Kometenfotografie. Durchführung und Bildverarbeitung
In Erdnähe sind Kometen schnell unterwegs. Zu schnell für die Astrofotografie? Wie Ihre Aufnahmen trotzdem gelingen.
Mit Teleskop und einer DSLR zu eindrucksvollen Kometenbildern.
Kometen üben auf viele Amateurastronomen einen besonderen Reiz aus und lassen sich mit einem vorhandenen Teleskop und einer DSLR leicht fotografieren. Nach sorgfältiger Vorbereitung wird es nun ernst: Wer bei der nächtlichen Fotografie und der anschließenden Bildverarbeitung unsere Tipps und Hinweise beachtet, dem können beeindruckende Kometenbilder gelingen.
Im letzten Teil des Fotoworkshops (vgl. Abenteuer Astronomie Heft 12) wurde beschrieben, welche Ausrüstung für die erfolgreiche Kometenfotografie nötig ist: eine stabile Montierung, ein Teleskop und eine adaptierbare Kamera. Bewährt haben sich Teleskope mit kürzeren Brennweiten unter 1000mm zusammen mit gekühlten CCD-Kameras oder digitalen Spiegelreflexkameras. Neben dem technischen Equipment ist zudem eine sorgfältige Planung notwendig, um zu wissen, welche Kometen jeweils sichtbar und wann diese am besten zu beobachten sind.
Kometen im Visier
Kometen bis zur 10. Größenklasse sind in der Regel recht einfach am Himmel zu finden. Ausgehend von bekannten hellen Sternen bieten die einschlägigen Aufsuchkarten eine gute Hilfe, um sich per Star-Hopping dem Kometen anzunähern. Alternativ können bei einer sorgfältig eingenordeten (oder stationären) Aufstellung des Teleskops natürlich auch die aktuellen Kometenkoordinaten in die GoTo-Montierung eingegeben werden. Wird zur Kometenfotografie eine gekühlte CCD-Kamera verwendet, so kann die Position des Kometen auf dem Aufnahmechip recht einfach auf dem Bildschirm des angeschlossenen Rechners verfolgt und optimiert werden, wenn hierzu in einem Binning-Modus weniger stark aufgelöste und daher kürzer belichtete Aufnahmen verwendet werden.
Da die Displays der meisten DSLR-Kameras hingegen weniger kontrastreich sind, eignet sich der Live-View-Modus einer DSLR zwar sehr gut, um anhand eines hellen Sterns exakt zu fokussieren – die exakte Position des Kometen auf dem Chip zeigt sich jedoch meist erst bei der Anfertigung von Testaufnahmen. Es reicht, wenn diese Testaufnahmen so lang belichtet sind, dass die Position des Kometen gerade zwischen helleren Sternen zu erkennen ist, anschließend kann meist wieder der Live-View-Modus verwendet werden, um die helleren Sterne, zwischen denen der Komet gesehen wurde, so zu verschieben, dass dieser zentral auf dem Aufnahmesensor zu liegen kommt. Auch wenn die Belichtungszeiten bei der Kometenfotografie meist nur im Bereich mehrerer Sekunden bis zu wenigen Minuten liegen – und damit deutlich kürzer sind als üblicherweise bei der Deep-Sky-Fotografie, ist es sinnvoll, einen Autoguider einzusetzen, um eine exakte Nachführung der Teleskop-Kamera-Kombination sicherzustellen.
Bei modernen DSLR-Kameras kann der ISO-Wert bei der Kometenfotografie meist problemlos auf bis zu 2500 ISO angehoben werden, da durch ein ungünstiges Signal- Rausch-Verhältnis entstehende Bildstörungen durch die anschließende Bildaddition und die Verwendung von Darks vermindert werden können. Bei den einzelnen Belichtungen kann ein Blick auf das Histogramm des Bildes dabei helfen, möglichst viele Details des Kometenkopfes und des Schweifs zu erfassen, ohne Teile des Bildes oder gar des Kometenkopfes so weit (über-)zubelichten, dass diese ausbrennen.
Je nach Standort und Beobachtungsbedingungen kann der Einsatz von UHC-E- (oder CLS-)Filtern sinnvoll sein, um störende Lichtverschmutzung zu reduzieren. Auch der Einsatz eines [OIII]-Filters kann helfen, den Gasschweif eines Kometen hervorzuheben. Wenn mehrere – beispielsweise 12 bis 18 – optimal belichtete Bilder des Kometen aufgenommen werden konnten (die Anfertigung von Darks nicht vergessen!), ergeben sich bei der Bildverarbeitung zwei spannende Alternativen.
Zwei Alternativen bei der Bildbearbeitung
Viele Kometen bewegen sich in Zeiten ihrer Erdnähe schneller am Himmel, als man zunächst meint – daraus ergeben sich zwei unterschiedliche Möglichkeiten für die Bildverarbeitung: Zum einen können die Einzelaufnahme der Kometenfotografie in der üblichen Weise durch Überlagerung (beispielsweise händisch in Photoshop oder automatisiert in DeepSkyStacker) zu einem Summenbild verarbeitet werden, das sich bei der Bildausrichtung an den Sternen in der Umgebung des Kometen orientiert wird. Durch die Wanderung des Kometen während der Aufnahmesession wird hierbei der Kometenkopf in der Summenaufnahme etwas bewegt – d.h. weniger klar abgegrenzt – dargestellt. Alternativ können alle Einzelaufnahmen auch auf den Kometenkopf ausgerichtet und zentriert werden – sodass dieser scharf umgrenzt ist. Bei dieser Bildverarbeitung werden die Sterne als Striche erscheinen und so die dynamische Wanderung des Kometen im finalen Summenbild verdeutlichen.
Autor: Ullrich Dittler / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH