Deep-Sky-Fotografie mit der DSLR
Mit einer digitalen Spiegelreflex können Sie lichtschwache Nebelgebiete fotografieren. Aber die Technik ist entscheidend.
Schon eine digitale Spiegelreflexkamera reicht aus, um ausgedehnte und lichtschwache Nebelgebiete abzubilden
Für viele Amateurastronomen ist die Deep-Sky-Fotografie die "Königsdisziplin" der Astrofotografie: Hier werden Strukturen und Objekte sichtbar gemacht, die dem menschlichen Auge sonst unzugänglich sind – entweder, weil sie zu lichtschwach sind, oder aber weil sie in einem Licht strahlen, das wir nicht ausreichend wahrnehmen können. Für den Einstieg reicht schon eine digitale Spiegelreflexkamera (DSLR).
Außer einer DSLR, die lange Belichtungszeiten ermöglicht, bedarf es für den Einstieg in die Deep-Sky-Fotografie eines Teleskops, an das die Kamera adaptiert werden kann (die Brennweite ist zunächst weniger wichtig) und einer parallaktischen Montierung mit motorischer Nachführung. Um die Belichtungszeiten der Kamera steuern zu können, reicht für den Einstieg ein (programmierbarer) Fernauslöser in der Regel aus. Alternativ kann die Kamera bei Deep-Sky-Aufnahmen auch mit der Software gesteuert werden, die zusammen mit der DSLR ausgeliefert wurde. Während ein Notebook, auf dem die Software zur Kamerasteuerung läuft, eine entsprechende Stromversorgung bedarf, funktioniert ein Fern- oder Serienauslöser (mit seinen Batterien) autark und benötigt deutlich weniger Aufmerksamkeit, Wartung und Pflege.
Auf die Lichtstärke kommt es an
Die DSLR sollte für die Deep-Sky-Fotografie mithilfe eines entsprechenden Adapters (fokal) an das Teleskop montiert werden. Teleskope mit relativ kurzer Brennweite von nur 300mm, 400mm oder 500mm sind gut geeignet, wenn man sich zunächst auf die Fotografie relativ ausgedehnter Objekte wie beispielsweise die Andromedagalaxie (Messier 31), den Orionnebel (Messier 42), den Nordamerikanebel (NGC 7000), den Rosettennebel (NGC 2244) oder den Herkules- Kugelsternhaufen (Messier 13) konzentriert.
Wichtiger als die Brennweite sind für die Deep-Sky-Fotografie die Lichtstärke und damit die Öffnung des Teleskops, da diese auch die Auflösung der fotografierten Strukturen und die Belichtungszeit bestimmen. In den letzten Jahren ist in der Astrofotografie ein Trend hin zu lichtstarken, aber relativ kurzbrennweitigen, foto-optimierten Teleskopen (Astrografen) mit unter 1000mm Brennweite zu erkennen. Derartige Teleskope eignen sich auch sehr gut, um beispielsweise Emissionsnebel durch verschiedene (Schmalband-)Filter abzubilden.
Präzise Nachführung
Kamera und Teleskop müssen für die Deep-Sky-Fotografie von einer stabilen, parallaktischen Montierung getragen und dem Lauf der Sterne nachgeführt werden. Bei keiner Disziplin der Astrofotografie werden an die Exaktheit der Aufstellung und Einnordung der Montierung dabei so hohe Anforderungen gestellt wie bei der Deep-Sky-Fotografie und ihren langen Belichtungszeiten. Ebenso hoch sind die Anforderungen an die Exaktheit der Nachführung: Um Frustrationen zu vermeiden, sollten auch Einsteiger direkt die Verwendung eines Autoguiders in Betracht ziehen (an einem Leitrohr oder einem Off-Axis-Guider).
Bereits bei der Vorbereitung der anstehenden astrofotografischen Nacht sollte die Reihenfolge der zu fotografierenden Objekte anhand deren Auf- und Untergangszeiten festgelegt werden, sodass alle Objekte bei einem möglichst hohen Stand über dem Horizont fotografiert werden können.
Viele Einzelbilder kombiniert
Bei der Deep-Sky-Fotografie ist die Wahl des Aufnahmeortes für den Erfolg entscheidend: Ein dunkler Beobachtungsort mit trockener Luft über dem Teleskop ist der gesuchte, optimale Standort, für den einige Astrofotografen weite Flugreisen auf sich nehmen. Doch auch im deutschen Sprachraum lassen sich mit wenig Aufwand dunkle Orte finden, die deutlich bessere Beobachtungsbedingungen bieten als der heimische Vorgarten oder Hinterhof. Selbst aus Städten heraus lassen sich Deep-Sky-Objekte fotografieren – Schmalband- oder Linienfilter können dabei noch Objekte abbildbar machen, die für das Auge schon lange nicht mehr in der Lichtglocke der Zivilisation sichtbar sind.
Eindrucksvolle Deep-Sky-Fotos mit ihren umfangreichen Belichtungszeiten werden in der Regel durch die Addition mehrerer – kürzer belichteter – Einzelbilder erstellt. Die ISO-Einstellungen der Kamera sollten so gewählt werden, dass das Rauschen des Chips noch nicht stört. Je nach Kamera kann dies im Bereich von ISO 800 bis ISO 6400 liegen. Mithilfe des Timers sollte eine Aufnahmeserie von vier bis 20 Einzelbildern mit Belichtungszeiten von ein paar Minuten erstellt werden. Die Histogrammansicht zeigt sehr einfach, ob Bereiche des Bildes über- oder unterbelichtet sind. Die Aufnahmeserie kann anschließend in Programmen wie beispielsweise DeepSkyStacker addiert und in Photoshop finalisiert werden.
Da bei der Deep-Sky-Fotografie nicht selten Belichtungszeiten von mehreren Stunden zusammenkommen, sollte man zur Deep-Sky- Fotografie stets ein Fernglas mitnehmen, um am Sternenhimmel "spazierenzuschauen", während die Kamera am Teleskop die Belichtungsreihen abarbeitet.
Autor: Ullrich Dittler / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH