Herkules
Das markante Herkules-Viereck beherbergt ein echtes Showpiece: Messier 13, den schönsten Kugelsternhaufen des Nordhimmels.
Die griechische Mythologie ist voller heldenhafter Figuren und ihren Abenteuern: Da sind Perseus, Odysseus oder auch Theseus. Der berühmteste und stärkste Held aber ist zweifellos Herkules. Er war ein uneheliches Kind, das der Göttervater Zeus mit der Sterblichen Alkmene gezeugt hatte. Das machte Hera, die Gemahlin von Zeus, rasend eifersüchtig, so dass sie Herkules ihr gesamtes Leben lang verfolgte.
Der Himmel auf seinen Schultern
Aus Angst vor Heras Rache setzte die Mutter von Herkules ihn direkt nach seiner Geburt aus. Die Schutzgöttin Athene jedoch nahm den Säugling mit zum Olymp, brachte ihn ausgerechnet zur schlafenden Hera und legte ihn an ihre Brust. Herkules sog dabei so stark an der Brust, dass die Göttermutter erwachte und das Kuckuckskind fortstieß, wobei ihre Milch über den ganzen Himmel spritzte. So wurde Herkules dank Heras Milch nicht nur unsterblich, er war sogar unbeabsichtigt mitverantwortlich für die Entstehung der Milchstraße. Herkules kehrte zu seiner Mutter zurück, Hera ließ zwei Schlangen auf das Kind los, doch der Säugling ergriff beide und erwürgte sie.
Herkules – oder im Griechischen Herakles – wurde vor allem durch seine zwölf legendären Heldentaten bekannt. Für seine elfte Aufgabe sollte der Halbgott goldene Äpfel von einem Wunderbaum stehlen, der von einem Drachen bewacht wurde. In einer List überredete er den Titan Atlas, der die Himmelskugel auf seinen Schultern trug, für ihn die Äpfel zu holen. Im Gegenzug erklärte sich Herkules dazu bereit, das Himmelsgewölbe zu stützen, und so ist der stärkste Mann heute nicht nur am Himmel als Sternbild dargestellt, er trug ihn – wenn auch nur kurz – sogar höchstpersönlich auf seinen Schultern.
Held mit vier Ecken
So berühmt auch Herkules und seine Taten sind, so unauffällig ist sein Sternbild. Es ist eine relativ ausdehnte Konstellation, dem Himmelsbeobachter fällt der stärkste Sagenheld allerdings nur als eher kleine geometrische Figur auf. Vier helle Sterne bilden ein leicht schiefes, aber markantes Sternviereck, das sich genau auf der Verbindungslinie der Sterne Arktur und Wega befindet.
Das Herkules-Viereck ist auch die Heimat des schönsten Kugelsternhaufens der Nordhalbkugel: M 13. Mit einer Helligkeit von 5,8m ist er schon für das bloße Auge erreichbar, im Fernglas wird ein sechs Bogenminuten großer Nebelfleck sichtbar – das gesammelte Licht von zehntausenden uralten Riesensternen. Mit einem 100mm Teleskop sind schließlich die ersten Einzelsterne fassbar und mit noch mehr Öffnung und Vergrößerung entfaltet sich die eindrucksvolle Pracht des Sternhaufens. M 92 und NGC 6229 sind weitere Kugelsternhaufen im Herkules.
Autor: Nico Schmidt / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH