Blick auf die Milchstraße
Dieses Ziel ist so groß, dass Sie es am besten mit einem Weitwinkel-Objektiv in Szene setzen. Auf diese 3 Dinge müssen Sie achten.
Mit einfachen Mitteln eindrucksvolle Bilder der sommerlichen Milchstraße erstellen
Nicht jeder kann oder will Teleskop und Kamera mit in den Urlaub nehmen, um den ggf. dunklen Himmel am Urlaubsort für die Astrofotografie zu nutzen – und gerade daher bieten sich die Sommermonate an, um Astrofotografie mit geringem technischen Aufwand zu betreiben und sich einem selten beachteten astronomischem Objekt zuzuwenden: der Milchstraße.
Für die Fotografie der Milchstraße sind im Grunde nur eine Kamera, ein Weitwinkelobjektiv und ein Stativ notwendig: Da das Ziel der Aufnahme der Milchstraße darin besteht, einen möglichst großen Teil des Bandes der Milchstraße zu fotografieren, sind Vollformat-DSLR mit ihren größeren Aufnahmechips besser geeignet als Kameras mit APS-C-Sensoren; dennoch eignen sich diese natürlich auch.
Richtige Brennweite
Entscheidend für den auf dem Sensor abgebildeten Ausschnitt der Milchstraße sind vor allem die Brennweite und Lichtstärke des verwendeten Objektvs. Je kürzer die Brennweite ist, umso größer ist der abgebildete Ausschnitt und umso länger kann die Belichtungszeit gewählt werden. Dies wiederum verbessert die Detailzeichnung der Milchstraße. Weitwinkelige Brennweiten im Bereich von 14 bis 24mm haben sich für die Milchstraßenfotografie bewährt. Festbrennweiten haben in der Regel eine höhere Abbildungsqualität als Zoomobjektive und meist auch eine höhere Lichtstärke, daher sind lichtstarke Festbrennweiten mit Lichtstärken von f1:1,4 bis f1:2,8 deutlich besser geeignet als die wenig lichtstarken Zoomobjektive, die oft als preiswerte Kit-Objektive mitgeliefert werden. Da die bei der Fotografie der Milchstraße verwendeten Belichtungszeiten nicht mehr händisch ohne Verwackelungen durchgeführt werden können, ist ein stabiles Stativ ebenfalls notwendig. Hilfreich – wenn auch nicht notwendig – ist zudem ein drahtloser Fern- oder Kabelauslöser bzw. ein Timer, um die Kamera erschütterungsfrei auslösen zu können.
Der beste Standort
Das für den Einstieg in die Fotografie der Milchstraße notwendige Equipment ist zwar sehr überschaubar, der Aufwand bei der Milchstraßenfotografie steckt eher in der Vorbereitung: Unabdingbar ist eine möglichst dunkle Aufnahmesituation, d.h. ein Aufnahmeort weit weg von künstlichen Lichtquellen und möglichst in einer mondlosen Nacht, also kurz vor oder nach Neumond. Die Sommermonate eignen sich für die Milchstraßenfotografie besonders gut, da im Sommer die Milchstraße quasi senkrecht auf den Horizont trifft und sich damit von Horizont zu Horizont durch den Zenit zieht, während im Frühjahr und Herbst das Band der Milchstraße parallel zum Horizont verläuft und sich dann meist weniger deutlich vom (im Horizontnähe eher aufgehellten) Nachthimmel abhebt.
Ein Beobachtungsort, der beispielsweise in den südlichen Breiten eines Urlaubsdomizils liegt, eignet sich zudem besser als ein mitteleuropäischer Beobachtungsort, da im Süden das helle Zentrum der Milchstraße höher im Zenit steht und sich so einfacher fotografieren lässt. Ein Beobachtungsort an der Küste hat den Vorteil, dass auf dem Wasser in der Regel keine nennenswerte Lichtverschmutzung entsteht, während ein Beobachtungsort hoch in den Bergen nicht nur von dünner Besiedlung (und damit meist wenig Lichtverschmutzung) profitiert, sondern auch von der Höhe und der sich daraus ergebenden geringeren Luftmenge zwischen Beobachter und den Sternen – die sich oft in Form einer besseren Transparenz zeigt.
Wenn nur Ausschnitte des Bandes der Milchstraße fotografiert werden sollen, reichen die genannten Kriterien zur Auswahl des Beobachtungsortes. Sollen jedoch auch – was sehr reizvolle Bilder ergeben kann – die Landschaft oder Gebäude in das Bild der Milchstraße integriert werden, kommen noch ästhetische Kriterien bei der Auswahl des Beobachtungsortes hinzu. Die Augmented- Reality-Funktion eines Planetariumprogramms auf Smartphone oder Tablet-PC kann hilfreich sein, wenn man tagsüber eine landschaftlich schöne Stelle gefunden hat und prüfen möchte, wie die Milchstraße nachts über der Landschaft steht.
Aufnahmepraxis
Hat man einen geeigneten dunklen Ort für die Milchstraßenfotografie gefunden, so ist das Equipment meist schnell aufgebaut. Große Sorgfalt sollte anschließend dem manuellen Fokussieren gewidmet werden. Gerade da die lichtstarken Objektive mit möglichst weit geöffneter Blende betrieben werden sollten, ergibt dies einen kleinen Schärfentiefenbereich, so dass zur exakten Fokussierung das vergrößerte LiveView-Bild der Kamera hilfreich sein kann. Auch die ISO-Empfindlichkeit sollte so hoch eingestellt werden, dass das Rauschen des Sensors noch nicht stört – ISO 1600 bis ISO 12000 sind je nach Chip durchaus möglich. Die Aufnahmen sollten unbedingt im verlustfreien RAW-Format gespeichert werden, um bei der Bildverarbeitung einen möglichst großen Einfluss nehmen zu können. Ein eventuell vorhandener Bildstabilisator sollte ausgeschaltet sein.
Als Faustregel für die Belichtungszeit kann die »500-Regel« gelten: 500 geteilt durch die Brennweite des Objektivs ergibt die maximale Belichtungszeit in Sekunden, in der die Sterne noch punktförmig und nicht als Striche abgebildet werden. Die so errechnete Belichtungszeit sollte jedoch nur als erster Anhaltspunkt dienen – von hier ausgehend sollte man verschiedene Belichtungszeiten ausprobieren.
Autor: Ullrich Dittler / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH