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Schlangenträger

Das Sternbild ist unauffällig, dafür gibt es sieben Messier-Kugelsternhaufen zu sehen, darunter das helle Paar M 10 und M 12.

Alte Darstellungen zeigen den Schlangenträger zusammen mit dem heute verlorenen Sternbild Stier von Poniatowski. Alte Darstellungen zeigen den Schlangenträger zusammen mit dem heute verlorenen Sternbild Stier von Poniatowski.

In dem großen Himmelsausschnitt zwischen Herkules und Skorpion befindet sich das ausgedehnte Sternbild des Schlangenträgers. Es ist wenig auffällig und wegen seiner Größe auch kaum markant. Wie alte Sternkarten zeigen, trägt der Schlangenträger tatsächlich im wahrsten Wortsinne eine große Schlange in seinen Händen, wobei die Schlange am Himmel ein eigenes Sternbild darstellt. Der Schlangenträger ist auch unter seinem griechischen Namen Ophiuchus bekannt; früher trug es außerdem eine lateinische Bezeichnung – Serpentarius.

Es ist zugleich das Sternbild, in dem die letzte Supernova unserer Heimatgalaxie beobachtet wurde. Im Oktober 1604 tauchte sie nahe ξ Oph auf, strahlte heller als der hellste Stern und stützte endgültig die (kopernikanischen) Zweifel an der Unveränderlichkeit des Sternhimmels.

Heilkunst im Zeichen der Schlange

Der Ursprung des Sternbilds lässt sich nicht genau rekonstruieren. Für manche Historiker liegt er bei den babylonischen Himmelsbeobachtern vor rund 3000 Jahren, wobei die Konstellation den Götterkampf zwischen Tiamat und ihrem Enkel Marduk darstellen soll. Dabei schlug Marduk die Urgöttin in Schlangengestalt in zwei Teile und formte so aus Tiamats Leichnam das Antlitz der Erde und den Himmel. So könnte der Schlangenträger den babylonischen Schöpfungsmythos symbolisieren. Nach einer anderen Interpretation – für Johannes Kepler ist sie sogar die passendste – verbirgt sich dahinter der Trojaner Laokoon, der die List um das trojanische Pferd durchschaute. Doch die Götter schickten zwei Schlangen, die den Vater mit seinen beiden Söhnen erwürgten. Die Ähnlichkeit zwischen der berühmten Laokoon-Skulptur und alten Darstellungen des Schlangenträgers ist verblüffend.

Nach der bekanntesten Geschichte stellt das Sternbild den griechischen Gott der Heilkunst dar. Asklepios (wörtlich "Schlange, die etwas umwindet") bzw. eingedeutscht Äskulap gelang es sogar einen Toten wieder zum Leben zu erwecken, was Hades im Totenreich nicht gerne sah. Zur Strafe wurde der Heiler mit einem Blitz getötet und unter die Sterne versetzt. Sein Symbol ist ein Stab, der von einer Schlange umwunden wird, und noch heute ist der Äskulapstab das Zeichen für Medizin, Pharmazie, für den Arztberuf und ziert Apothekenschilder.

Sternhaufen und ein verlorener Stier

Wie auch andere Sternbilder nahe dem galaktischen Zentrum lockt auch Ophiuchus mit besonders vielen Sternhaufen. Allein bei den sieben Messier-Objekten des Sternbilds handelt es sich ausnahmslos um Kugelsternhaufen; M 10 und M 12 sind dabei die hellsten und schon mit einem 100mm Teleskop auflösbar. Zwei besondere Exemplare unter den offenen Sternhaufen sind NGC 6633 und IC 4665, da sie unter einem dunklen Himmel schon mit bloßem Auge sichtbar und vor allem schöne Fernglasobjekte sind.

Ebenfalls ein freiäugiges Ziel ist eine V-förmige Sterngruppe: der Sternhaufen Melotte 186. Vor rund 240 Jahren sah man hier den Kopf des Sternbildes Stier von Poniatowski. Es entstand zu Ehren des letzten Königs von Polen, geriet aber schon bald in Vergessenheit und zählt darum heute nicht zu den 88 anerkannten Sternbildern.

Übersichtskarte des Sternbilds Schlangenträger mit den Beobachtungsempfehlungen. J. Scholten Übersichtskarte des Sternbilds Schlangenträger mit den Beobachtungsempfehlungen. J. Scholten

Autor: Nico Schmidt / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH