Großartige Einöde
Kein Ziel am Himmel zeigt so viele Details wie der Erdmond. Aber was genau gibt es zu sehen? Einen ersten Überblick gibt dieser Artikel.
Die vielfältigen Formationen des Mondes
Von etlichen Hobby-Astronomen wird unser Erdmond aus der Beobachtung verbannt, stört er doch die so lichtempfindliche Deep-Sky-Beobachtung. Doch als erdnächster Himmelskörper bietet der Mond gerade für den Einsteiger eine schier unerschöpfliche Vielfalt an Mondlandschaften.
So sind bereits mit einem kleinen Einsteigerteleskop viele der prachtvollen Krater, Gebirge, Täler und Rillen zu erkennen, die je nach Beleuchtung unterschiedlich erscheinen. Darüber hinaus ist der Mond den größten Teil des Monats sichtbar. Und schon Buzz Aldrin, nach Neil Armstrong der zweite Mensch auf dem Mond, beschrieb unseren Trabanten als "großartige Einöde".
Meere auf dem Mond
Die erste visuelle Begegnung mit dem Mond kann bereits mit dem bloßen Auge erfolgen, denn die größten Formationen sind leicht erkennbar: die Meere (lat. Mare). Diese dunkel erscheinenden Flecken bedecken etwa 30% der sichtbaren Mondseite. Die Meere sind die Krater großer Meteoriteneinschläge, die mit Magma überflutet wurden, welches aus der durchschlagenen Mondkruste hervortrat. Die Färbung verursacht das erkaltete Gestein selbst: Es ist dunkle Basaltlava. Die größte Struktur dieser Art ist das Mare Imbrium (Regenmeer).
Krater über Krater
Ein Fernglas oder kleines Teleskop wird zur Beobachtung der am häufigsten vorkommenden Formation des Mondes benötigt: die Krater, die ebenfalls durch Meteoriteneinschläge entstanden sind. Auf der erdzugewandten Seite gibt es ca. 300.000 Krater mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer.
Je nach Größe und Zustand werden sie in unterschiedliche Klassen unterteilt: Krater im eigentlichen Sinne sind etwa 5 bis 60km groß. Sie sind zumeist von runder Form und heben sich klar abgegrenzt vom Untergrund ab. Die inneren Hänge sind weitgehend glatt und ein Zentralberg ist nicht vorhanden. Kleinkrater sind nicht größer als etwa 5km, Ringgebirge dagegen haben einen Durchmesser von etwa 20 bis 100km und besitzen einen gut erhaltenen und klar abgegrenzten Wall. Typisch sind die terrassenförmig abgestuften Hänge im Inneren des Kraters. In der Regel wird der Grund von einem Zentralberg überragt. Bekanntestes Beispiel ist Copernicus (siehe Abenteuer Astronomie 1).
Noch größere Krater mit einem Durchmesser bis zu 300km bezeichnet man als Wallebenen. Umgeben werden diese großen Krater von einem Wall, der in der Regel schon zerfallen ist oder durch spätere Einschläge zerstört wurde. Der Kratergrund ist häufig durch Krater, Rillen und Hügel gegliedert und mit Lava überflutet, wie z. B. die Wallebene Plato.
Berge und Täler
Gebirge (lat. Montes) des Mondes sind hauptsächlich an den Rändern der Mare zu finden. Bei der Entstehung der Mondmeere wurden mächtige Kraterwälle von mehreren tausend Metern Höhe aufgeworfen und später durch Lava teilweise überflutet. Die heutigen Gebirge sind also Überreste dieser ehemaligen Kraterwälle. Aber anders als auf der Erde sind diese Erhebungen viel weniger schroff und eher mit riesigen Hügeln vergleichbar. Besonders imposant ist der Gebirgszug der Apenninen. Einzeln stehende Berge (lat. Mons) sind praktisch nur in den Mondmeeren zu finden. Sie stellen ebenfalls Überreste von Kraterwällen dar, allerdings ragen hier nur die die höchsten Spitzen aus den lavagefluteten Ebenen.
Täler (lat. Vallis) werden aufgrund ihrer unterschiedlichen Entstehungsgeschichte in drei Arten unterteilt: Kratertäler sind lineare Strukturen von sich überlappenden Einschlägen. Entstanden sind diese vermutlich durch Sekundareinschläge bei der Entstehung der großen Meere. Kratertäler sind der am häufigsten vorkommende Typ von Mondtälern, Vallis Snellius (Snelliustal) ist das längste Tal dieser Art. Lavatäler hingegen, z. B. das Vallis Schröteri (Schrötertal), haben eine gewundene Form und erscheinen dem Beobachter ähnlich irdischer Flussläufe. Tatsächlich sind sie eingebrochene, ehemalige Lavaflüsse. Einbruchstäler sind durch Absacken oder Einbrechen der darunterliegenden Gesteinsschichten entstanden. Bekanntestes Beispiel ist das Vallis Alpes (Alpental).
Rillen und Furchen
Auch Rillen (lat. Rima) werden aufgrund ihrer unterschiedlichen Entstehung in verschiedene Typen unterteilt: Lavarillen sind wie Lavatäler eingebrochene ehemalige Lavahöhlen. Risse in der Mondoberfläche hingegen sind durch Spannungen in abkühlender Lava entstanden. Der etwas irreführende Begriff Furche (lat. Rupes) wird in der Mondmorphologie mit einer ganzen Reihe von Bezeichnungen gleichgesetzt: Steilhang, Berghang oder Klippe. Im Wesentlichen gibt es zwei Typen von sogenannten Furchen: Geländestufen als Folge von Bodenabsenkungen in den Randzonen der Meere wie die Rupes Recta (Gerade Wand) und Reste von Ringgebirgen oder Kratersegmenten wie die Rupes Altai (Altaifurche).
Autor: Lambert Spix / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH