Auf Berg- und Taltour in den Alpen
Bei der Entstehung des Mare Imbrium vor fast vier Milliarden Jahren wurde ein mächtiger äußerer Wall aufgeworfen.
Bei der Entstehung des Mare Imbrium (Regenmeer) vor fast vier Milliarden Jahren wurde ein mächtiger äußerer Wall aufgeworfen, dessen Überreste heute nach irdischen Gebirgen benannt sind. Im Süden finden sich Montes Carpatus (Karpaten) und im Osten Montes Apenninus (Apenninen), Montes Caucasus (Kaukasus) und die Montes Alpes (Alpen) im Nordosten.
Hoch hinaus
Die Montes Alpes verlaufen im Nordosten des Mare Imbrium auf einer Länge von 281km. Dicht am Krater Cassini beginnen die ersten Berge und der gesamte Gebirgszug reicht bis nahe an die Wallebene Plato (vgl. Abenteuer Astronomie 7) im Norden des Mondmeeres. In der Mitte der Montes Alpes verläuft das imposante Vallis Alpes (Alpental) in Südwest-Nordost-Richtung.
Während nördlich des Tals die Alpen aus einer Vielzahl ineinander verschachtelter Gipfel bestehen, wird das Gelände südlich des Vallis Alpes auch von niedrigen Bergen und Hügel gestaltet. Markant sind das scheinbar steil abfallende Promontorium Agassiz (Kap Agassiz) nordwestlich von Cassini und der höchste Alpenberg Mont Blanc, der die 2500m hohen Berge des Gebirges noch einmal um gut 1000m überragt.
Und tief hinunter
Das Vallis Alpes gehört visuell zu den eindrucksvollsten Formationen des Mondes. Hier hat sich auf einer Länge von 190km und einer Breite von 10km–20km die Mondkruste entlang zweier Bruchlinien abgesenkt. Dabei entstand das Tal wahrscheinlich zeitgleich mit dem Imbrium-Impakt. Der Grund ist mit dunklem Lavagestein gefüllt, während am Morgenterminator die etwa 1000m abfallenden Hänge am Westrand hell erleuchtet sind. Die enge Schlucht direkt am Mare Imbrium öffnet sich nach wenigen Kilometern in eine weite ovale Fläche, die in der historischen Mondliteratur auch als Großes Amphitheater bezeichnet wird.
Im Detail
Eine wirkliche Herausforderung ist die Beobachtung der nur etwa 550m breiten Rille, die auf dem Grund des Alpentals verläuft. Die Rille zieht sich mittig durch das Tal und ist vermutlich ein früherer Lavakanal, dessen Decke eingestürzt ist. Im Teleskop ab etwa 150mm Öffnung besteht bei hervorragendem Seeing, das hohe Vergrößerung von über 200-fach ermöglicht, Chancen auf eine Sichtung.
Beste Sichtbarkeit 8 oder 21 Tage nach Neumond
Autor: Lambert Spix / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH