Planetenfotografie. Durchführung und Bildverarbeitung
Wie machen Sie die Bildbearbeitung so leicht wie möglich? Sorgfältiger Aufbau und Kontrolle während der Aufnahme sind der Schlüssel.
Als sich im Sommer die Planeten mit einer guten Sichtbarkeit präsentierten, bot sich für zahlreiche Amateurastronomen eine gute Gelegenheit, in die Planetenfotografie einzusteigen. Im vorangegangenen Heft ging es um das notwendige Equipment und die Vorbereitungen der Planetenfotografie – diesmal soll es nun um die nächtliche Fotografie und die anschließende Bildverarbeitung gehen.
Planeten sollten bei einem möglichst hohen Stand über dem Horizont und bei gutem Seeing fotografiert werden. Um in Ruhe mit einer ungekühlten CCD-Kamera mehrere Aufnahmesequenzen von den Planeten erstellen zu können, ist zudem eine motorische Nachführung unumgänglich, die gut eingenordet ist. Die Anforderungen an die Einnordung sind allerdings nicht ganz so hoch wie bei der Deep-Sky-Fotografie.
Aufbau und Einstellungen
Es ist trotzdem hilfreich, den Aufbau der Ausrüstung bereits in der Dämmerung zu beginnen. Auch dem Ausbalancieren der beiden Teleskopachsen sollte während des Aufbaus ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet werden. Im Rahmen der Aufnahmeserien kann es sein, dass die eine oder andere manuelle Korrektur der Nachführung notwendig wird. Da dies bei schlecht ausbalancierten Achsen oft zu unschönen Sprüngen oder Leerläufen führt, ist eine ausgewogene Balance hilfreich, um weniger Störungen während der Aufnahmesequenzen zu erhalten, was wiederum der Qualität des Gesamtbildes zuträglich ist.
Das Aufsuchen der hellen Planeten ist in der Regel kein Problem. Sofern die Montierung nicht über eine GoTo-Funktionalität verfügt, sind entsprechende Himmelskarten hilfreich, um die äußeren Planeten Uranus und Neptun per Starhopping aufzuspüren. Große Aufnahmesensoren der verwendeten CCD-Kamera unterstützen hierbei das Aufsuchen der lichtschwachen Planeten, da sie stets mehr Sterne als Orientierungspunkte in der Umgebung zeigen können als kleine Chipflächen.
Das Fokussieren für Planetenaufnahmen kann durch eine vergrößerte Darstellung auf dem Notebook-Monitor vereinfacht werden. Für die exakte Fokussierung der hellen Gasplaneten bietet es sich an, nicht nur auf die Zeichnung und den Detailreichtum zu achten, sondern auch deren lichtschwächere Monde im Auge zu behalten. Oft ist es einfacher den exakten Fokuspunkt an der Sichtbarkeit der punktförmigen Monde festzumachen als an den flächigen Planetenstrukturen. Bei ungünstigen Verhältnissen – und beim Fokussieren der lichtschwächeren Planeten Uranus und Neptun – ist es empfehlenswert, einen hellen Stern in der Nachbarschaft zu wählen und an diesem zu fokussieren, ehe anschließend wieder auf den Planeten zurückgeschwenkt wird.
Durchführung der Belichtung
Die richtige Belichtungszeit für Planetenaufnahmen hängt von mehreren Faktoren wie der Teleskopöffnung, der verwendeten Brennweite, der Empfindlichkeit des Aufnahmechips und natürlich den lokalen Bedingungen ab. Die Belichtungszeiten liegen aber stets im Bereich von Sekundenbruchteilen und können einfach mit der Histogramm-Funktion der Aufnahmesoftware kontrolliert werden: Der "Berg" in der Histogramm-Darstellung der Aufnahmesoftware darf an keiner Seite anstoßen oder gar abgeschnitten sein. Je nach Bedingungen sollten mehrere hundert oder mehrere tausend Bilder aufgenommen und in höchster Qualität als Filmsequenz abgespeichert werden. Welches Datenformat dabei gewählt wird, hängt ganz wesentlich von der verwendeten Software ab. Das SER-Format, das beispielsweise die Software Lucam-Recorder von Heiko Wilkens und Genika Astro von AiryLab sowie FireCapture von Torsten Edelmann unterstützt, hat sich dabei bewährt.
Die Möglichkeiten der Qualitätskontrolle während der Aufnahme sollten genutzt werden, um spätere Überraschungen zu vermeiden: Die exakte Schärfe kann parallel zur Aufnahme jederzeit durch das Livebild der CCD-Kamera auf dem Notebook-Monitor kontrolliert werden. Ebenso wird jederzeit parallel zur Aufnahme angezeigt, ob die Belichtungszeit korrekt gewählt wurde oder ob Bereiche des Bildes überbelichtet und ausgebrannt sind. Lediglich die Qualität des Summenbildes kann erst nach der Bildverarbeitung beurteilt werden, da sie in der Regel zu zeitaufwändig ist, um sie "mal eben" parallel zur Aufnahme durchzuführen. Mit ein wenig Übung kann anhand der Qualität der Einzelbilder während der Aufnahme aber schon sehr gut die Qualität des fertigen Gesamtbildes abgeschätzt werden.
Da im Laufe der Nacht Phasen mit gutem Seeing und Phasen mit weniger gutem Seeing immer wieder abwechseln, sollten mehrere Aufnahmeserien durchgeführt werden – oft zeigt sich erst bei der Bildverarbeitung, bei welchem Film die besten Bedingungen herrschten. Der Autor erstellt in der Regel Aufnahmeserien von 2500 Bildern, die so entstehenden Filme mit einem Datenvolumen von je rund 4GB lassen sich noch einigermaßen gut weiterverarbeiten.
Bildverarbeitung
Die kostenlose Software Autostakkert!2 eignet sich sehr gut, um Planetenaufnahmen weiterzuverarbeiten, da das Programm recht einfach zu bedienen ist und sehr schnell arbeitet. Autostakkert!2 kann dabei mehrere hundert Referenzpunkte pro Bild verwenden, um die qualitativen Unterschiede in den Bildern möglichst effektiv zu eliminieren.
Nach dem Starten des Programms öffnen sich zwei Fenster: ein Fenster, in dem die Optionen für die Verarbeitung der Filmsequenzen eingestellt werden können, und ein zweites Fenster, das die geladene Bildersequenz anzeigt. Zur Verarbeitung in Autostakkert!2 können einzelne oder mehrere Filmsequenzen gleichzeitig geladen werden, um diese dann gemeinsam mit den gleichen Einstellungen zu verarbeiteten. Dies ist zum Beispiel dann ganz hilfreich, wenn ein Planet durch R-, G- und B-Filter aufgenommen wurde und diese drei zusammenhängenden Sequenzen auch bei der Verarbeitung aufeinander abgestimmt werden sollen. Da die Bedingungen und die verwendete Optik ganz erheblichen Einfluss auf die zielführenden Einstellungen bei der Bildverarbeitung haben, können hierzu keine pauschalen Tipps gegeben werden – hier hilft nur ausprobieren.
Autor: Ullrich Dittler / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH