Die Schatzkammer des Schlangenträgers
Neben vielen Messier-Kugelsternhaufen hat das Sternbild auch eine Reihe von schönen offenen Sternhaufen für das Fernglas zu bieten.
Das riesige Sternbild Ophiuchus oder Schlangenträger ist vor allem für seine Messier-Kugelsternhaufen bekannt, besitzt aber an seinem östlichen Rand eine Reihe von Juwelen für Fernglasbeobachter. Kein Wunder, denn hier streift die Konstellation das schimmernde Band der Sommermilchstraße.
Im Grenzgebiet
Ganz in der nordöstlichen Ecke des Ophiuchus findet sich mit NGC 6633 ein auffälliger offener Sternhaufen. Da sich in der Nähe keine helleren Sterne befinden, muss man mit dem Starhopping bei θ Serpentis starten. Der Schwenk von etwa 7,5° in nordwestlicher Richtung führt nach 4,5° über den offenen Sternhaufen IC 4756, der ebenfalls noch im Sternbild Serpens liegt. IC 4756 besteht aus fünf trapezförmig angeordneten 6m-Sternen, zwischen denen sich eine Vielzahl schwächerer Sternchen tummelt. Wesentlich konzentrierter erscheint dagegen NGC 6633: Innerhalb von 0,5° befinden sich etwa 30 Sterne 7. bis 9. Größe, wobei der Sternhaufen länglich wirkt.
Ein Stern, der keiner mehr ist
Verfolgt man den Schwenk zwischen den beiden Sternhaufen um etwa 4,5° weiter nach Westen, so stößt man auf eine Gruppe von vier zickzackförmig angeordneten 7m-Sternchen. Genau 1° östlich von dieser befindet sich ein 8m schwaches Pünktchen. Nichts Besonderes, ein Stern wie viele? Nein, denn hierbei handelt es sich um den planetarischen Nebel NGC 6572. Aufgrund der geringen Größe des Staubscheibchens entsteht im Fernglas noch kein flächiger Eindruck, bei sorgfältiger Beobachtung lässt sich aber vielleicht dessen grüne Farbe erkennen.
Weitere Schönheiten
Starten wir von Cebalrai bzw. β Oph und gehen lediglich 1 bis 2° nach Norden, stoßen wir auf einen weiteren großen offenen Sternhaufen: IC 4665. Schon im kleinen Fernglas zählt man auf einer Fläche von etwa einem Quadratgrad bis 25 Sterne, wobei es einen etwa vollmondgroßen konzentrierteren Kernbereich gibt.
Fährt man auf von IC 4665 nach Norden zum Hauptstern des Schlangenträgers, Rasalhague oder α Oph, begegnet man auf halber Strecke dem hellsten des ganzen Weges, nämlich dem 6m-Stern 53 Oph. Dieser besitzt südlich einen schwächeren Begleiter in 41" Entfernung, der bei genauerer Beobachtung sichtbar wird. Ein Stativ bzw. wenigstens ein Aufstützen der Arme auf Stuhllehnen oder einem Autodach helfen ungemein bei dessen Detektion. Nach Erreichen dieser Wanderziele sollte man keinesfalls sein Fernglas vergessen, denn der Schlangenträger besitzt viele weitere tolle Objekte für kleine Optiken.
Autor: Kay Hempel / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH