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Praxis

Tuning mit Licht

Oft sind es Kleinigkeiten, die über Spaß und Erfolg beim Beobachten entscheiden. Das richtige Licht gehört schon mal dazu.

Auf die Beleuchtung kommt es an: Am besten ist sie tiefrot. S. Wienstein Auf die Beleuchtung kommt es an: Am besten ist sie tiefrot. S. Wienstein

Ein auf die Beobachtungssituation angepasstes Beleuchtungskonzept kann für deutlich bessere Ergebnisse sorgen

Rotlicht sollte vor allem tiefrot sein – und das ist es nicht immer. Meist bemerkt man das aber nur im direkten Vergleich. Auch LEDs sind nicht automatisch richtig rot. Wer selbst für Beleuchtung sorgt, sollte bei der Auswahl der LED auf Typen mit einer Hauptwellenlänge um 650nm achten. Wer Leuchten kauft, sollte die Lichtfarbe und die Verarbeitung prüfen. Bei einigen Lampen werden weiße LEDs mit rot gefärbten Streulichtscheiben gefiltert. Deren Rotlicht ist zwar in Ordnung, aber bei einigen Produkten kann Weißlicht durch schlechte Passgenauigkeit am Gehäuse ausbrechen. Wer in wirklich dunkler Umgebung beobachtet, wird das Weißlicht zum Beispiel auf der Karte sofort bemerken.

Bei intensiver Beobachtung sollte dann sämtliches Licht abgeschaltet werden. Gegen Licht aus der Umgebung hilft eine gut passende Augenmuschel am Okular und im Extremfall ein Beobachtungstuch, unter dem man sich abschirmt. Schaut man mit dem freien Auge oder auch nur am Okular vorbei auf einen weißen Tubus, kann selbst das stören. Deep-Sky-Beobachter kleben daher schwarze Veloursfolie um den Okularauszug herum auf störend sichtbare Bereiche des Tubus.

Störende Kontrollleuchten

Mit der zunehmenden Technisierung unseres Hobbys finden sich aber auch immer mehr meist unnötige Lichtquellen, wie etwa Kontroll-LEDs, die der Mode nach allzu gern grell blau oder grün leuchten. Berüchtigt sind hier die LEDs an Handsteuerboxen. Manche sind schwach genug, um sie mit einem wasserfesten Stift zu schwärzen. Reicht das nicht, kann man mit Alufolie und Klebeband für eine undurchdringliche Abdeckung sorgen, die bei Bedarf rückstandslos zu entfernen ist.

Displays von Kamera, Laptop, Smartphone und leider auch immer öfter von intelligenten Teleskopsteuerungen können selbst bei an sich roter Darstellung die Adaption stören. Apps und Programme, welche die Anzeige auf rote Farbe umschalten, reichen nicht, weil viele Displays immer weißes Hintergrundlicht erzeugen oder weil die roten Display-Leuchtstoffe nicht tiefrot sind. Hier ist rote Filterfolie die Lösung. Sie lässt sich leicht als Filterfolie für Bühnenscheinwerfer beschaffen und kann dann passend zugeschnitten werden. Da diese Folie sehr dünn ist, funktionieren auch Touch-Displays.

Wenn Jupiter blendet

Angesichts des geschilderten Aufwands für rote Beleuchtung mag es zunächst befremdlich erscheinen, dass Sternfreunde den Teleskoptubus in der Nähe des Okularauszugs manchmal auch mit Weißlicht anleuchten. Das kann aber durchaus sinnvoll sein: Bei der Beobachtung heller Objekte wird das Auge leicht geblendet. Ganz besonders ist das bei Jupiter der Fall. Der Riesenplanet ist hell und seine Details sind in Pastelltönen gehalten. Zwar lässt sich nun durch Graufilter und eine hohe Vergrößerung die Bildhelligkeit reduzieren, trotzdem kommt es zur Blendung, weil das Auge den Riesenplaneten als kleines, helles Objekt in einer dunklen Umgebung wahrnimmt. Ein weiterer Fall ist die Doppelsternbeobachtung bei großem Helligkeitsunterschied, wenn die schwächere Komponente für eine Erkennung ohne Dunkeladaption hell genug ist, die stärkere Komponente sie aber durch Blendung überstrahlt.

Hier kann weißes Umgebungslicht helfen, das Auge anzupassen. Es gilt eine weiße Lichtquelle, beispielsweise eine Taschenlampe oder eine LED-Leuchte mit Schwanenhals so auszurichten, dass man nicht direkt in die Lampe schaut, aber um den Okularauszug herum eine angenehme Helligkeit sieht. Hier gerät man natürlich in Widerspruch zur oben geschilderten dunklen Abklebung des Tubus. Aber ein Blatt Papier oder eine passend ausgeschnittene Pappe ist schnell mit Klebeband befestigt, egal ob man nun schwarz oder weiß häufiger benötigt.

Autor: Sven Wienstein / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH