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Praxis

First light

Alles so schön bunt hier? So sehen Deep-Sky-Objekte wie Sternhaufen, Nebel und Galaxien im Einsteigerteleskop wirklich aus.

Nur die Fotografie
zeigt den Orionnebel in brillanten
Farben. Mario Weigand Nur die Fotografie zeigt den Orionnebel in brillanten Farben. Mario Weigand

Wie sehen Deep-Sky-Objekte im Einsteigerteleskop aus?

Der Himmel ist klar, das neue Teleskop aufgebaut und auch die ersten Objekte sind mit etwas Geduld gefunden. Doch dann ist die Enttäuschung oft groß: Für das bloße Auge sehen Deep-Sky-Objekte nämlich im Fernrohr völlig anders aus, als man es von den Fotos in Büchern und im Internet kennt. So zeigen etwa langbelichtete Aufnahmen des Orionnebels M 42 eine ausgedehnte, bunte Nebellandschaft in den schönsten Farben. Beim Blick durch das Teleskop erscheint der Nebel dagegen farblos.

Sterne als Lichtpunkte

Das Sternbild Orion mit Beteigeuze
und Rigel. Peter Wienerroither / GSFC/Arizona State University Das Sternbild Orion mit Beteigeuze und Rigel. Peter Wienerroither / GSFC/Arizona State University

Die Sterne erscheinen am Nachthimmel als Lichtpunkte. Dies bleibt auch im Amateurteleskop so, da die Sterne zu weit entfernt sind, als dass sie als Scheibe dargestellt werden können. Auch bei hohen Vergrößerungen sind sie lediglich punktförmig. Allerdings steigt die Anzahl der sichtbaren Sterne beim Anblick durch das Teleskop. Außerdem können im Teleskop Unterschiede in den Sternfarben gut erkannt werden. So strahlen manche Sterne bläulich, rötlich oder gelblich, was auf Unterschiede in der Oberflächentemperatur zurückzuführen ist. Ein schönes Beispiel sind die Sterne Beteigeuze und Rigel im Sternbild Orion. Beteigeuze, der Schulterstern des Orion, ist ein Stern des Typs Roter Überriese. Mit einer Oberflächentemperatur von knapp 3200°C leuchtet er rötlich, was bereits bei der Beobachtung mit bloßem Auge zu erkennen ist. Rigel – der Fußstern β dagegen hat mit einer wesentlich höheren Oberflächentemperatur von über 12.000°C eine bläulich-weiße Färbung.

Prächtige offene Sternhaufen

Zeichnung der Plejaden M 45 im Teleskop
mit 60mm Öffnung, Vergrößerung 20×. L. Spix Zeichnung der Plejaden M 45 im Teleskop mit 60mm Öffnung, Vergrößerung 20×. L. Spix

Offene Sternhaufen sind dankbare Objekte für den Beobachter, da sie am ehesten mit Fotografien vergleichbar sind. Viele offene Sternhaufen können bereits im kleinen Einsteigerteleskop in einzelne Sterne aufgelöst werden und erscheinen als Ansammlung von dutzenden Sternen auf mehr oder weniger engem Raum. Im Winter ist der offene Sternhaufen der Plejaden M 45 ein lohnendes Ziel. Er ist etwas abseits des zentralen Teils des Sternbilds Stier zu finden. Bereits unter einem dunklen Vorstadthimmel sind etwa sechs Sterne der Konstellation mit dem bloßen Auge erkennbar. Selbst aus der Stadt heraus ist der Sternhaufen zu sehen. Insgesamt besteht M 45 aus über 1000 hauptsächlich jungen und heißen Sonnen, die in einem weiß-bläulichen Licht strahlen. Im kleinen Teleskop erkennt man mehrere helle Sterne in einem Muster, das an den Großen Wagen erinnert, vor einem Hintergrund von etwa 30 weiteren schwächeren Sternen.

Gewaltige Kugelsternhaufen

Zeichnung des Kugelsternhaufens M 15
im Teleskop mit 60mm Öffnung, Vergrößerung 100-fach. L. Spix Zeichnung des Kugelsternhaufens M 15 im Teleskop mit 60mm Öffnung, Vergrößerung 100-fach. L. Spix

Auf Fotografien erscheinen Kugelsternhaufen als prachtvolle Sternansammlungen, oftmals bis ins Zentrum hinein aufgelöst. Hier unterscheiden sich Fotografie und Anblick durch das Okular deutlich. In Teleskopen mit kleiner Öffnung zeigen sich Kugelsternhaufen als diffuse, neblige Objekte mit einem hellen Zentrum. Im kleinen Einsteigerteleskop können also Kugelsternhaufen nicht in einzelne Sterne aufgelöst werden. Trotzdem bleibt der Blick auf diese ältesten Objekte der Milchstraße spannend. In der Reihe der prachtvollen Kugelsternhaufen des Nordhimmels gehört auch M 15 im Sternbild Pegasus, welcher im Winter am frühen Abend Richtung Westen zu finden ist. M 15 ist der vermutlich dichteste Kugelsternhaufen unserer Galaxie. Bei der Beobachtung fällt besonders der helle Kern auf, in dem sich tausende Sterne drängen.

Nebel und Galaxien

Zeichnung des Orionnebels M 42 im
Teleskop mit 60mm Öffnung, Vergrößerung 50-fach. L. Spix Zeichnung des Orionnebels M 42 im Teleskop mit 60mm Öffnung, Vergrößerung 50-fach. L. Spix

Zu den am meisten ersehnten Beobachtungsobjekten gehören wohl Nebel und Galaxien. Bei diesen Objekten ist der Unterschied zur Fotografie am deutlichsten. Der Bildsensor einer Kamera kann Farbinformationen über die Dauer der Belichtung darstellen. Diese im Prinzip realen Farben sind zu lichtschwach, um vom menschlichen Auge wahrgenommen zu werden. Im Teleskop erscheinen also Nebel und Galaxien als blasse und farblose Gebilde in Graustufen. Der Orionnebel M 42 im Sternbild Orion steht im Winter ideal am Himmel für die Beobachtung. M 42 ist als hellster galaktischer Nebel bereits als Teil des Schwertgehänges des Orion mit dem bloßen Auge sichtbar. Im kleinen Teleskop erkennt man ein etwa vollmondgroßes Nebelgebiet mit den typischen "Schwingen". Der Beobachter sieht hier in die Höhlung einer 1300 Lichtjahre entfernten Gaswolke, in der gerade neue Sterne entstehen und beginnen, sich von dem umgebenden Staubkokon freizumachen.

Spannende Beobachtungen

Auch wenn viele Deep-Sky-Objekte auf den ersten Blick unspektakulär erscheinen, ist die Beobachtung mit dem Teleskop spannend. Anstatt vorgefertigte Bilder zu konsumieren, gilt es Tausende oder sogar Millionen von Lichtjahren entfernte Objekte mit den eigenen Augen zu entdecken. Das Naturerlebnis Astronomie wird dabei ergänzt durch das Wissen, dass man sich nach und nach aneignet und so das im Teleskop Gesehene mit Leben erfüllt.

Autor: Lambert Spix / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH