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Praxis

Austausch von Schmiermitteln

Weniger ist mehr oder viel hilft viel? Warum mechanisch anspruchsvolle Teleskope und Montierungen richtig geschmiert sein müssen.

Meist bekommt
man mehr Fett als man
braucht. Aufgezogen wird
es natürlich ohne Kanüle,
dann mit wohldosiertem
Druck aufgetragen. S. Wienstein Meist bekommt man mehr Fett als man braucht. Aufgezogen wird es natürlich ohne Kanüle, dann mit wohldosiertem Druck aufgetragen. S. Wienstein

Gut geschmiert...

Es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass mechanisch anspruchsvolle Instrumente so geschmiert sind, dass sie im zu erwartenden Temperaturbereich zwischen –5°C und +30°C klaglos ihren Dienst tun. Leider ist das nicht immer der Fall: Probleme macht hier gerne der sogenannte China-Honig – honiggelbes Fett, das bei Temperaturen unter 10°C sehr zäh wird. Man findet es beispielsweise am Zahntrieb von Okularauszügen, Lagern und Getrieben von Montierungen. Um es loszuwerden und durch hochwertiges Fett zu ersetzen, kommt man oft um eine völlige Demontage nicht herum. Das Fett kann dann mit Lösemitteln wie Waschbenzin, Isopropanol oder schlicht Bremsenreiniger entfernt werden – aber Vorsicht: Metalle sind hier natürlich unempfindlich, Lack und Kunststoff aber gilt es zu schonen. Besonders Isopropanol kann Kunststoffe mit Weichmachern als Spätfolge butterweich werden lassen, auch wenn der Kunststoff nur kurz damit in Berührung gekommen ist.

Als neues Schmiermittel kommen unter anderem Teflonfette oder lithiumverseifte Fette mit großem Temperaturbereich infrage. Sollen Kunststoffgetriebe gefettet werden, ist unbedingt darauf zu achten, dass das Fett damit verträglich ist. Um Fett an schwer zugänglichen Stellen und wohldosiert aufzutragen, empfiehlt es sich, das Fett in eine Spritze aufzuziehen und dann durch eine Kanüle aufzutragen. Je nach Konsistenz des Fetts kann man verschiedene Kanülen-Durchmesser probieren.

Autor: Sven Wienstein / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH