Überhaupt nicht verklemmt
Prismenschienen und Rohrschellen verbinden Teleskop-Tubus und Montierung. Was tun, wenn die Schiene den Tubus nicht mehr optimal hält?
Manche Dinge sind ganz plötzlich Standard, ohne dass sie jemand dazu ausgerufen hat. Das gilt auf jeden Fall für die Prismenschiene im Vixen-Format mit 45mm Basisbreite. Das Maß der Dinge für Teleskope bis 8 Zoll Öffnung – oder manchmal auch etwas mehr. Meist sind die Schienen aus Aluguss und ausgehöhlt, bis auf Stabilität gebende Verstrebungen. Was aber tun, wenn man das Gefühl hat, dass die meist 18cm lange Schiene den Tubus nicht optimal hält?
Ein Irrglaube ist, dass eine längere Schiene durch den größeren Schellenabstand den Tubus besser stabilisiert. Das ändert lediglich die Frequenz der auftretenden Schwingungen, die nämlich auch der Länge nach an einer zu schwachen Schiene entstehen können. Und gerade lange Schienen sind gern aus dem eindeutig schwächsten Werkstoff gefertigt: Pressstrang-Aluminium.
Wirklich sinnvoll ist dagegen die Stabilisierung des Rohrschellenkäfigs, indem man gegenüber der Schiene eine zweite oder praktischer einen Griff verschraubt. Viele Griffe passen in der Länge gleich zur Vixen-Schiene mit M6- bzw. Fotogewinde-Schraublöchern in 160mm Abstand. Aber auch den Übergang zwischen Schiene und Schelle sollte man betrachten: Einige Schellen bieten kleine Konterschrauben, die anstelle der unebenen Oberfläche des typischen Hammerschlag-Lacks die Kräfte übertragen.
Oft ist die Schiene auch direkt am Tubus befestigt – keine gute Idee, wenn der Tubus zu weich ist. Da helfen auch Verstärkungsbleche kaum, wenn der Tubus einfach neben dem Blech federt. Rohrschellen geben solchen Tuben mehr Stabilität, können sie aber auch deformieren, wenn die Schellenform nicht genau passt oder die Verschlüsse übertrieben festgezogen werden.
Autor: Sven Wienstein / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH