belichtungszeit. Dann kommen auch die vielen roten Sterne und der Kugelcharakter des Haufens zum Vorschein.
Autor: Michael Feiler / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH