Liebesgöttin im Wandel
Venus strahlt heller als jeder Stern, aber das ist noch nicht alles: Wie der Mond zeigt die Venus Phasen, die Sie beobachten können.
Die Venus und ihre Phasengestalten
Zu den auffälligsten Himmelsobjekten gehört die Venus. Früh am Morgen oder Abend leuchtet sie in einer Helligkeit, die von keinem anderen Stern oder Planeten erreicht wird. Sogar am Taghimmel kann sie beobachtet werden. Vielleicht war dieser außergewöhnliche Glanz des Planeten Grund für seine Benennung nach der römischen Göttin der Liebe und der Schönheit.
Da die Venus sich innerhalb der Erdbahn befindet, kann sie – anders als die Planeten jenseits der Erdbahn – nie der Sonne am Himmel gegenüberstehen, sondern sich nur einen bestimmten Winkel von ihr entfernen. Dieser Winkelabstand wird als Elongation bezeichnet. Die Venus entfernt sich maximal 48° von der Sonne. Dann erreicht sie ihre sogenannte größte Elongation.
Keine Venus mitten in der Nacht
Aus diesem Grund können wir den Planeten auch nie die ganze Nacht über beobachten. Je nachdem ob sich der Planet auf seiner Bahn um die Sonne westlich oder östlich unseres Zentralgestirns befindet, sehen wir ihn entweder einige Zeit am westlichen Abendhimmel nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang am östlichen Morgenhimmel. Wenn die Venus genau zwischen Sonne und Erde steht, wird dies als untere Konjunktion bezeichnet, die Stellung, wenn sie sich hinter der Sonne befindet, als obere Konjunktion. Während der beiden möglichen Konjunktionen ist der Planet in der Regel nicht zu beobachten.
Phasen im Wandel
Die Venus umkreist innerhalb der Erdbahn die Sonne. Daher zeigt sie wie der Erdmond verschiedenen Phasengestalten von der "Vollvenus" bis zur "Sichelvenus". So wird der Planet einige Wochen nach der oberen Konjunktion als kleines, fast volles Scheibchen sichtbar. Danach vergrößert sich der Abstand zur Sonne, während der Anteil der beleuchteten Oberfläche abnimmt und gleichzeitig der scheinbare Durchmesser zunimmt. Die Venus bewegt sich dabei auf die Erde zu. Zur größten östlichen Elongation sieht man am Abendhimmel eine "Halbvenus", die weiter zu einer großen, aber schmalen Sichel schrumpft und während der unteren Konjunktion als "Neuvenus" nicht mehr sichtbar ist.
Lediglich zu den seltenen Venustransiten, wenn der Planet vor der Sonnenscheibe vorbeizieht, ist sie zu diesem Zeitpunkt beobachtbar. Beim Wiedererscheinen der Venus am Morgenhimmel wiederholt sich der Vorgang in umgekehrter Reihenfolge: Die Venus erscheint als große zunehmende Sichel, bei der größten westlichen Elongation wieder als kleinere "Halbvenus". Schließlich verschwindet sie als "Vollvenus" zum Zeitpunkt der oberen Konjunktion hinter der Sonne. Die Venus bewegt sich in diesem zweiten Teil des Zyklus von der Erde weg. Für einen kompletten Umlauf um die Sonne benötigt die Venus 225 Tage (siehe auch Planeten aktuell, Seite 33).
Praxistipp
Venus beobachten
Die Veränderung der Phasengestalt ist bereits durch ein kleines Teleskop erkennbar. Mit einigen Tagen Abstand zwischen den Beobachtungen ist das Fortschreiten gut nachvollziehbar. Hilfreich dabei kann ein sogenannter neutraler Graufilter sein, der die Helligkeit der Venus dämpft und die Phasen besser sichtbar werden lässt. Ein besonderes Erlebnis ist auch die Sichtung der Venus während des Tages. Einen guten Einstieg dafür bietet die Morgensichtbarkeit während der größten westlichen Elongation. Hierbei kann man versuchen, die Venus so lange wie möglich im Blick zu halten, während die Helligkeit zunimmt. Markante Orientierungspunkte wie Bäume, Hausdächer, Strommasten oder auch der Mond können dabei helfen, die Venus wieder aufzufinden, wenn sie einmal aus dem Blickfeld geraten ist. So hat man eine gute Chance den kleinen Lichtpunkt noch zu sehen, auch wenn die Sonne schon längst aufgegangen ist.
Autor: Lambert Spix / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH