Auf die Montierung kommt es an!
Aufnahmen von Deep-Sky-Objekten erfordern längere Belichtungszeiten. Das stellt einige Anforderungen an die Montierung.
Azimutale Montierungen, parallaktische Montierungen, Gabelmontierungen, Dobson-Montierungen, Deutsche Montierungen – das Angebot an verschiedenen Teleskopmontierungen ist groß und auf den ersten Blick unübersichtlich. Dieser Beitrag erklärt, worauf bei der Wahl einer Montierung zur Astrofotografie zu achten ist.
Teleskopmontierungen haben die Aufgabe, das Teleskop und die Kamera während der unter Umständen mehrere Stunden dauernden Belichtung den Lauf der Sterne am Himmel nachzuführen. Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Montierungen unterscheiden, die für diese Aufgabe unterschiedlich gut geeignet sind: azimutale Montierungen und parallaktische Montierungen.
Azimutale Montierungen
Azimutale Montierungen sind beispielsweise in Form von Gabelmontierungen bei Schmidt-Cassegrain-Teleskopen zu finden oder in Form der sogenannten Rockerbox bei Dobson-Teleskopen. Diese Bauarten von Montierungen sind beliebt, da eine exakte Ausrichtung auf den Himmelspol nicht nötig ist und sie daher schnell und unkompliziert zur nächtlichen Beobachtung aufgebaut werden können.
Für die Astrofotografie eignen sich azimutale Montierungen jedoch zunächst einmal nicht. Da die Ausrichtung des Bildfeldes der Kamera relativ zum Horizont immer gleich bleibt, werden alle Sterne zu kleinen Kreisbögen um den zentralen Stern (dessen Lauf am Himmel gefolgt wird) auseinandergezogen. Dies liegt daran, dass sich die Sterne bei ihrer täglichen Bewegung ebenfalls auf Kreisbögen über den Himmel bewegen. Selbst auf sorgfältigsten, mit einer azimutalen Montierung nachgeführten Aufnahmen, sorgt die Bildfelddrehung deshalb bei längeren Belichtungszeiten für strichförmige Sternabbildungen und damit für Bildfehler. Mit mechanischen Zusatzprodukten wie Polhöhenwiegen oder sogenannten äquatorialen Plattformen können jedoch azimutale Montierungen so umgebaut werden, dass sie dennoch für die Fotografie verwendet werden können.
Parallaktische Montierungen
Üblich ist in der Astrofotografie daher der Einsatz von parallaktischen Montierungen. Diese ermöglichen bei entsprechender Aufstellung, einem einmal eingestellten Himmelsobjekt durch Drehung (Nachführung) in nur einer Achse zu folgen. Diese Achse muss hierzu parallel zur Erdachse ausgerichtet werden. Dies geschieht, indem diese Achse auf den vom Beobachtungsort sichtbaren Himmelspol (d. h. auf der Nordhalbkugel auf den Stern Polaris), den Mittelpunkt der täglichen Himmelsdrehung, ausgerichtet wird. Zur exakten Ausrichtung kann, je nach Montierung, ein Polsucherfernrohr in – oder parallel zu – dieser Achse montiert werden. Einige computergesteuerte und meist hochpreisige Montierungen ermöglichen die exakte Ausrichtung auch ohne ein solches Polsucherfernrohr.
Unter den verschiedenen parallaktischen Montierungen hat sich die sogenannte Deutsche Montierung bewährt. Der Teleskoptubus mit Kamera wird bei diesem Montierungstyp an einem Ende der Deklinationsachse befestigt. Das aufgrund der einseitigen Belastung der Deklinationsachse entstehende Kippmoment wird durch ein Gegengewicht ausgeglichen, das an der gegenüberliegenden Achsseite befestigt ist. Damit dieses Ausgleichsgewicht nicht nur zusätzliches "totes" Gewicht darstellt, welches die Montierung belastet, kann es etwa durch eine Kamera für die Sternfeldfotografie ersetzt werden. Viele Hersteller von Montierungen bieten entsprechende Halterungen als Zubehörteile an.
Alle Montierungen für alle Objekte?
Mit einer exakt eingenordeten und ausgerichteten parallaktischen Montierung können sowohl lange belichtete Aufnahmen von Deep-Sky-Objekten angefertigt werden als auch die in der Regel kürzer belichteten Aufnahmen der Objekte unseres Sonnensystems. Parallaktische Montierungen erfordern die Nachführung in nur einer Achse und eignen sich daher grundsätzlich für die Fotografie aller astronomischen Objekte.
Azimutale Montierungen hingegen erzeugen mit steigender Dauer der Belichtung zunehmend unschöne Bildfelddrehungen, für Deep-Sky-Aufnahmen eignen sie sich daher nicht. Für die kurzbelichteten Aufnahmen von Sonne, Mond und Planeten eignen sie sich jedoch eingeschränkt: Wann die Fehler in der Nachführung in beiden Achsen das Bildergebnis trüben, hängt dabei von der gewählten Vergrößerung und Belichtungszeit ab. Um für den Einstieg in die Astrofotografie aller Objekte des Nachthimmels auf der "sicheren Seite" zu sein, ist also eine stabile parallaktische Montierung zu empfehlen. Neben der Tragkraft sollte bei der Anschaffung einer Montierung für die Astrofotografie aber auch überlegt werden, ob die zu fotografierenden Objekte per Starhopping aufgesucht werden sollen oder ob das Einstellen der Objekte per Computer erfolgen soll. Sogenannte Go-To-Montierungen bieten diese komfortable Funktion. Für längere Belichtungszeiten ist zudem eine computergesteuerte Nachführung notwendig, daher ist bei der Wahl der Montierung auch auf einen Autoguider-Anschluss zu achten.
Autor: Ullrich Dittler / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH