Zu Kastors Füßen
M 35 ist das Highlight der Fernglas-Tour in den Zwillingen; rund um den Sternhaufen gibt es allerdings noch mehr zu entdecken.
Unser Streifzug durch den Fernglashimmel führt uns weg von den beiden Hauptsternen des Sternbilds Zwillinge nach Westen bis zur Grenze zum Orion. Von Kastor aus führt eine leicht gebogene Sternreihe zu Tejat Posterior (μ Gem) und Tejat Prior (η Gem). Mit diesen bildet der nördlich liegende offene Sternhaufen Collinder 89 ein fast gleichseitiges Dreieck.
Verschiedenartige Nachbarn
Über einen Vollmonddurchmesser groß ist das größte Objekt unserer Tour. Im Fernglas fällt sofort eine Figur aus fünf Sternen auf, die an einen liegenden Weihnachtsbaum oder auch eine Rakete erinnert. Schwächere Sterne sind kaum zu erkennen. Auch fällt die Abgrenzung zur Umgebung schwer, ganz anders als bei dem sich westlich am Rand des Gesichtsfeldes befindlichen Messier 35.
Unter gutem Landhimmel können wir diesen offenen Sternhaufen sogar mit bloßem Auge als Nebelfleck erkennen. So richtig interessant wird sein Anblick im Fernglas: Dann löst sich der Nebel in ein Glitzern und Funkeln von etwa 15–30 Sternen innerhalb eines Vollmonddurchmessers auf.
Doppelsterne – oder nicht?
Geht man von Messier 35 über Propus (1 Gem) noch ein knappes Grad nach Westen, stößt man auf einen länglichen Sternknoten, der wie ein nicht ganz getrennter Doppelstern wirkt. Doch ein Blick in einen Sternatlas zeigt: Es handelt sich um einen Sternhaufen namens NGC 2129.
Zurück zu Collinder 89 und Tejat Posterior: Noch etwa 2,5° weiter südlich von diesem findet man eine gebogene Kette von vier Sternen. Der südlichste und hellste ist der 4m-Stern ν Gem. Im Fernglas zeigt sich, dass er fast genau nördlich einen schwächeren Begleiter hat. Zwar ist dieser mit einer Entfernung von 113" leicht vom Hauptstern zu trennen, man muss aber schon genau hinschauen, um das 8m-Sternchen zu erkennen. Allerdings handelt es sich nur um einen optischen Doppelstern, es gibt keine physische Beziehung zwischen beiden Komponenten.
Als besondere Herausforderung zeigt sich unter exzellenten Bedingungen im 10×50 Fernglas am südwestlichen Rand von M 35 ein weiterer Sternhaufen: NGC 2158. Da er aber etwa sechsmal so weit von uns entfernt ist wie M 35, erscheint er nur als kleines Fleckchen bzw. unscharfer Stern. Eine eindeutige Identifikation gelingt erst mithilfe eines Stativs oder höherer Vergrößerung.
Autor: Kay Hempel / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH