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Deep-Sky-Objekte sind oft herausfordernd. Wie Sie mit dunklem Himmel und den richtigen Tipps zum Erfolg beim Beobachten kommen.
Deep-Sky-Objekte "richtig" beobachten
Das neue Teleskop ist aufgebaut, der Himmel ist klar und erwartungsvoll werden die ersten Himmelsobjekte angepeilt. Doch die Ernüchterung folgt oft auf dem Fuß: Keines der mit großer Spannung erwarteten Objekte wurden gefunden - oder der Anblick ist schlichtweg enttäuschend.
Die heutigen Astrofotografien zeigen Deep-Sky-Objekte mit fantastischen Details und in brillanten Farben. So präsentiert sich der Orionnebel M 42 als reich strukturierte, leuchtend rote Nebellandschaft mit förmlich glühender Zentralregion. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus und kein Teleskop kann den Anblick so wiedergeben. Im Teleskop erscheinen Nebel und Galaxien in der Regel auf den ersten Blick als blasse und farblose Gebilde, die erst mit dem "richtigen" Beobachten ihre Details preisgeben.
Je dunkler, desto besser
"Ein dunkler Himmel ist durch nichts zu ersetzen" – diesen Satz wird man oft hören oder lesen. Und er stimmt. Für die erfolgreiche Beobachtung von lichtschwachen Objekten ist ein dunkler Ort außerhalb der Stadt Voraussetzung. Auch sollte der Mond die Beobachtung nicht stören. In der Dunkelheit erweitern sich die Pupillen in Sekunden. Die eigentliche Helligkeitsanpassung wird aber durch biochemische Prozesse in der Netzhaut gesteuert. Dieser Vorgang wird Dunkeladaption genannt. Es dauert etwa 30–45 Minuten, bis eine optimale Sehfähigkeit in der Dunkelheit erreicht wird. Während und nach dem Erreichen der Dunkeladaption sollten jedoch helle Lichtquellen wie Straßenlaternen, Autoscheinwerfer, Taschenlampen oder Laptop-Bildschirme gemieden werden. Nur tiefrot leuchtende, spezielle "Astrolampen" können die Dunkeladaption erhalten.
Geduld ist gefragt
Geduld ist eine gefragte Tugend des Hobby-Astronomen. Besonders bei lichtschwachen Zielen wie Nebeln und Galaxien sollte der Beobachter sich wenigstens zehn Minuten Zeit lassen, um beim Objekt zu verweilen. Denn nach einiger Zeit der sorgfältigen Beobachtung werden feinere Details sichtbar. Die auf den ersten Blick monotonen Objekte können dann erst Strukturen wie z. B. helle Verdichtungen oder Spiralarme offenbaren.
Beobachten mit Technik
Trotzdem erscheinen einige Strukturen so lichtschwach, dass sie nur mit einem Trick sichtbar gemacht werden können. Das liegt daran, dass das menschliche Auge das Licht mit zwei unterschiedlichen Arten von Sinneszellen wahrnimmt: den Zapfen und den Stäbchen. Die Zapfen sind in der Mitte der Netzhaut konzentriert und für das farbige und scharfe Sehen zuständig. Die lichtempfindlicheren Stäbchen verteilen sich dagegen auf einen größeren Bereich der Netzhaut und sind für ein recht unscharfes Schwarz-Weiß-Bild geeignet. Dieses lichtempfindliche Areal kann man sich für die Beobachtung zunutze machen, indem man das Objekt nicht direkt anschaut, sondern vielmehr leicht daran vorbeiblickt. Diese Technik wird "indirektes Sehen" genannt. So trifft das Licht auf die Stäbchen außerhalb der Netzhautmitte und schwächer erscheinende Strukturen von Nebeln und Galaxien werden erkennbar. Aber auch bei der Beobachtung von Sternhaufen hilft dieser Trick, da so lichtschwächere Sterne besser zu sehen sind.
Wackeln mit System
Strukturen, die an der Grenze der Wahrnehmung liegen, können mit einer anderen Beobachtungstechnik sichtbar gemacht werden. Das Auge kann bewegte Objekte leichter erkennen als ruhende. Dies kann man bei der Beobachtung zu seinem Vorteil nutzen, indem das Teleskop leicht hin und her bewegt und so eine Bewegung vorgetäuscht wird. Für sehr lichtschwache Strukturen ist diese Methode des sogenannten "Field Sweeping", besonders in Kombination mit indirektem Sehen, Erfolg versprechend. Mit einiger Zeit der Beobachtung und Übung lernt man, diese Beobachtungstricks immer besser anzuwenden, sodass enttäuschende Beobachtungsnächte bald der Vergangenheit angehören sollten.
Autor: Lambert Spix / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH