Blick zum roten Planeten
Bereits mit einem 70mm Teleskop können Sie Strukturen auf der Oberfläche des Mars beobachten - und die Polkappen.
Mars im Einsteigerteleskop beobachten
Die leuchtend orange-rote Erscheinung des Mars am Nachthimmel zieht die Menschen bis heute in ihren Bann. Allein fünf aktive Sonden umkreisen aktuell den roten Planeten und zwei Rover erkunden seine Oberfläche. Mit dem "ExoMars Trace Gas Orbiter" samt Landemodul "Schiaparelli" ist gerade eine weitere Mission auf dem Weg zum Mars.
Viele alte Kulturen sahen in Mars den Boten für Krieg und Zerstörung. Die Griechen übernahmen diesen Glauben von den Babyloniern und aus deren Kriegsgott Nergal wurde Ares, der Feuer und Eisen beherrscht. Schließlich nannten ihn die Römer nach ihrem Kriegsgott Mars. Auch die Science-Fiction-Literatur der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts übernahm diese Sichtweise und beschrieb Mars gerne als Ursprung feindlicher Invasoren.
Mars im Profil
Mars hat einen erdähnlichen Aufbau, besitzt somit einen Kern, einen Mantel und eine feste Kruste. Seine typische rote Farbe stammt von Eisenoxid, also Rost. Mit einem Äquatordurchmesser von 6792km ist der Planet nur etwa halb so groß wie die Erde. Ein Tag auf dem Mars dauert 24 Stunden und 37 Minuten und ist damit fast gleich lang wie ein Erdtag. Die Bilder und Daten der auf dem Mars gelandeten Sonden zeigen einen trockenen Wüstenplaneten, dessen Atmosphäre nur rund ein Prozent des irdischen Luftdrucks aufweist. Allerdings deutet alles darauf hin, dass es in der Frühzeit des Planeten eine sehr viel dichtere Atmosphäre gegeben haben muss und sogar flüssiges Wasser vorhanden war. Es könnte sich also durchaus Leben in Form von Mikroorganismen wie z. B. Bakterien entwickelt haben. Die Entfernung Erde-Mars schwankt aufgrund seiner stark elliptischen Umlaufbahn zwischen 55,6 Millionen und 101 Millionen Kilometern.
Mars im Teleskop
Schon im 17. Jahrhundert konnte man im Teleskop dunkle Strukturen auf der Oberfläche des Mars erkennen. Diese Beobachtungen lassen sich heute bereits im kleinen Teleskop von 70mm nachvollziehen. Diese sogenannten Albedo-Strukturen sind vergleichbar mit den "Meeren" des Mondes. Es sind also Strukturen auf den Oberflächen von Himmelskörpern, die durch unterschiedlich starke Rückstrahleigenschaften des Materials bei Lichteinfall entstehen, sodass unterschiedlich helle bzw. dunkle Gebiete sichtbar werden. Sie erscheinen auf dem Mars meistens in einem mehr oder weniger hellen Braunton im Gegensatz zum vorherrschenden orange-rot der übrigen Marsoberfläche. Eine besonders prägnante Albedo-Struktur ist die "Große Syrte", lateinisch Syrtis Major, die im Teleskop als dunkle, dreieckige Struktur erscheint.
Veränderliche Polkappen
Spannend ist auch die Beobachtung der Polkappen, die sich als sehr helle, weißliche Flecken im Teleskop darstellen. Diese Strukturen verändern sich im Verlauf der Jahreszeiten des Mars deutlich. Mit dem einsetzenden Marsfrühling auf der entsprechenden Hemisphäre schmilzt die Polkappe langsam ab, wird kleiner und verschwindet im Sommer schließlich ganz. Auf der entgegengesetzten Hemisphäre kann im dortigen Herbst und Winter parallel ein Anwachsen der Polkappe beobachtet werden.
Praxistipp
Der richtige Beobachtungszeitpunkt
Für den visuellen Beobachter ist Mars eine Herausforderung. In der Opposition 2016 erscheint das Marsscheibchen nur 18,4 Bogensekunden groß. Im Vergleich dazu besitzt der Mond eine Größe von 1800 Bogensekunden, ist also 100 Mal so groß! Darüber hinaus erreichte der Planet dieses Jahr nur eine Höhe von etwa 18° über dem Horizont. Für eine erfolgreiche Beobachtung der Albedo-Strukturen oder der Polkappen müssen da gewisse Bedingungen erfüllt sein: Warten Sie mit der Beobachtung, bis der Planet seine höchste Stellung im Süden erreicht und nutzen Sie eine Nacht mit sehr ruhiger Luft. Wie gut das Seeing ist, verraten die Sterne: Flackern sie auch in Horizontnähe nur wenig, ist die Luftunruhe gering. Jetzt können Vergrößerungen von über 100× genutzt werden.
Beachten Sie allerdings, dass es für eine gegebene Teleskopöffnung eine höchstmögliche sinnvolle Vergrößerung gibt. Als Faustformel gilt: maximale Vergrößerung = Teleskopöffnung × 2. Ein optisch gutes Teleskop von z. B. 70mm Öffnung erreicht also bei 140-facher Vergrößerung seine Leistungsgrenze.
Autor: Lambert Spix / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH