Striche am Himmel
Warum nicht die Drehung des Sternhimmels nutzen? Strichspuraufnahmen sind eindrucksvoll und perfekt für den Einstieg.
So gelingen eindrucksvolle Strichspuraufnahmen
Es ist faszinierend, die Wanderung der Sterne am Himmel in Form von Strichspuraufnahmen (engl. Startrails) sichtbar zu machen. Wenn dabei der Polarstern mit im Bild ist, wird auch die Drehung des Himmels um den Himmelspol eindrucksvoll deutlich. Und das Beste: der technische Aufwand zur Erstellung von Strichspuraufnahmen ist gering.
Der prinzipielle Ablauf zur Erstellung von Strichspuraufnahmen ist recht einfach: Mit einer Kamera werden kontinuierlich Fotos einer Himmelsregion angefertigt und so wird die Wanderung der Sterne über den Himmel innerhalb einer längeren Zeit festgehalten. Durch die anschließende Addition dieser Aufnahmen per digitaler Bildverarbeitung kann die Gesamtbelichtungszeit einer solchen Strichspuraufnahme mehrere Stunden betragen, ohne dass die Nachteile einer einzelnen mehrstündigen Belichtung das Bild stören.
Notwendige Ausrüstung
Als Ausrüstung für den Einstieg in die Strichspurfotografie reichen ein ausreichend stabiles und standfestes Stativ, eine Kamera und ein Fernauslöser. Die Kamera sollte über eine Weitwinkeloptik verfügen, um einen möglichst großen Ausschnitt des Himmels – und damit ein großes Feld der wandernden Sterne – abbilden zu können. Auch ist es erforderlich, dass die Belichtungszeit manuell eingestellt werden kann. Zudem muss ein Fernauslöser angeschlossen werden können, um die Kamera erschütterungsfrei auszulösen. Sehr gut eignen sich digitale Spiegelreflexkameras mit lichtstarken Weitwinkelobjektiven (mit Brennweiten zwischen 20 und 35mm) und manuellen Belichtungseinstellungen für die Erstellung von Strichspuraufnahmen.
Auswahl der Motive
Da auf den fertigen Strichspuraufnahmen meist die fotografierten Sternbilder nicht mehr zu erkennen sind, ist es nicht entscheidend, welche Region des Himmels anvisiert wird. Entscheidender für die Ausrichtung der Kamera ist die Frage, ob man nur die Wanderung der Sterne losgelöst von der Landschaft zeigen möchte, oder ob auch Teile der Landschaft den Vordergrund des Fotos prägen sollen. Einzelne Gegenstände wie Bauwerke, typische Landschaftsformationen oder Bäume im Vordergrund können die Aufnahmen interessanter und plastischer machen. Allerdings sollten keine Fahnen oder Pflanzen im Bild sein, die während der Aufnahme im Wind schwanken. Befindet sich der Himmelspol im Bildfeld, werden die Strichspuren im fertigen Bild um diesen rotieren.
Nächtliche Aufnahmepraxis
Strichspuraufnahmen sollten in Nächten um Neumond erstellt werden, damit keine schwachen Sterne durch das helle Mondlicht verschluckt oder überstrahlt werden. Zur Ermittlung der Belichtungszeit sind Probeaufnahmen und ein Blick auf deren Histogramm unerlässlich. Kein Teil des Bildes sollte über- oder unterbelichtet sein. Die Empfindlichkeit (etwa 400 oder 800 ISO) und die Belichtungszeiten sollten so gewählt sein, dass möglichst viele Sterne sichtbar werden. Die Anzahl der anzufertigenden Bilder wird eigentlich nur von der Kapazität des Kameraspeichers und der Batterie beschränkt.
Vor dem Starten der Aufnahmeserie sollte man sich davon überzeugen, dass der automatische Weißabgleich, der Autofokus und der Bildstabilisator der Kamera ausgeschaltet sowie als Dateiformat das JPG- oder RAW-Format gewählt wurde (wobei die Speicherung der größeren RAW-Dateien länger dauert und daher die Zeitabstände zwischen den Aufnahmen größer werden – und damit auch die Lücken in den Strichspuren). Die kamerainterne Rauschunterdrückung sollte ebenfalls deaktiviert sein. Da der Autofokus meist nicht funktioniert, ist zudem eine manuelle Fokussierung notwendig; hierbei hilft die vergrößerte Anzeige des Live-Bildes auf dem Kameradisplay.
Bildverarbeitung
Die Verarbeitung der einzelnen nächtlichen Aufnahmen zu einer Strichspuraufnahme kann grundsätzlich mit jeder Bildverarbeitungssoftware manuell erfolgen. Deutlich einfacher als die manuelle Verarbeitung ist es aber, für die Verarbeitung der Strichspuraufnahmen ein für diese Aufgabe spezialisiertes Programm zu verwenden, wie etwa das kostenlose Startrails für Windows oder StartStaX für Mac.
Autor: Ullrich Dittler / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH