Entspannungskurs
Verspannte Nackenmuskeln erfordern einen passenden Beobachtungsstuhl. Und verspannte Spiegel erfordern einfach ein wenig Spiel.
Entspannt beobachten – das gilt auch für die Optik. Ob Spiegel oder Linse, beide sind aus Glas oder zumindest Glaskeramik gefertigt. So hart sie erscheinen mögen: Unter Druck verformen sie sich. Schlechte Abbildung ist die Folge. Gerade aus Kunststoff gefertigte Teile, aber auch Metalle, schrumpfen bei Kälte stärker als darin gefasstes Glas. Eine zu enge Taukappe kann so das Objektiv quetschen oder der zu enge Rand einer Fangspiegelfassung. Ein Spiegel schrumpft bei Kälte immer anders als die Fassung. Ist er verklebt, müssen die Klebepunkte nachgiebige Silikon-Blobs sein.
Optiken brauchen also sowohl Führung als auch minimales Spiel. Spiegel benötigen je nach Dicke genügend Auflagepunkte. Zu fest angezogene Klammern und Befestigungsringe müssen immer vermieden werden.
Manchmal ist es schwerer, die Ursache zu erkennen, als sie dann zu beheben. Hier hilft der Sterntest: Dreieckig verzogene Ringe im Beugungsbild weisen auf die typischen drei Halteklammern hin. Astigmatismus, also längliche Sterne, die im besten Fokus kleine Kreuze formen, sprechen für eine verspannte Fassung. In der Auskühlphase, wenn der Kern von Linse oder Spiegel noch wärmer ist als die Oberfläche, entstehen Fehler wie Über- oder Unterkorrektur. Typisch ist auch, dass die Probleme in milden Nächten oder bei Zimmertemperatur verschwinden. Die Reparatur ist meist einfach. Abschmirgeln zu enger Kunststoffteile kann schon reichen.
Autor: Sven Wienstein / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH