Vorverarbeitung mit dem Programm PIPP
Bilddaten für Stacking optimieren
Vorverarbeitung von Sonnen-, Mond- und Planetenbildern mit dem Programm PIPP (Planetary Imaging PreProcessor).
Die Kameratechnik zur Aufnahme von Mond, Sonne und Planeten entwickelt sich immer weiter und damit verbunden fallen immer größere Datenmengen an. Die Verarbeitung der Bilddaten kann daher viel Rechenzeit kosten. Insbesondere Porträts von Sonne und Mond, die mit einer DSLR-Kamera gewonnen wurden, bereiten vielen Stacking-Programmen Probleme. Eine Vorverarbeitung der Daten kann hier die Lösung sein und obendrein Tempo in den Prozess bringen. Ein typisches Merkmal von Planetenfotos ist ein helles Objekt auf schwarzem Grund. Meist fällt daher nur ein Bruchteil des Datenvolumens auf das eigentliche Fotomotiv. Außer bei Detailausschnitten von Sonne und Mond kann hier also optimiert werden.
Datenvolumen reduzieren
Das Programm PIPP (Planetary Imaging PreProcessor) wurde vorrangig dazu entwickelt, um die Verarbeitung von Bilddaten entscheidend zu beschleunigen. Es kann dabei mit den verschiedensten Datenformaten umgehen, von Videos im AVI oder SER-Format über die RAW-Formate der DSLRs bis hin zu einfachen JPG-Bildern.
Nachdem die Bilder oder das Video in das Programm geladen wurden, wählt man die Motivart aus, um so dafür optimierte Programmeinstellungen aufzurufen. Bei den folgenden Schritten werden von dem Programm alle davon betroffenen Optionen durch grüne Schrift hervorgehoben. Für Aufnahmen des gesamten Mondes wählt man beispielsweise "Solar/Lunar full disk".
Nun geht es von links nach rechts durch die als Karteikarten dargestellten Optionen, wobei zunächst nur wenige Funktionen benötigt werden. Unter "Input Options" sind Einstellungen für das Eingabedatenformat zugänglich. Die Standardeinstellungen stimmen jedoch in der Regel. Der erste wichtige Bereich ist "Processing Options".
Die wichtigsten Optionen
Um das Objekt in jedem Bild zu zentrieren und auszuschneiden, sind folgende Optionen wichtig: Mit der Funktion "Object Detection" können Bilder, auf denen das Objekt nicht drauf ist, falls nötig aussortiert werden. Dafür wird auf eine Mindestobjektgröße in Pixeln und Helligkeit geprüft. Die Standardwerte funktionieren meist sehr gut. Wird das Objekt gefunden, zentriert PIPP es. Bei Mondaufnahmen kann die Position des Terminators berücksichtigt werden, um die Zentrierung zu verbessern. Besonders bei unsauberer Nachführung ist die erfolgreiche Zentrierung für den nächsten Schritt wichtig.
Unter "Cropping" wird das Bild zugeschnitten. Hier muss nun die richtige Größe des Ausschnitts in Pixeln eingegeben werden. So wird der Großteil des unnötigen schwarzen Bereichs entfernt. Eventuell ist es sinnvoll, mit dem Offset das Objekt um einen festen Wert zu verschieben. Mit "Test options" oben rechts im Fenster kann man nun überprüfen, ob das Ergebnis den Vorstellungen entspricht. Zuletzt sollte noch die Funktion "Convert Colour to Monochrome" deaktiviert werden, wenn es sich um ein Farbbild handelt, das nicht in Schwarzweiß umgewandelt werden soll.
Weitere Möglichkeiten
Darüber hinaus können mit PIPP noch andere Aufgaben erledigt werden. Ist zum Beispiel ein Planet bei der Aufnahme zu dunkel geraten für das Stacken, können Helligkeits- und Gamma-Korrekturen mit festen Faktoren vorgenommen werden. Üblich ist heute das Stacken mit vielen Ausrichtungspunkten. Wechselt die Bildhelligkeit im Laufe einer Sequenz wegen durchziehender Bewölkung, führt das im Endergebnis möglicherweise zu Flecken unterschiedlicher Helligkeit. Mit der Funktion "Histogram Equalisation" wird die Bildhelligkeit angeglichen. Weiterhin sind auch überbelichtete Aufnahmen über "Overexposed Detection" aussortierbar.
Nach dem Finden der optimalen Einstellungen kann es mit einer einfachen Qualitätsprüfung weitergehen.
Datenausgabe
Zusätzlich lässt sich die Datenmenge natürlich reduzieren, indem eine Qualitätsauswahl unter "Quality options" vorgenommen wird. Anhand der Bildhelligkeit können Bilder z. B. mit durchziehenden Wolken ausgeschlossen werden. Die Ausgabe der Bilder erfolgt dann nach Qualität sortiert.
Das Ausgabedatenformat wird nun unter "Output Options" konfiguriert. Hier sind dieselben Video- und Bildformate wie bei der Eingabe verfügbar. Im letzten Bereich "Do Processing" können die Einstellungen auf den Datensatz angewendet werden. Das Stacken, beispielsweise einer vorverarbeiteten Mondfotoserie in Registax, geht anschließend deutlich schneller.
Weitere Anwendungen
Der hier beschriebene Ablauf ist nur ein Beispiel für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von PIPP. Darüber hinaus lassen sich noch folgende weitere Arbeitsschritte erledigen: die Bildkalibrierung mit Dunkel- und Flatfield-Bildern, das Debayering von DSLR-RAW-Bildern, das Spiegeln und Rotieren von Bildern sowie das Erstellen von Animationen aus Bildserien (Ausgabe als Video oder animiertes GIF).
PIPP ist ein sehr nützliches Werkzeug, um größere Datenmengen, egal ob DSLR-Bilder oder Planetenvideos, auf verschiedene Arten zu verarbeiten. Für das anschließende Stacken der Daten ist das Programm "AutoStakkert!2" sehr zu empfehlen.
Autor: Mario Weigand / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH