Zahlreiche innovative Produkte
Eigene Entwicklung & Fertigung
Magazin > Praxis > Weigands Techniktipps > Sternschnuppen einfangen
Praxis

Sternschnuppen einfangen

Aufnahmetechnik für Meteore

Über das Jahr hinweg gibt es viele Meteorströme. Wie lassen sich die kurzlebigen Leuchterscheinungen am besten festhalten?

Die Perseiden – hier
eine Aufnahme aus dem Jahr
2016 – bieten sich in diesem
Jahr für Fotoversuche an. Aufnahmedaten:
Leica D-Lux (Typ
109) bei ISO 1600, 24mm Brennweite.
Michael Schmidt Die Perseiden – hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2016 – bieten sich in diesem Jahr für Fotoversuche an. Aufnahmedaten: Leica D-Lux (Typ 109) bei ISO 1600, 24mm Brennweite. Michael Schmidt

Über das Jahr hinweg gibt es viele verschiedene Meteorströme, die für ein vermehrtes Auftreten von Sternschnuppen sorgen. Zu den prominenten gehören die Geminiden im Dezember, die Quadrantiden im Januar und die Perseiden im August, die die höchsten Fallraten aufweisen. Doch wie lassen sich die kurzlebigen Leuchterscheinungen am besten bildlich festhalten?

Die Ursache der Meteore sind feine Partikel, die z. B. von Kometen im interplanetaren Raum hinterlassen werden. Sie treffen mit Relativgeschwindigkeiten von rund 20km/s bis 70km/s auf die Erdatmosphäre. Reibung bremst sie ab, wobei Luftmoleküle zum Leuchten angeregt werden. Die resultierenden Leuchtspuren sind nur Sekundenbruchteile zu sehen. Damit stehen sie in starkem Kontrast zu praktisch jedem anderen Motiv in der Astrofotografie. Zudem ist nur die grobe Vorhersage der zu erwartenden Fallrate möglich, nicht jedoch, wo einzelne Meteore am Himmel erscheinen werden. Eine gezielte Fotografie ist also nicht möglich – "Lucky Imaging" einmal anders. Dennoch sind einige Parameter optimierbar, um einen Glückstreffer wahrscheinlicher zu machen und besser abzubilden.

Dunkler Ort und stabiles Stativ

Der erste wichtige Faktor hat noch gar nichts mit Technik zu tun: Wie so oft in der Astronomie sollte ein möglichst dunkler Ort gefunden werden. Insbesondere in der Himmelsrichtung, in die man aufgrund einer schönen Kulisse oder eines markanten Sternbildes fotografieren möchte, sind Streulichtglocken naher Städte zu vermeiden. Dafür ist ein Blick auf eine Lichtverschmutzungskarte hilfreich. Die Meteorfotografie ist eigentlich simpel: Ein großes Himmelsareal wird über einen längeren Zeitraum aufgenommen. Sie bedarf also nur eines geringen technischen Aufwands – im Grunde reicht wie bei der Strichspurfotografie eine ruhende Kamera auf einem Fotostativ. Zusätzlich zu den Sternstrichspuren findet man dann hoffentlich auch den ein oder anderen Meteor auf dem Bild. Solche Bilder können auch mit einer schönen Horizont-Kulisse verziert werden. Wenn ein schönes Sternbild oder die Milchstraße als Hintergrund dienen sollen, machen nachgeführte Aufnahmen jedoch auch Sinn.

Geringe Brennweite, hohe Lichtstärken

Ein sehr heller Meteor im Sternbild Orion. Er hinterließ sogar eine kleine "Rauchspur", die in
den folgenden Bildern der Aufnahmeserie noch sichtbar war. Aufnahmedaten: Canon EOS 5D Mk II bei
ISO 800, 24mm Brennweite und Blende f/2,2. M. Weigand Ein sehr heller Meteor im Sternbild Orion. Er hinterließ sogar eine kleine "Rauchspur", die in den folgenden Bildern der Aufnahmeserie noch sichtbar war. Aufnahmedaten: Canon EOS 5D Mk II bei ISO 800, 24mm Brennweite und Blende f/2,2. M. Weigand

Da Meteore eine so kurzlebige Erscheinung sind, muss so viel Licht wie möglich in kurzer Zeit auf dem Kamerasensor gesammelt werden. Daher ist ein lichtstarkes Objektiv der wahrscheinlich wichtigste Punkt, der zu beachten ist. Blendenwerte besser als f/2.8 sind optimal. Normalerweise ist es notwendig, selbst die teuersten Objektive abzublenden, um Abbildungsfehler in den Bildecken zu vermeiden. Als Ausgleich wird einfach länger belichtet. Diesen Luxus hat man hier nicht, sodass die Blende komplett offen sein sollte.

Für eine möglichst hohe Trefferwahrscheinlichkeit wird ein möglichst großes Himmelsgebiet ausgewählt, weswegen Weitwinkelobjektive mit Brennweiten von 24mm oder kürzer ratsam sind. Fischaugenobjektive sind eine interessante Option, da sie den gesamten Himmel zeigen können. Hier müssen jedoch meistens Abstriche bei der Blende in Kauf genommen werden – besser als f/2.8 gibt es hier nicht.

Bilderserien programmieren

Hilfreich für das Finden der richtigen
Belichtungszeit ist ein Blick auf das Histogramm.
Dort fällt der Himmel typischerweise als
markantes Maximum auf, das sich bei etwa 10% bis
20% des Wertebereichs befinden sollte. M. Weigand Hilfreich für das Finden der richtigen Belichtungszeit ist ein Blick auf das Histogramm. Dort fällt der Himmel typischerweise als markantes Maximum auf, das sich bei etwa 10% bis 20% des Wertebereichs befinden sollte. M. Weigand

Die Kamera ist je nach Modell im manuellen Modus M oder direkt im Bulb-Modus B zu betreiben, für eine volle Kontrolle über alle wichtigen Parameter. Bei der Empfindlichkeit ist ein ISO-Wert zwischen 800 und 3200 optimal. Für eine bestmögliche Bildqualität ist das Bildformat auf RAW umzustellen. Weiterhin sollten interne Rauschfilter deaktiviert sein. Auch das Objektiv wird auf manuelle Bedienung umgeschaltet und ggf. ein vorhandener Bildstabilisator abgeschaltet. Zum Schluss muss noch sorgfältig fokussiert werden, da ein leicht verfehlter Schärfepunkt bereits schwächere Meteore unsichtbar werden lässt. Das Scharfstellen gelingt am einfachsten, indem zunächst per Entfernungsskala am Objektiv auf unendlich gestellt wird. Im zweiten Schritt dienen helle Sternen oder ferne Objekte am Horizont per Live-Bild am Kameradisplay bei maximalem Zoom für die genaue Fokussierung.

Aufgrund der Unvorhersehbarkeit der Meteore ist eine möglichst lang andauernde Erfassung eines Himmelsgebiets erforderlich. Dazu wird am besten mithilfe eines programmierbaren Auslösers eine Bildserie mit einigen Minuten Belichtungszeit pro Bild angefertigt. Je dunkler der Himmel, desto länger kann belichtet werden, die optimale Belichtungszeit muss durch Probieren gefunden werden.

Glück und Geduld gehören dazu

In der Regel sind eine Menge Bilder erforderlich, bis ein schöner Meteor ins Netz geht. Daher braucht die Meteorfotografie vor allem auch Geduld. Es macht keinen Sinn, den Meteoren "hinterherzulaufen", denn nur weil mehrere helle Meteore knapp am Bildfeld vorbei gerauscht sind, muss das nicht so weitergehen!

Bei der Verarbeitung der Bilder ist die Überlagerung der Aufnahmen sinnvoll, um alle fotografierten Meteore gemeinsam im Bild zu zeigen. Sie erfolgt analog zu Strichspuraufnahmen im "Maximum-Modus", d. h. immer die hellsten Werte werden für jedes Pixel übernommen. Für diese Aufgabe ist das Programm Startrails empfehlenswert, dessen Bedienung selbsterklärend ist. Zum Schluss bleibt nur: viel Glück!

Autor: Mario Weigand / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH