Gamma Arietis – ein Glanzstück am herbstlichen Stadthimmel
Ein Glanzstück am herbstlichen Stadthimmel ist Gamma Arietis oder Mesarthim, einer der ersten im Teleskop entdeckten Doppelsterne.
In der US-amerikanischen Doppelsternliteratur gilt γArietis (oder: Mesarthim) als ein "showpiece", also als Glanz- oder Vorzeigestück unter den Doppelsternen. Grund dafür ist der attraktive Abstand beider Komponenten von 7,5 Bogensekunden, nicht zu weit und nicht zu nah, vor allem aber die nahezu gleiche Helligkeit (4,m5) und Farbe (weiß), in der sich γ Arietis dem Stadtastronomen am spätherbstlichen Nachthimmel präsentiert.
Ein Doppelstern am Horn des Widders
γ Arietis ist leicht aufzufinden. Am aufgehellten Stadthimmel sollte man zunächst die Plejaden aufsuchen, die ja bekanntlich selbst schon eine Reise wert sind. Vom Siebengestirn geht es mit bloßem Auge per Starhopping direkt in den Kopf des Widders, nämlich zum westlich gelegenen Hamal (α Arietis), dann zum rund drei Grad südwestlich gelegenen Sheratan (β Arietis), beide Sterne sind mit 2 bzw. 2,5 Magnituden gut erkennbar. 1,5 Grad südlich von β Arietis steht dann bereits Mesarthim, auf dem Sternbild am linken Horn des Widders gelegen. Bereits im Jahre 1664 soll der englische Optiker Robert Hook den Doppelsterncharakter von Gamma Arietis entdeckt haben. Unser Zielobjekt gilt somit als einer der ersten bekannten Doppelsterne überhaupt.
Um mit Mesarthim Bekanntschaft zu schließen, sollte man die teleskopische Beobachtung mit einer Vergrößerung von 50-fach beginnen; dann deutet sich bereits eine Trennung in zwei Komponenten an, die bei ca. 80× durch einen deutlichen, schmalen Steg zur Gewissheit wird. Seine ganze Schönheit entfaltet der Doppelstern dann ab 100-facher Vergrößerung: Zwei absolut gleich helle und gleich große Sterne, die den Betrachter wie zwei Scheinwerfer aus der Dunkelheit anleuchten.
Dritte Komponente am Stadthimmel sichtbar?
Die beiden rund 204 Lichtjahre von uns entfernten Komponenten von γ Arietis sollen sich übrigens in gut 5000 Jahren in einem Abstand von 500 AE (Astronomische Einheiten) umkreisen, bilden also wohl ein binäres System. Interessant ist auch, dass γ Arietis noch eine dritte Komponente besitzt, die allerdings mit 221 Bogensekunden zu den beiden deutlich sichtbaren Begleitern einen sehr weiten Abstand hält und mit einer scheinbaren Helligkeit von 9,m6 für Stadtbeobachter im Grenzbereich des Möglichen liegt. In den Aufzeichnungen des Verfassers findet sich die Notiz "bei 85× ganz schwaches Sternchen im Sichtfeld – weit entfernt".
Ob es sich bei dieser Beobachtung um die dritte Komponente handelt, bleibt aber unsicher. Im "interstellarum Deep Sky Atlas" ist auf Blatt 51 westlich von γ Arietis ein Stern der entsprechenden Größe verzeichnet, vielleicht die dritte Komponente?
Autor: Karl-Peter Julius / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH