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Praxis

Der Fuhrmann

Der Fuhrmann beherbergt Capella, den dritthellsten Stern des Nordhimmels, und ein schönes Trio heller Sternhaufen.

Obwohl der Name Auriga auf einen Wagenlenker bzw. Fuhrmann hindeutet, zeigen bildliche Darstellungen viel mehr
einen Ziegenhirten. Obwohl der Name Auriga auf einen Wagenlenker bzw. Fuhrmann hindeutet, zeigen bildliche Darstellungen viel mehr einen Ziegenhirten.

Das Sternbild Fuhrmann ist manchmal auch unter seinem lateinischen Namen Auriga bekannt und ist eine leicht erkennbare Konstellation des Winterhimmels. Es liegt nördlich des Stiers bzw. zwischen dem Helden Perseus und den Zwillingen. Der hellste Stern von Auriga, folglich als α Aur bezeichnet, heißt Capella, was mit "kleine Ziege" oder "Zicklein" übersetzt wird. Das lateinische Wort Capra (Ziege) ist dabei der Ursprung des Namens. Capella stellt laut der griechischen Mythologie die Ziege Amalthea dar, die den vor seinem Vater versteckten Gott Zeus ernährte. Sie säugte das Kind mit ihrer Milch und aus den Hörnern trank Zeus Nektar und Ambrosia.

Das aus zwei gelben Riesensternen bestehende Doppelsystem Capella ist wegen seines geringen Abstandes von 42 Lichtjahren der dritthellste Stern der nördlichen Hemisphäre. Zudem ist der Hauptstern zirkumpolar, d. h. er geht für unsere Breiten nie unter und kann sogar in den Sommermonaten über dem Nordhorizont leicht gesehen werden.

Der mit der Ziege tanzt

Auriga bedeutet übersetzt Wagenlenker, wobei sich im deutschen Sprachraum die Bezeichnung Fuhrmann durchgesetzt hat. Nach einer griechischen Sage stellt das Sternbild den König Erichthonius dar. Dessen größte Tat war die Erfindung des Reiterwagens mit vier Pferden, weshalb er gleichfalls als mythologischer Erfinder des Rades gilt. Die Erfindung war auch Selbstzweck: Trotz seines Schlangenunterleibs konnte er sich dadurch schneller fortbewegen. Nach seinem Tod wurde der König an den Sternhimmel versetzt, seine irdische letzte Ruhestätte fand er im Erechtheion-Tempel auf der Akropolis in Athen.

Trotz der Bezeichnung Fuhrmann zeigen bildliche Darstellungen des Sternbilds meist gar keinen Wagenlenker, sondern einen Ziegenhirten. Dieser hält eine Ziege im Arm, die durch den Stern Capella markiert wird. Auch der Name von ε Aur, Almaaz, leitet sich vom Wort Ziege ab.

Grinsekatze lacht im Fernglas

Zu den Klassikern im Fuhrmann zählt das Sternhaufen-Trio M 36, M 37 und M 38. Unter dunklem Himmel sind die drei schon mit einem Fernglas lohnende Ziele. Als hellster Sternhaufen des Sternbilds geht allerdings NGC 2281 knapp in Führung.

Ein weiteres und vor allem amüsantes Ziel für Fernglasbesitzer ist ein kaum bekannter Asterismus südlich von M 38, denn in diesem Sternmuster lacht die Grinsekatze aus "Alice im Wunderland" dem Beobachter entgegen. Die Sternkette von HD 35921 und HD 35327 ist dabei das markante Grinsen, über dem zwei Sterne (HD 35519, HD 35295) die Augen der Cheshire Cat bilden.

Übersichtskarte des Sternbilds Auriga mit den Beobachtungsempfehlungen. J. Scholten Übersichtskarte des Sternbilds Auriga mit den Beobachtungsempfehlungen. J. Scholten

Autor: Nico Schmidt / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH