Richtig eingesetzt
Zusatzoptiken wie Korrektoren, Reducer und Barlows können die Brennweite einer Optik verändern und die Abbildung verbessern.
Teleskop-Tuning durch Zusatzoptiken vor Okular und Kamera
Ob nun vor dem Okular oder dem Kamera-Chip: Zusatzoptiken sind eine elegante Form des Teleskop-Tunings. Korrektoren verbessern die Abbildung, Reducer und Barlow verändern Brennweite und effektives Öffnungsverhältnis.
Die wohl verbreitetste Zusatzoptik ist die Barlow-Linse. Sie verändert vor allem die effektive Brennweite des Teleskops um den angegebenen Faktor. Eine 2× Barlow macht also aus 750mm Brennweite 1500mm – wodurch sich die Vergrößerung aller Okulare entsprechend verdoppelt oder in diesem Beispiel der Mond formatfüllend fotografiert werden kann. Sie ist allerdings kein Wundermittel: Durch die gesteigerte Vergrößerung wird das Bild genauso dunkler, als wenn ein Okular mit entsprechender Brennweite zum Einsatz kommt.
Ein gewisses Manko bleibt: Keine optische Fläche ist frei von Fehlern und bei einer Barlow muss man mit mindestens vier und manchmal sechs oder acht Flächen rechnen. Selbst bei bester Qualität bedeutet das einen kleinen Verlust an Licht und Kontrast. Zu günstig gefertigt ist eine Barlow dann eher eine Notlösung. Gut gerechnete und hochwertig gefertigte Barlows können hingegen noch mehr: Sie wirken positiv auf die Bildfeldwölbung oder kompensieren bei entsprechender Auslegung die Koma am Bildrand des Newton.
Barlow, Shapley und Reducer
Je kürzer eine Barlow gebaut ist und je stärker ihr Faktor, desto größer wird der Augenabstand eines dahinter verwendeten Okulars – leider nicht ohne Begleiterscheinung: Der veränderte Lichtweg kann zu Vignettierungseffekten führen. Je weiter vor der Bildebene eine Barlow sitzt, umso stärker wird die Effektivbrennweite verlängert und umso länger wird der Lichtweg hinter der Barlow. Derart eingesetzt sorgt sie für zusätzlichen Backfokus, um beispielsweise einen Bino-Adapter anzuschließen. An schnellen Teleskopen wird aber ein echter Glaswegkorrektor für Bino-Ansätze benötigt. Er führt absichtlich leichte Korrekturfehler ein, um die Abbildungsfehler der Prismen zu kompensieren.
Eine Shapley-Linse kann man als Barlow mit einem Faktor unter 1× verstehen – also ein Linsensystem, welches die Effektivbrennweite verkürzt. Das nutzt eher dem Fotografen, der auf einem kleinen Chip mehr Himmelsausschnitt bei kürzerer Belichtungszeit unterbringen kann. Werden dabei noch spezifische Abbildungsfehler eines Teleskops behoben, so erhält man einen fotografischen Reducer – was dem Begriff nach natürlich nur die Brennweitenreduzierung beschreibt, während speziell angepasste Reducer auf viele Abbildungsfehler positiv einwirken können. Visuelle Beobachter setzen besser Okulare langer Brennweite ein, denn eine Shapley-Linse kann bei gleicher Größe keinen größeren Himmelsausschnitt aufnehmen als ein entsprechend ausgewähltes Okular.
Abbildungsfehler beheben
Reine Korrektoren ändern die Brennweite kaum, beheben aber Abbildungsfehler. Bekannt sind Komakorrektoren für Newtons, aber auch Bildfeldebnungslinsen. Man kann sich vorstellen, dass Korrektoren umso besser funktionieren, je spezieller sie auf einen bestimmten Optiktyp und seine individuellen Abbildungsfehler abgestimmt sind. Wird ein Fehler korrigiert, den die Optik vor dem Korrektor gar nicht hatte, so wird praktisch das Gegenteil erzeugt: eine Art umgekehrter Bildfehler. Einer der extremsten Korrektoren ist oder war wohl der "Chromakorr", der aus einem achromatischen Refraktor die Abbildung eines ED-Apos herausholen konnte. Dafür genügte es aber nicht, den Korrektor für speziell eine Teleskopserie abzustimmen, sondern es mussten möglichst exakt passende Exemplare von Teleskop und Korrektor aus der Masse der Serienstreuung selektiert werden. Die Preisentwicklung heutiger ED-Apos macht das unattraktiv.
Autor: Sven Wienstein / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH