Der Herkuleshaufen M 13
Schnell auffindbar und lichtstark: Dieses Showpiece unter den Kugelsternhaufen ist auch aus der Stadt ein Knaller.
Kugelsternhaufen genießen unter Stadtastronomen nicht unbedingt den Ruf, spektakuläre Beobachtungserlebnisse zu bieten. Zumeist können sie nur als verschwommene Wölkchen wahrgenommen werden, die Entdeckung näherer Details bleibt in der Regel Landbeobachtern vorbehalten. Doch es gibt Ausnahmen.
Bereits die Beobachtung von M 3 lässt erahnen, welch unermesslichen Sternreichtum Kugelsternhaufen aufweisen. Noch interessanter ist M 13, der 5,m3 helle sogenannte Herkuleshaufen im Sternbild Herkules. Aus Sicht der Stadtbeobachter sicherlich das schönste Objekt seiner Art.
Nebel ohne Sterne
Bereits die Suche nach M 13 verläuft problemlos, da der Haufen nur 2,5° südlich von η Her, dem nordwestlich gelegenen Eckstern des markanten Herkulesvierecks, liegt. Von hier aus genügt ein kurzer Schwenk in Richtung Süden, bis im Gesichtsfeld ein recht auffälliges, weil an ein Geo-Dreieck erinnerndes Sterntrio, erscheint. Der nordwestliche Stern des Dreiecks verliert bereits bei geringer Vergrößerung seinen stellaren Charakter und entpuppt sich bereits bei einer Vergrößerung von 15× als ein kleines Nebelscheibchen. Daran ändert sich wenig, wenn man durch ein Teleskop mit geringerer Öffnung blickt.
Ähnlich muss wohl auch Messier die Nr. 13 seines Katalogs wahrgenommen haben. Am 1. Juni 1764 notierte er: "Nebel ohne Sterne". Entdeckt hat diesen Nebel allerdings nicht der französische Kometenjäger, sondern fünfzig Jahre früher Sir Edmond Halley, der englische Astronom, der nach dem Tode von John Flamsteed im Jahre 1719 dessen Nachfolger an der Sternwarte in Greenwich wurde.
Klassisches City-Objekt
Ganz anders, wenn man M 13 mit einer größeren Öffnung beobachtet. Im 8 Zoll Spiegelteleskop zeigt sich der Haufen bei 50× als ein satter Fleck mit einem leicht "ausgefransten" Außenhalo. Mit der Technik des indirekten Sehens kann in diesem Bereich sogar eine leichte Granulation, also die Auflösung des Nebels in einzelne Lichtpunkte gelingen. Dieser Eindruck verfestigt sich bei Vergrößerungen um 160×. Nordwestlich vom Haufen liegende Sterne können als Fokussierhilfe dienen: Wenn man sie scharf einstellt, flackern auch im inneren Bereich des Haufens immer mal wieder Punkte auf, die das Licht einzelner Sterne wiedergeben. Dabei verträgt M 13 noch stärkere Vergrößerungen. Der Verfasser ist sogar bis 285× gegangen, mit etwas Geduld hat man dann das Gefühl, man sei ganz tief in das Lichtermeer des Haufens eingedrungen, das aus rund einer Million Sterne bestehen soll.
Fazit: M 13 ist ein klassisches City-Objekt. Schnell auffindbar und so lichtstark, dass bereits mit kleinen Teleskopen gute Beobachtungsergebnisse erzielt werden. Seine ganze Pracht entfaltet der Kugelsternhaufen allerdings erst bei hohen Vergrößerungen. M 13 ist ein Beleg dafür, dass sich manchmal auch für Stadtastronomen große Instrumente lohnen können.
Autor: Karl-Peter Julius / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH