Der Mond im Visier
Unser Begleiter ist groß und hell, gute Voraussetzungen für tolle Fotos. Ein paar Dinge sollten Sie trotzdem beachten. Aber welche?
Einfacher Einstieg in die Mondfotografie
Der Mond kann für Amateurastronomen ein spannendes und eindrucksvolles Objekt für den Einstieg in die Astrofotografie sein. Dank moderner Technik können Bilder in einer Qualität entstehen, die vor 20 Jahren noch nicht einmal professionellen Astronomen gelungen sind.
Bei der Auswahl einer Kamera für die Mondfotografie ist es wichtig, dass diese in der Lage ist, viele hundert oder tausend Bilder als Film aufzuzeichnen. Bewährt haben sich daher ungekühlte und preiswerte CCD-Kameras mit Schwarz-Weiß-Chip. Während für die Erstellung von Übersichtsaufnahmen des gesamten Mondes (je nach Chipgröße) Teleskopbrennweiten um 500mm ausreichen, sind für die Fotografie von Monddetails wie Mare, Kraterregionen oder einzelner Krater deutlich längere Brennweiten notwendig: Oft werden hierfür Brennweiten zwischen 1.000mm und 2.500mm verwendet.
Schmidt-Cassegrain-Teleskope haben sich wegen ihrer gut handhabbaren Verbindung von Brennweite und Lichtstärke in der Mondfotografie bewährt. Die Teleskop-Kamera-Kombination sollte auch bei der Mondfotografie zum Ausgleich der Erddrehung von einer stabilen Montierung getragen und nachgeführt werden.
Vielfältige Motive
Die Fotografie der einzelnen Mondphasen über einen gesamten Zyklus von Neumond zu Neumond setzt – neben der Bereitschaft, für die Bilder der schmalen Sichel des abnehmenden Mondes frühmorgens aufzustehen – nur ein Teleskop mit bis zu rund 500mm Brennweite voraus, um den Mond noch komplett auf dem kleinen Chip einer CCD-Kamera abbilden zu können.
Bei einem Blick auf die Mondoberfläche durch ein Teleobjektiv oder ein Teleskop werden sofort unterschiedliche Strukturen deutlich: Charakteristisch für die Mondoberfläche sind die sogenannten Meere oder Mare, die durch gewaltige Meteoreinschläge entstanden sind. Die Mare in ihren unterschiedlichen Beleuchtungsverhältnissen im Monatslauf zu dokumentieren, ist eine spannende Herausforderung für Astrofotografen – allein auf der Erde zugewandten Seite des Mondes sind mehr als 30.000 Krater mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer zu zählen.
Nächtliche Aufnahmepraxis
Der Mond sollte bei einem möglichst hohen Stand über dem Horizont fotografiert werden, um die negativen Einflüsse des Horizontdunstes zu verringern. Die richtige Belichtungszeit für Mondaufnahmen hängt von mehreren Faktoren wie der Teleskopöffnung, der verwendeten Brennweite, der Empfindlichkeit des Aufnahmechips und natürlich den lokalen Bedingungen ab. Die Belichtungszeiten liegen aber stets im Bereich von Sekundenbruchteilen und können einfach mit der Histogrammfunktion der Aufnahmesoftware kontrolliert werden: Der "Berg" in der Histogrammdarstellung der Aufnahmesoftware darf an keiner Seite anstoßen oder gar abgeschnitten sein. Je nach Bedingungen sollten mehrere hundert oder mehrere tausend Bilder aufgenommen und in höchster Qualität als Filmsequenz abgespeichert werden.
Praxistipps
Checkliste Mondfotografie
• Bereits vor Beginn der Beobachtungsnacht sollte das Teleskop in den Schatten ins Freie gestellt werden, um auskühlen zu können
• Ein Beobachtungsort außerhalb von Siedlungen sollte gewählt werden, um Streulicht und die negativen Auswirkungen der Wärmestrahlung zu reduzieren
• Montierung aufbauen und mit einem Kompass grob ausrichten
• Teleskop und Kamera montieren
• Montierung ausbalancieren
• Kamera und Notebook an Stromversorgung anschließen, Kamera an Notebook anschließen
• Software für Bildaufnahme auf dem Notebook starten, Aufnahmeverzeichnis und Aufnahmeparameter eingeben
• Motorische Nachführung starten
• Kamera sorgfältig fokussieren
• Belichtungszeit einstellen (hierbei Histogramm beachten)
• Aufnahmeserie(n) durchführen
Schärfere Bilder
Später bei der digitalen Bildverarbeitung werden dann die schärfsten Bilder zu einem Summenbild verarbeitet. Auf diese Weise kann nicht nur die Luftunruhe aus den Bildern herausgerechnet, sondern auch das Rauschen der Aufnahmekamera vermindert werden. Welches Datenformat dabei gewählt wird, hängt ganz wesentlich von der verwendeten Software ab. Das SER-Format, das beispielsweise die Software Lucam-Recorder von Heiko Wilkens und Genika Astro von AiryLab sowie FireCapture von Torsten Edelmann unterstützt, hat sich dabei bewährt.
Für die Bildverarbeitung stehen verschiedene Programme zur Verfügung: Die kostenlose Software Autostakkert!2 eignet sich beispielsweise sehr gut, um Mondaufnahmen zu entwickeln. Das Programm ist sehr übersichtlich aufgebaut und selbsterklärend: Sehr schnell werden Sie damit eindrucksvolle Mondaufnahmen erstellen können!
Autor: Ullrich Dittler / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH