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Praxis

Götterbote vor der Sonne

Spix Spechteltipps Merkur Transit Titel

Den Merkurtransit am 9. Mai sicher und einfach beobachten

Ein Transit, also z. B. ein Vorübergang des Planeten Merkur vor der Sonnenscheibe, ist ein seltenes Ereignis. Hier kann der Beobachter Himmelsmechanik live verfolgen, da der Planet auf die Sekunde genau wie berechnet vor der Sonne vorbeizieht und als kleiner schwarzer Punkt erkennbar ist. Doch ohne die richtige Ausrüstung kann man einen solchen Transit nicht sicher beobachten, denn trotz der Entfernung der Sonne von etwa 150 Millionen Kilometern erreichen große Mengen Strahlung verschiedener Wellenlängen die Erdoberfläche. Im Brennpunkt eines Teleskops oder Fernglases entsteht dabei eine enorme Hitze, vor der die Augen geschützt werden müssen.

Sonne projiziert

Ein Sonnenprojektionsschirm,
der am
Okularauszug befestigt
wird, ist eine sichere Methode
zur Verfolgung
des Merkurtransits. Heiko Mehring Ein Sonnenprojektionsschirm, der am Okularauszug befestigt wird, ist eine sichere Methode zur Verfolgung des Merkurtransits. Heiko Mehring

Die sicherste Methode, die Sonne zu beobachten, ist die sogenannte Sonnenprojektion. Hierbei wird hinter der bildgebenden Optik ein Schirm, z. B. ein heller Karton gehalten oder fest montiert, auf dem das ungefilterte Sonnenbild nach Art eines Diaprojektors geworfen wird. So können gleich mehrere Beobachter das Sonnenbild betrachten. Diese Methode ist allerdings nur für Linsenteleskope geeignet.

Bei der Sonnenprojektion ist darauf zu achten, keine Okulare mit Kunststofflinsen oder Kunststoffgehäusen zu verwenden. Diese können durch die Hitze in der Nähe des Brennpunktes zerstört werden. Auch Zenitspiegel und Zenitprismen können in Mitleidenschaft gezogen werden. Einfache Huygens-Okulare sind dafür am besten geeignet.

Dieser Okulartyp ist allerdings in der Regel nicht mehr neu erhältlich. Hier lohnt sich ein Blick in den Gebrauchtmarkt der großen Astronomieforen (vgl. Surftipps).

Auch ein aufgesteckter
Sonnenfilter
dient zur gefahrlosen
Sonnenbeobachtung. Lambert Spix Auch ein aufgesteckter Sonnenfilter dient zur gefahrlosen Sonnenbeobachtung. Lambert Spix

Ein einfacher Refraktor mit z. B. 60mm Öffnung ist ausreichend zur Beobachtung des Merkurtransits. Stellen Sie die Sonne anhand des Schattenwurfs des Teleskops so ein, dass das Sonnenbild auf die helle Projektionsfläche fällt. Aufgrund der geringen Größe von Merkur sollte das Sonnenbild etwa 10cm Durchmesser haben. Falls das Bild nicht hell genug ist, verwenden Sie einen Karton zum Abschirmen. Achten Sie auch darauf, dass das Sucherteleskop abgedeckt ist. Wer keinen Projektionsschirm selber bauen möchte, kann diese auch schon fertig kaufen.

Eine preiswerte Alternative zum Teleskop oder Fernglas ist das Solarscope. Das Solarscope vereinigt optisches Element und Projektionsschirm in einer stabilen Box aus Karton, die schnell aufgebaut und sehr einfach zu bedienen ist.

Sonne gedämpft

Am 9. Mai ist es soweit:
Merkur erscheint beim Transit als kleiner
schwarzer Punkt, der vor der
Sonne vorbeiwandert. ESA/NASA/SOHO Am 9. Mai ist es soweit: Merkur erscheint beim Transit als kleiner schwarzer Punkt, der vor der Sonne vorbeiwandert. ESA/NASA/SOHO

Bei einer weiteren einfachen Methode der Sonnenbeobachtung wird ein Sonnenfilter VOR den Objektiven eines Fernglases oder dem Objektiv eines Teleskops fixiert. Das Sonnenlicht wird dabei so stark gedämpft, dass es für die Augen unschädlich ist. Ein sicherer Sonnenfilter ist z. B. die Astrosolar-Sonnenfilterfolie. Der Wirkungsgrad der Folie wird als Neutraldichte (ND) angegeben. Ein Wert von ND 5 ist für die visuelle Beobachtung geeignet und schwächt das Licht um den Faktor 100.000. Einfache Rettungsfolie ist nicht geeignet, da diese für das Auge schädliche Strahlung passieren lässt.

Sonnenfilterfolien sind als einzelne Blätter, z. B. in der Größe DIN A4 erhältlich. Mit wenig Aufwand ist damit eine Filterfassung für das Fernglas oder das Teleskop gebaut. Im Internet sind unter dem Stichwort Sonnenfilterfolie zahlreiche Bauanleitungen zu finden. Es ist besonders darauf zu achten, dass die Fassung sicher montiert ist und nicht z. B. durch einen kräftigen Windstoß abgerissen werden kann. Beim Teleskop sollte zusätzlich der Sucher ebenfalls durch einen Filter geschützt werden, denn hier kann man leicht versehentlich durchschauen.

Praxistipp

Safety first

• Achtung! Bei der Sonnenbeobachtung niemals durch ein Fernglas oder Teleskop blicken, das nicht durch einen geeigneten Sonnenfilter geschützt ist. Dies hat unmittelbare und ernste Schädigung der Augen bis hin zur Erblindung zur Folge. Auch sollte ein Fernglas oder Teleskop, das zur Sonnenbeobachtung verwendet wird, niemals unbeaufsichtigt bleiben, besonders wenn Kinder bei der Beobachtung dabei sind.

• Verwenden Sie keine Okularsonnenfilter, die im Teleskop eingesetzt werden und in das Okular geschraubt werden. Da diese in der Nähe des Brennpunktes liegen, können sie sehr heiß werden und eventuell platzen. Dann würde das Sonnenlicht ungehindert auf Ihre Augen treffen und diese schädigen. Oft sind diese Filter mit der Aufschrift "Sun" gekennzeichnet. Im Zweifel benutzen Sie derartige Filter gar nicht.

Autor: Lambert Spix / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH